Köln

Widerstand in Köln 1933

Gedenktafel.

Köln 3. März 1933 Elsaßstraße

»3. März 1933. Mehrere Wochen nach der Macht­über­nahme marschier­ten SA-Trupps erst­mals durch die Elsaß­straße, die als Hoch­burg der Kom­mu­nis­ten galt. Die Bewoh­ner bewar­fen die Natio­nal­so­zia­listen aus den Fens­tern mit Blumen­töp­fen, Flaschen, Müll­ton­nen und anderen Gegen­stän­den. Die dama­lige Schutz­poli­zei eröff­nete darauf­hin das Feuer und nahm 70 Per­so­nen fest.«

So lautet der Text einer Gedenk­tafel in der Kölner Elsaß­straße. Die DKP Gruppe Köln Innen­stadt erin­nerte mit einer kleinen Kund­ge­bung an dieser Stelle an den Jahres­tag dieses Ereig­nisses. Es sprach der Kreisvorsitzende Klaus Stein.

 

Der Text der Rede:

Kundgebungsteilnehmerinnen und Kundgebungsteilnehmer mit DKP-Fahne.Liebe Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,

heute vor 79 Jahren war der 30. Januar 1933, der Tag, an dem Hitler zum Reichskanzler gemacht worden war, gerade mal 36 Tage her. Schon am 1. Februar berichtete die Zeitung der Kölner KPD, die »sozialistische Republik« unter der Überschrift »Nazi-Terror in Köln – Feuerüberfall auf das Parteibüro in Mülheim« von Überfällen auf Arbeiter, Straßenpassanten und Arbeiterlokale.

Klaus SteinSA ist die Abkürzung für Sturmabteilung. So hieß die paramilitärische Kampforganisation der Nazipartei. 80 SA-Leute überfielen das Büro der KPD-Stadtteilleitung. Sie gaben Serien von Schüssen auf das Lokal ab. Genossen wurden alarmiert, konnten den Überfall abwehren und die Banditen in die Flucht schlagen. Auch ein Verkehrslokal des sozialdemokratischen Reichsbanners wurde an diesem Tag überfallen. Die Nazis drangen in das Lokal ein, wer nicht mit Heil Hitler antwortete, bekam einen Schlag ins Gesicht.

Kleines Mädchen mit Nelken.Solche Berichte mussten die Kölner Arbeiterzeitungen im Februar 1933 täglich bringen. Den bürgerlichen Zeitungen war der Karneval wichtiger. Aber die Antifaschisten blieben aktiv, überall wurden Flugblätter verteilt. Die KPD hatte zu dieser Zeit in Köln etwa 5000 Mitglieder.

Am 20. Februar besetzte die Polizei Verkehrslokale und Büros der KPD in Sülz, Deutz, Mülheim und Ehrenfeld, führte bei Funktionären Haussuchungen durch und beschlagnahmte die »Sozialistische Republik« bei den Straßenverkäufern.

Am 22. Februar, ernannte der neue Innenminister Hermann Göring die SA zur Hilfspolizei. Am 27. Februar steckten die Nazis den Reichstag in Brand, beschuldigten die KPD und verhafteten noch in der derselben Nacht im gesamten Reichsgebiet an Hand von vorbereiteten Listen 10 000 Menschen, vorwiegend Kommunisten.

Kundgebungsteinehmer mit DKP-Fahne.Am Freitag, den 3. März, marschierte hier durch die Elsaßstraße die SA. Alleine konnten das die SA-Leute bis dahin immer noch nicht wagen. Das sollte anders werden. Deswegen wurden die Kolonnen mit Polizeibegleitung durch die Arbeiterstraßen geschickt.

Und hier in der Elsaßstraße war es gegen 19.00 Uhr soweit. Die braunen Kohorten wurden mit Flaschen und Blumentöpfen empfangen. Sogleich eröffnete die Polizeibegleitung das Feuer aus Karabinern und Pistolen, sperrte mit mehreren Überfallkommandos und einem schweren Panzerwagen das ganze Viertel ab, durchkämmte die Wohnungen und führte schließlich bis 23.00 Uhr etwa 70 Personen ab.

Wir erinnern heute nicht nur an dieses Ereignis in der Elsaßstraße, an ihre Bewohner, die so mutig auf die Naziprovokation vor 79 Jahren geantwortet haben, sondern auch an die Kölner Genossen, die den Widerstand gegen Faschismus und Krieg mit Haft und Folter bezahlen mussten, hunderte mit ihrem Leben.

3. März 2012