Soziales

Einführung des Achtstundentages vor 100 Jahren

Arbeiterdemo.

«Sozialismus oder Barbarei»

Erinnern wir an die Lehren der Novemberrevolution vor 100 Jahren

In diesen Tagen ist viel zu sehen, zu hören und zu lesen anlässlich des 100. Jahrestages der Novemberrevolution in Deutschland. Verständlich, denn dieses herausragende Ereignis hat die Geschichte Deutschlands maßgeblich verändert: Viele Dinge die uns heutzutage als selbstverständlich erscheinen wurden damals als bleibende Erfolge erkämpft, wie z.B. das Ende der imperialistischen Monarchie – und damit die Republik, betriebliche und gewerkschaftliche Rechte der Arbeiterklasse, der Acht-Stunden-Tag oder dasWahlrecht für Frauen. Bleibende Erfolge, die bis heute jedoch auch Illusionen über die angebliche Reformierbarkeit des Kapitalismus erzeugen, wenn man vergisst, dass sie revolutionär erkämpft werden mussten!

Wer sich wirklich mit den historischen Fakten der Novemberrevolution befasst, der stellt schnell fest, dass nahezu alle aktuellen Verlautbarungen versuchen die Lehren der Geschichte im Nachhinein zu klittern, sie im Sinne der herrschenden Klasse zu verdrehen, besonders wenn diese sie als Geburtsstunde der westlichen, bürgerlich kapitalistischen Demokratie darzustellen versucht.

Im Gegenteil dazu war die Novemberrevolution in Wirklichkeit der erste ernsthafte Versuch der deutschen Arbeiterklasse gegen die Not und das Elend aufzubegehren, welche ihnen die imperialistischen Monarchien im Verbund mit dem Bürgertum mittels Nationalismus, Hunger, Armut, Krieg und Ausbeutung geschaffen hatten: Die erlebte Barbarei des ersten Weltkrieges. Erstmals wagte die Arbeiterklasse den offenen Bruch mit der bürgerlich imperialistischen Herrschaft der Fürsten und des Kapitals.

Revolutionen sind Lokomotiven der Geschichte sagte Karl Marx: Unter dem Eindruck der siegreichen Oktoberrevolution in Russland wählten die revolutionären Arbeiter und Soldaten mitnichten den bürgerlich parlamentarischen Weg für Ihren Entwurf der freiheitlichen Gegenordnung, sondern gründeten vielmehr basisdemokratische Rätevertretungen, die sie hinter Forderungen nach sofortigem Frieden, gleichen Lebensbedingungen (Essen!) für alle und sozialen Rechten (Acht-Stunden-Tag) vereinten. Die vereinenden Ziele waren klar: Frieden und Sozialismus!

Nur durch das Fehlen einer wirklich ordnenden marxistischen Partei, stattdessen mit Hilfe einer angepassten und korrumpierten «Arbeiter-Elite» in den Führungen von SPD und USPD und mit Hilfe der alten, verhassten Militärmacht gelang es dem Bürgertum den revolutionären Sturm in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes zu zerschießen, welcher in Kiel unter der roten Fahne seinen Anfang genommen hatte.

 

Und heute?

100 Jahre nach der Novemberrevolution führt Deutschland wieder Kriege unter dem Schild der imperialistischen NATO. Die Bundeswehr kämpft in vielen Ländern der Welt und ist Mitverursacher von Armut, Hunger, Elend und Flucht. Wieder geht es um Rohstoffe, imperialistische Einflussgebiete und die Neuaufteilung derWelt.

Vor 100 Jahren wurde der Kieler Matrosenaufstand Fanal für die Novemberrevolution. Er richtete sich zuallererst gegen den Befehl zum erneuten Auslaufen der deutschen Kriegsflotte zu neuen sinnlosen und blutigen Seeschlachten. Heute führen Bundesmarine und NATO wieder verstärkt kriegsvorbereitende Manöver in der Ostsee durch.

Wieder wird von der „Notwendigkeit der verstärkten Einflussname Deutschlands“ gesprochen. Wieder wird Furcht vor anderen Nationen wie Russland und China geschürt. Wieder wird Furcht vor anderen Menschen und Kulturen verbreitet und Nationalismus und Hass gesät. Wieder klafft eine riesige Kluft zwischen wenigen Besitzenden und vielen die um ihr soziales Überleben ringen.

Der Imperialismus lässt die Masken fallen. Es wird Zeit, dass wir uns und andere an die wirklichen Lehren und Erfolge der Novemberrevolution erinnern, dass eine revolutionäre marxistische Partei stärker wird und Bewusstsein bei den Arbeitenden und abgehängte Menschen schafft, dass wir gegen die Militarisierung der Gesellschaft und die Kriegshetzer des Kapitals aufstehen und ihnen Widerstand entgegen setzen – für eine Ostsee als Meer des Friedens, für ein friedliches Europa und eine anti-imperialistische, sozialistische Welt!

 

 

Thorsten Lünzmann
Foto: Von Unbekannt - Werner Freitag, Katrin Minner, Andreas Ranft (Hg.):
Geschichte der Stadt Halle. Band 2: Halle im 19. und 20. Jahrhundert.
Mitteldeutscher Verlag, Halle 2006, ISBN 3-89812-383-9,
S. 415–431, S. 71., Gemeinfrei, Link