Düsseldorf

Die Synagoge brannte

Gedenktafel für die Synagoge, die bis zum Pogrom in der Friedhofsstr. 11 stand.

Pogrom in Benrath

Am 10. November 1938 um ca. 11 Uhr brannte die Synagoge an der Friedhofstr. 11 in Benrath. Man ging von der Diskriminierung der Juden und dem Boykott jüdischer Geschäfte an der Hauptstrasse und am Markt zum vermutlich von langer Hand vorbereiteten Feldzug über.

 Ein Junge, der 1938 am Martinszug teilnahm, schilderte die Ereignisse wie folgt: «Auf einmal hörte ich Kristall klirren und ein fürchterliches Geschrei, das immer näher kam, und dann merkte ich, dass da Leute waren, die Fensterscheiben eindrückten und einschmissen. Die Polizisten schritten nicht ein, da es SS und SA-Uniformierte waren, die die Fenster bei den Geschäften zertrümmerten. Die Sachen wurden aus den Geschäften auf die Strasse geschmissen und oben aus den Wohnungen flogen Möbel, Geschirr, Porzellan, Glas, Lampen und Wäsche. Die Sachen wurden alle verbrannt. Ein jüngerer Mann versuchte zu helfen und griff ein. Den haben sie total zusammengeschlagen. Da war eine Masse von SA- und SS-Männern, die alle dabei waren und lachten, die Juden standen an der Strasse und weinten und schrien.»

Im «Benrather Tageblatt» erschien ein Artikel, der versuchte die Übergriffe gegen die Juden zu rechtfertigen und behauptete, dass den Juden in Benrath nichts geschehen sei.

Dank der Projektbroschüre «Benrath 1933-1945» einiger Schüler aus dem Selbstverwalteten Jugendzentrum Haus Spilles (erschienen 2002) kennt man dieGeschichte und die Schicksale der jüdischen Familien aus Benrath. Einigen Familienangehörigen gelang die Flucht über Holland oder England nach den USA, andere starben in den verschiedenen Vernichtungslagern.

Drei Ermordete werden durch Stolpersteine im Gedächtnis behalten und eine Gedenkplatte der Stadt Düsseldorf erinnert heute an die Synagoge (siehe Foto).

Beklemmend ist: Bbis heute existieren einige der damals arisierten Geschäfte und nichts ausser der Broschüre vom Haus Spilles erinnert an die früheren Besitzer und man weiss nicht, wie die Besitzverhältnisse danach waren und ob die alten Besitzer und ihre Nachkommen je eine Entschädigung erhielten.

Text: I.Lang
Foto: B.Spahr