Bergisch Gladbach

Bergisch Gladbach: Messerattacke gegen Bürgermeisterkandidat

Tomás M. Santillán mit Messer bedroht und angegriffen

 

Porträt Tomás M. Santillán.

Ber­gisch Glad­bach, 19. Mai 2014 | Auf dem Heim­weg von ei­ner pri­va­ten Ein­la­dung bei ei­nem Freund wur­de der Bür­ger­meis­ter­kan­di­dat der LIN­KEN in Ber­gisch Glad­bach, Tomás M. San­til­lán mit ei­nem Mes­ser be­droht und an­ge­grif­fen, als er mit sei­nem PKW an­hielt, um ein be­schä­dig­tes Wahl­pla­ka­t der LIN­KEN neu zu be­fes­ti­gen.

Am Sonn­tag, den 18.05.2014 ge­gen ca. 22 Uhr griff ein Mann mitt­le­ren Al­ters in Re­frath Mit­te von hin­ten an, riss Tomás M. San­til­lán zwei Wahl­pla­ka­te aus der Hand und warf sie in ein Blu­men­beet di­rekt an der Ecke Sie­ben­mor­gen/Dol­man­stra­ße. Au­ßer­dem ent­riss der an­grei­fen­de Mann den Hän­den von Tomás M. San­til­lán ein Tü­te mit Ka­bel­bin­dern, die zur Mon­ta­ge der Pla­ka­te be­nö­tigt wer­den. Als der Bür­ger­meis­ter­kan­di­dat der LIN­KEN ver­bal da­ge­gen pro­tes­tier­te zog der of­fen­sicht­lich al­ko­ho­li­sier­te Mann ein ge­fähr­li­ches Klapp­mes­ser, be­droh­te San­til­lán und griff an. San­til­lán wich in­stink­tiv zu­rück und such­te zu­nächst Schutz auf of­fe­ner Stra­ße.

 Der be­waff­ne­te Mann brüs­te­te sich da­mit, dass die Pla­ka­te der LIN­KEN von ihm be­schä­digt und ab­ge­ris­sen wer­den. Das ma­che er nicht al­lei­ne und es gä­be vie­le an­de­re, die das »hier« tä­ten. Wäh­rend er Tomás M. San­til­lán wört­lich als »Miss­ge­burt« be­schimpf­te be­zog sich der An­grei­fer auf ein Pla­kat der NPD, hob es hoch, und lob­te es: »Dies ist die rich­ti­ge Par­tei.«, sag­te der Mann.

­Tomás M. San­til­lán ge­lang es ei­nen 110-Not­ruf ab­zu­set­zen Im Ver­lauf der Aus­ein­an­der­set­zung spuck­te der po­li­tisch mo­ti­vier­te Straf­tä­ter dem Lin­ken-Kan­di­da­ten ins Ge­sicht und ver­setz­te ihm ei­nen schwe­ren Schlag ge­gen den Kopf. Der LIN­KE-Kan­di­dat war zu kei­nem Zeit­punkt hand­greif­lich oder be­droh­lich.

­Die­se Vor­gän­ge wur­den von zwei Zeu­gen be­ob­ach­tet, von de­nen ei­ner mit Cou­ra­ge ins Ge­sche­hen ein­griff und ver­such­te ei­ne Es­ka­la­ti­on zu ver­hin­dern. Tomás M. San­til­lán ge­lang es durch ver­ba­les Ein­re­den auf den An­grei­fer so­lan­ge am Ort des Ge­sche­hen zu hal­ten, bis die Po­li­zei kur­ze Zeit spä­ter ein­traf und des­sen Per­so­na­li­en fest­stel­len konn­te. In An­we­sen­heit der Po­li­zei zog der Mann die ge­raub­ten Ka­bel­bin­der aus sei­ner Ta­sche und gab zu, dass er die­se dem Bür­ger­meis­ter-Kan­di­da­ten San­til­lán ent­ris­sen hat­te.

­Glück­li­cher­wei­se wur­de kei­ne Per­so­nen schwe­rer ver­letzt und bis auf die be­schä­dig­ten Pla­ka­te ent­stand auch kein wei­te­rer Sach­scha­den. Tomás M. San­til­lán geht es kör­per­lich gut.

 

»Wir sind er­schro­cken, aber las­sen uns nicht ein­schüch­tern! ­Die NPD muss end­lich ver­bo­ten wer­den!«

­Pe­ter Tschor­ny, Spre­cher DIE LIN­KE. Ber­gisch Glad­bach er­klärt: »Wir sind fas­sungs­los und er­schro­cken über die­se At­ta­cke ge­gen Tomás. Das hät­te je­dem von uns pas­sie­ren kön­nen, und zu oft geht so et­was ge­fähr­li­cher und so­gar le­bens­be­droh­lich aus. Lei­der wird auch von an­de­ren Or­ten be­rich­tet, dass es zu sol­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Un­ter­stüt­zern der NPD, Pro NRW und an­de­rer rech­ter Par­tei­en kommt. Der ge­walt­tä­ti­ge An­griff ei­nes NPD-An­hän­gers zeigt, wes Geis­tes Kind die Un­ter­stüt­zer rech­ter Par­tei­en sind und mit wel­chen Mit­teln sie ge­gen de­mo­kra­ti­sche Par­tei­en vor­ge­hen. In un­se­rem de­mo­kra­ti­schen Rechts­staat ha­ben Ge­walt ge­gen Mit­men­schen, Ras­sis­mus und In­to­le­ranz nichts zu su­chen. Wir wer­den uns nicht ein­schüch­tern las­sen und wei­ter­hin ge­gen men­schen­ver­ach­ten­des Ge­dan­ken­gut vor­ge­hen. Und in die­sem Sin­ne wer­den wir, trotz Be­hin­de­rung, un­se­ren Wahl­kampf wei­ter­ma­chen.«

 

­Tomás M. San­til­lán er­klärt zur Mes­ser­at­ta­cke ge­gen ihn:

»Ich le­be seit mei­nem ers­ten Le­bens­jahr in Re­frath. Im­mer wie­der ha­be ich ras­sis­ti­sche Be­lei­di­gun­gen er­lebt, doch ich bin nicht aus Zu­cker und konn­te im­mer da­mit um­ge­hen. Bis ges­tern Abend konn­te ich ei­nem Ge­walt­an­griff aus­wei­chen. Bei dem An­grei­fer, der mit ei­nem Fahr­rad un­ter­wegs war, han­delt es sich of­fen­sicht­lich um ei­nen Bür­ger die­ser Stadt. Zu­künf­tig wer­de ich al­so vor­sich­ti­ger durch Re­frath ge­hen.

 

Ich dan­ke dem cou­ra­gier­ten Pas­san­ten, der mit sei­nem be­son­nen Ein­grei­fen wohl Schlim­me­res ver­hin­dert hat. Sol­che Men­schen brau­chen wir mehr!

 

Es ist wich­tig, dass man sich nicht ein­schüch­tern lässt, po­li­tisch ak­tiv zu wer­den, um fried­lich für sei­ne po­li­ti­schen Vor­stel­lun­gen ein­zu­tre­ten. Mich be­stärkt die­ser Vor­fall in mei­ner Ar­beit, denn es hät­te auch je­mand an­de­res tref­fen kön­nen. Wir müs­sen in Ber­gisch Glad­bach noch viel tun, da­mit wir ei­ne to­le­ran­te und of­fe­ne Stadt blei­ben, in der Fa­schis­ten und Ras­sis­ten kei­nen Platz ha­ben.

 

In den nächs­ten Ta­gen wer­de ich ver­su­chen mit dem Mann in ei­nen Dia­log ein­zu­tre­ten, um her­aus­zu­be­kom­men, war­um er so ei­nen rech­ten Hass in sich trägt. Ich ken­ne ihn nicht und bin scho­ckiert, dass er trotz­dem oh­ne An­lass an­ders­den­ken­de Mit­men­schen mit ei­ner Waf­fe be­droht. Rechts­ex­tre­mis­mus und Ge­walt ist ein ge­sell­schaft­li­ches Pro­blem und wir müs­sen in­ten­siv nach den Ur­sa­chen su­chen, um die­se zu be­kämp­fen. Viel­leicht ist ein sol­cher Dia­log für ihn ein ers­ter Schritt mit rech­ten Pa­ro­len zu bre­chen.«

 

­Der Staats­schutz in Köln hat die Er­mitt­lun­gen und die An­zei­ge in die­sem Ver­fah­ren über­nom­men.

 

Quelle: DieLinke Bergisch Gladbach