diePille

Bayer-Ausgliederung: Sicherung der Arbeitsplätze gefordert

Heuschrecken laufen sich warm

Hochgefährliche Anlagen

Presse Information vom 30. Oktober 2014

  • Mögliche Übernahme durch Private-Equity-Firmen
  • Bayer MaterialScience: Sicherung der Arbeitsplätze gefordert

Die Pri­va­te-Equi­ty-Fir­men Ad­vent, Car­lyle, Cin­ven, CVC und KKR ha­ben die Kunst­stoffspar­te von Bay­er ins Vi­sier ge­nom­men. An­ge­sichts der Grö­ße des Ge­schäfts – der Kauf­preis dürf­te bei rund elf Mil­li­ar­den Eu­ro lie­gen – pla­nen die Be­tei­li­gungs­ge­sell­schaf­ten ein Kon­sor­ti­um.

Zu erwarten sind negative Auswirkungen für die mehr als 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jan Pehrke vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): »Das Interesse der Heuschrecken verheißt nichts Gutes. Wir befürchten eine Parzellierung von Bayer MaterialScience, die Vernichtung weiterer Arbeitsplätze und eine Absenkung der Löhne – so wie bei vielen Firmenübernahmen durch Private-Equity-Firmen zuvor«. Die CBG fordert den Bayer-Vorstand auf, die Kunststoffsparte nur an einen Investor zu verkaufen, der den Bestand der Arbeitsplätze weltweit garantiert.

Levi Sollie, Vertrauensmann der belgischen Gewerkschaft Algemeen Belgisch Vakverbond (ABVV) bei Bayer MaterialScience in Antwerpen, ergänzt: »Die Gewerkschaften fordern eine Jobgarantie, so wie sie die deutsche Belegschaft erhalten hat. Bayer hat die Verantwortung, unsere Löhne und Arbeitsbedingungen für die kommenden Jahre zu garantieren. Im März 2015 wird das Antwerpener Bayer-Werk seinen 50. Geburtstag begehen – den meisten Arbeitern ist aber nicht nach Feiern zu Mute. Worauf wir jetzt zählen, ist ein Abkommen zur Sicherung der Arbeitsplätze«. Die GewerkschaftsvertreterInnen im Aufsichtsrat hatten der Abspaltung nach Drohungen der Unternehmensleitung zugestimmt. Als Gegenleistung konnte eine Arbeitsplatzgarantie bis 2020 ausgehandelt werden, diese gilt jedoch nur für die deutschen Standorte.

Karikatur: Beschäftigter am zerbrechenden Bayer-Kreuz rollt einen Abhang runter, der Schutzhelm fliegt hinterher.Material Science hatte zwar stets in der Gewinnzone gelegen, dennoch hatten Investoren seit Jahren eine Abspaltung gefordert. Offenbar führte ihre zunehmende Macht – allein der Vermögensverwalter BlackRock hält 30% der Bayer-Aktien – zu der jetzigen Entscheidung. Tatsächlich erhöhte sich der Aktienkurs am Tag der Verkaufsverkündigung um 6%.

Um die Kunststoff-Sparte im Unternehmen zu halten, waren der Belegschaft bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Zugeständnisse abverlangt worden. So hatte Bayer mittels mehrerer »Effizienz-Programme« über 2.000 Arbeitsplätze vernichtet, Werke geschlossen und Bonus-Zahlungen gestrichen. Welche langfristige Entwicklung droht, zeigt die ehemalige Chemie-Sparte von Bayer, die vor zehn Jahren unter dem Namen Lanxess ausgegliedert wurde. Mehrere Tausend Arbeitsplätze wurden seitdem vernichtet, Tausende Mitarbeiter erlitten Lohneinbußen oder wurden in andere Werke versetzt. Im Lauf der Jahre wurdeLanxess immer weiter aufgeteilt – mehrere Bereiche wurden geschlossen, andere verkauft.

Unter dem Dach von MaterialScience befinden sich zahlreiche hochgefährliche Anlagen, zum Beispiel die Produktion von Polyurethan und Polycarbonat, bei der große Mengen toxischer Stoffe wie Chlor, Ammoniak, Kohlenmonoxid sowie das ehemalige Kampfgas Phosgen eingesetzt werden.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG befürchtet daher auch Konsequenzen für die Anlagensicherheit: »Die künftigen Besitzer werden versucht sein, die Kosten für Wartung, Personal und Feuerwehr weiter abzusenken. Dies führt automatisch zu höheren Störfallrisiken. Da Bayer MaterialScience einige der – nach Atomkraftwerken – gefährlichsten Industrieanlagen in Deutschland betreibt, ist dies für die Öffentlichkeit von größtem Interesse. Bayer muss sicherstellen, dass die Betriebssicherheit durch den Verkauf nicht verringert wird.«

Zudem drohen Städten wie Leverkusen, Krefeld und Brunsbüttel Steuer-Verluste, wenn Bayer die Sparte an Private-Equity-Gesellschaften verkauft. Diese bürden den Verkaufspreis gerne ihren Neuerwerbungen als Schulden auf und senken so deren Gewinn. Zudem haben die Finanz-Konzerne ihren Sitz häufig in Steueroasen.

Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
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Karikaturen: Berndt A. Skott