Antifaschismus

»No pasarán!« in Düsseldorf

5.500 Gegen­demons­tranten

Demonstranten mit Fahnen und Transparenten.

300 Provokateure der Dügida, einem rechten Ableger der rechten NRW-Pegida, versammelten sich am Montag unter dem Schutz von 1.000 Polizisten in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofes. Dügida-Führerin Melanie Dittmer bekam zudem die Unterstützung von 30 polizeilich registrierten Neonazis, die aus Dortmund angereist waren. Bis 19 Uhr hatten es lediglich etwa 120 Dügida-Anhänger zum Hauptbahnhof geschafft. Sie wurden dort von Nazigegnern zunächst eingekesselt und an ihrem »Rundgang« gehindert. Insgesamt standen der Dügida zwei Gruppen mit 5.500 Gegendemonstranten gegenüber.

Die Rechten gaben auf einem Transparent vor, den »deutschen Boden« zu verteidigen. Unter den Deutschlandfahnen auch eine, an deren Stange ein Kruzifix mit Jesus-Figur befestigt war. Assoziationen an die christlichen Kreuzzüge wurden wach. Daneben eine einzelne norwegische Flagge, die bei manchen Beobachtern Assoziationen zu dem islamfeindlichen und rechtsextremistischen Anders Behring Breivik weckte, der 2012 insgesamt 77 Menschen ermordet hatte. Dittmer drohte, dass man wöchentlich wiederkommen werde. Eine spätere Drohung: »Wir kriegen Euch alle!«

Angesichts dieser makabren Inszenierung schallte den Dügida-Rechten ein vielfaches und unüberhörbares »Ihr seid so lächerlich! Ihr seid so lächerlich!« entgegen. Dügida scheiterte am Montag mit ihrem Versuch, sich nach der letzten Pleite in Köln nun in Düsseldorf mächtig aufzustellen.

Für diese Niederlage gab es zwei wesentliche Gründe: Innerhalb der NRW-Pegida kam es zu einer Spaltung, weil ein Teil der Gruppierung die Auschwitz-Verunglimpfung und Neonazi-Verbindungen von Melanie Dittmer nicht akzeptierte und sich deshalb von ihr distanzierte. Dittmer hatte sich geweigert, ihre relativierende Aussage über Auschwitz zu revidieren.

Diese rechtsextremistische Haltung führte andererseits dazu, dass sie zwar mehr Zulauf aus dem rechten radikalisierten Spektrum bekam. Es blieb aber ein verschwindend kleiner Haufen.

Der zweite Grund: Ungeachtet der Differenzen in taktischen Fragen zur Organisation der Gegendemonstration bestand darin Einigkeit bei Parteien sowie mehr als 20 Initiativen, Gewerkschaften, Sportvereinen, Kirchen und Kultureinrichtungen, dass Dügida sich in Düsseldorf nicht breit machen dürfe. Im linken Spektrum lautete die Forderung »No pasarán!« (»Sie werden nicht durchkommen!«). Der Appell ging zurück auf den Kampfruf von Dolores Ibárruri (»La Passionaria«) zur Verteidigung Madrids gegen die Franco-Faschisten. In Düsseldorf fruchtete der Appell über lange Zeit, wurde dann aber durch den Geleitschutz der Polizei für Dügida unterlaufen.

Auf eine breite Gegenwehr orientierten sich auch die Demonstranten, die dem »Düsseldorfer Appell« vor dem DGB-Haus gefolgt waren. Sie verurteilten Dügida mitsamt ihrem völkischen Ideologie-Brei. Um die Rechtspopulisten wenigstens symbolisch im Dunkeln stehen zu lassen, hatte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) angekündigt, das Licht im Rathaus, am Rheinturm und anderen öffentlichen Gebäuden löschen zu lassen. Mehrere Kultureinrichtungen hatten sich dieser Idee angeschlossen. Daraufhin wurde ihm auf Antrag Dittmers vom Verwaltungsgericht Düsseldorf wegen »Parteilichkeit« untersagt, öffentlich Stellung zu beziehen. Erst vor dem Oberverwaltungsgericht konnte Geisel sein Anliegen durchsetzen. Für eine tatsächliche Verhinderung der Dügida-Aktivitäten war dieses Engagement allerdings nicht geeignet.

Uwe Koopmann
Foto: Gisela Blomberg