Kultur
Die Weihnachtsgeschichte
Marxistische Neufassung
Wir schreiben das Jahr 0. Oder 1 oder 2, oder auch 2 oder 1 vor 0 – wir wissen das nicht mehr ganz genau. Das Römische Reich schritt zum Zenit seiner Macht und unter der Pax Romana tobten im Heiligen Land die Klassenkämpfe. Religiöse, kopflose Prediger wie Johannes, der Friede sei auf ihm, prophezeiten die Ankunft eines Retters, des sogenannten Messias.
Der vor Ort regierende König der Juden, Herr Herodes, glaubte als unaufgeklärter Despot dieses Ammenmärchen und trachtete es zu verhindern.
Es begab sich aber nun in den Tagen, dass vom Kaiser Augustus ein Gebot erging, dass der ganze Erdball (urbi et orbi) sich schätzen lassen sollte (aldi et obi). So musste auch Josef, ein Zimmermann zu Fuß und per Esel in seine Heimatprovinz latschen, um sich schätzen zu lassen.
Seine Frau aber mit Namen Maria war schwanger von einem Hochstapler und flunkerte ihrem Mann was von einem «heiligen Geist» vor. Der naive Handwerker verbreitete ab nun selbst das Wunder von der unbefleckten Empfängnis.
So erwartete alle Welt die Ankunft des Kindes, des Sohnes Gottes, des Messias, der Friede sei auf ihm.
Als wenn man sonst keine Probleme gehabt hätte.
Nicht nur Herodes lauert und die Hirten legten Nachtschichten ein – auch kamen drei erbärmliche Drogendealer als Könige getarnt aus dem fernen Afghanistan, wo schon damals der herrlichste Mohn wuchs. Sie wussten: eine Gesellschaft im Verfall braucht Opium.
Aber es dauert noch über 1800 Jahre, bis am 5. Mai 1818 in Augusta Treverorum ein Kind geboren wurde unter einem fünfzackigen Stern. Es brachte die Flamme des dialektischen Materialismus in die Welt und verkündete die frohe Botschaft:
EXPROPRIATION DER EXPLOITATEURE!*
Friede der Partei in der Höhe
und den Genossen auf Erden.
Text und Zeichnung: Hugo von Span
Anmerkung: In Polen ist diese Geschichte verboten.
Für einen großen Teil unserer Leserinnen und Leser, die bisher noch nicht einen Grundlehrgang an der Karl-Liebknecht-Schule besuchten und auch nicht in den Genuss von Lateinunterricht kamen: das lateinische Wort Expropriation bedeutet Enteignung. Die marxistische Theorie versteht unter Expropriation insbesondere die Enteignung der Besitzer von Produktionsmitteln durch ökonomische oder politische Gewalt im Interesse einer Klasse. Die proletarische Revolution soll die Expropriation der Expropriateure, d.h. die Überführung der Produktionsmittel in die Hände des Proletariats, bewirken. Ach ja – und Exploitateure – das sind die Ausbeuter. (Quelle: wissen.de)