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Heyebad: Unter den Stiefeln von SA und SS

DKP möchte Fußbodenfliesen als Geschichtsquelle retten

Personengruppe auf Fliesenboden.


Die DKP Gerresheim setzt sich dafür ein, dass sechs Quadratmeter Fußbodenfliesen nicht durch «Modernisierung» wegsaniert werden, sondern als «Quelle» erhalten werden. Die Fliesen in den gescheckten Farben grau und gelb sind 15x15 cm groß und bedecken im Eingangsbereich des «Heyebades» eine kleine Fläche von 4x1,50 m.

Dieser Fußbodenbereich ist – abgesehen vom Mauerwerk – der einzige steinerne Originalzeuge aus der Frühzeit des «Heyebades». Die Einrichtung in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Gerresheimer Glashütte hatte der Firmeninhaber veranlasst, weil seine Werkswohnungen keinerlei sanitäre Einrichtungen enthielten. Säubern durften sich die Glasmacher und ihre Familien im «Heyebad», streng getrennt nach Männern und Frauen. Dafür gab es sogar Badewannen. Im Keller stand der Kohleofen, der das Wasser erhitzte. Nach dem 2. Weltkrieg war Willy Ploogmakers aus der «Neustadt» dort Heizer. Bis Anfang der 70er Jahre wurde das Bad genutzt. Wie Walter Malzkorn, der die «Anstalt» seit Kindertagen kennt, berichtete, machte «der alte Heye» aus der scheinbaren sozialen Wohltat ein Geschäft: Er kassierte für das Baden.

Jetzt ist das «Heyebad» eine städtische Jugendfreizeiteinrichtung. Die jungen Besucher sind international, die Sozialpädagogen sehr engagiert im Einsatz mit einem breiten Programm.

Vor dem Eingang gibt es eine Tafel, angebracht auf Antrag der DKP, mit der Inschrift «Zu Ehren der Opfer des Naziregimes 1933 bis 1945». Warum die Tafel genau an diesem Gebäude angebracht wurde, ist allerdings nicht zu erkennen. Ebenso unbekannt bleibt, dass sie Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen war, denn selbst der pauschale Text der Platte ging ihren Gegnern zu weit. Erinnerung an den Naziterror und insbesondere Erinnerung an den kommunistischen Widerstand waren nicht erwünscht.

Die Wahlergebnisse vor 1933 gingen in den Wahllokalen rund um die Glashütte für die KPD hoch bis auf mehr als 70 Prozent. Die tiefe Verankerung der Partei in der Bevölkerung zeigte sich auch noch nach dem 28. Februar 1933, als mit der «Verordnung zum Schutz von Volk und Staat» die KPD und der Kommunistische Jugendverband (KJVD) von den Nazis massiv verfolgt wurden: Obwohl klar war, dass kein einziger Kommunist nach den Reichstagswahlen am 5. März 1933 in den Reichstag einziehen durfte, bekam die KPD in Düsseldorf noch 72.000 Stimmen.

Mit der «Razzia von Gerresheim» übten die Nazis am 5. Mai 1933 brutale Rache für diesen Protest: Mehrere 1000 Männer von SA und SS, von Polizei und anderen Hilfsverbänden bildeten einen Kessel in Untergerresheim, durchsuchten Haus für Haus die Arbeiterwohnungen und verhafteten die Kommunisten, derer sie noch habhaft werden konnten. Zentrale der Nazis für diese Aktion war das «Heyebad», wo die Stiefel von SA und SS über den Fliesenfußboden knallten. Von hier wurden die Verhafteten in einem «Marsch der Schande» zur Gestapo-Leitstelle in die Düsseldorfer Innenstadt getrieben.

Die DKP regte nun an , dass diese Funktion der «Badeanstalt» in einer kleinen «Topografie des Terrors» dargestellt werden soll. Die grauen und gelben Fliesen sind die steinernen Zeugen aus dieser Zeit. Die Stadtverwaltung sicherte zwischenzeitlich zu: «Die Fliesen aus der ursprünglichen Zeit bleiben natürlich erhalten.» Für die erklärende Tafel soll ein Gestaltungsvorschlag vorgelegt werden.

Ein informativer Überblick über die Geschichte der Arbeiterbewegung in Gerresheim, über Widerstand und Verfolgung mit Hinweisen auf KPD und DKP findet sich auf einer Stele des Förderkreises Industriekultur neben dem «Heyebad».

Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge