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Button: 15. UZ-Pressefest - Volksfest der DKP

Ja, wir feiern ein neues Fest, obwohl die Forderung des alten noch nicht erfüllt wurde.
[Hier gibt's noch Fotos vom Pressefest 2005]



Politik

Programmatische Debatte der DKP
Diskussionsgrundlage für den Entwurf des Parteiprogramms
beschlossen auf der 1. Tagung des Parteivorstandes der DKP
am 5./6. März 2005

Präampel
I. Imperialismus heute Globalisierung
Neue Qualität der Spekulation
Zwei Tendenzen: Globalisierung und Blockbildung
Transnationales Kontrollregime
Krise der bürgerlichen Demokratie
Kampf um Marktanteile
Konkurrenz und Nationalstaat
Kooperation, Konkurrenz und Machtkampf
Krieg und neuer Kolonialismus
Das Klassenprojekt des Neoliberalismus
Bedeutung der Arbeit
Die Europäische Union
Ein anderes Europa ist möglich
II. Der deutsche Imperialismus
III. Der Sozialismus – die historische Alternative zum Kapitalismus

Das sozialistische Ziel
Die Erfahrungen des realen Sozialismus
IV. Für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt
V. Die Kräfte des Widerstands und des Fortschritts
Arbeiterklasse - entscheidende Kraft
DKP und Gewerkschaften
Demokratische Parteien und Bewegungen
Zusammenarbeit mit anderen linken Parteien
Kommunisten und demokratische Bündnis
VI. DKP – Partei der Arbeiterklasse Der historische Weg der Kommunisten
Die weltanschaulichen Grundlagen kommunistischer Politik und Organisation
Die Prinzipien des innerparteilichen Lebens
Proletarischer Internationalismus








Präambel

Wir leben in einer Zeit, in der mit der weiteren Internationalisierung ökonomischer Prozesse und der wissenschaftlich-technischen Revolution unermessliche Möglichkeiten entstehen, um die Schöpferkraft der Menschen und die Produktivität ihrer Arbeit zu entfalten. Hunger und Elend könnten weltweit überwunden werden. Das Grundrecht auf Arbeit könnte verwirklicht und die Arbeitszeit auf ein solches Maß reduziert werden, das Raum für eine sinnvolle Freizeitgestaltung, für Familie, Bildung und Kultur, für Kreativität schafft. Ein würdiges Leben für alle Menschen wäre möglich. Zugleich könnte die Erde für künftige Generationen als lebensfähiges Ökosystem erhalten werden. Die wachsenden Möglichkeiten der Kommunikation öffnen neue Perspektiven für die Entwicklung der Weltkultur und die Emanzipation der Menschen.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen dienen die Entwicklung der Produktivkräfte und die Globalisierung allein der Kapitalverwertung. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt wird missbraucht um immer größere Profite für die Besitzer der Produktionsmittel, die Kapitalisten zu erzielen. Die Arbeiter und Angestellten werden zu noch schärferer Arbeitshetze gezwungen, ihre Arbeitsplätze werden wegrationalisiert, die Massenarbeitslosigkeit steigt. Die in der Vergangenheit erkämpften sozialen Errungenschaften der Arbeiterklasse werden zerschlagen. Die Entwicklungsländer werden im erbarmungslosen internationalen Konkurrenzkampf völlig an den Rand gedrängt. Die Völker dieser Länder verarmen immer mehr, Millionen Menschen sterben an Hunger, Armutskrankheiten und fehlender Gesundheitsversorgung. Wissenschaft und Technik werden zur Entwicklung immer verheerender Massenvernichtungswaffen pervertiert. Der Weltherrschaftsanspruch der imperialistischen Metropolen, ihr Kampf um die Aufteilung von Rohstoffquellen, Absatzmärkten und Einflusszonen fördert militärische Konflikte überall auf der Welt.  Der Krieg wird zum permanenten Zustand. Die Zerstörung der natürlichen Umwelt schreitet voran.

Das die kapitalistische Gesellschaft bestimmende Profitprinzip wird zu einer Gefahr für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation.

Gegen diese vom Imperialismus ausgehenden Bedrohungen formiert sich Widerstand: in der Arbeiterbewegung, in der Friedens- und Antiglobalisierungsbewegung, im Protest der Völker in den Entwicklungsländern. »Eine andere Welt ist möglich«, diese Losung mobilisiert Menschen unterschiedlicher parteipolitischer und weltanschaulicher Orientierung überall auf der Welt.

Die Deutsche Kommunistische Partei ist Teil dieser Bewegungen. Ihre Mitglieder wirken aktiv für deren unmittelbare Anliegen und dafür, die vielfältigen Kräfte zu vereinen, um Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Widerstand und die Abwehrkämpfe in eine gemeinsame Offensive für die Interessen und Bedürfnisse all jener, die vom Monopolkapitalismus ausgebeutet und unterdrückt werden, münden können.

Sie sind zugleich bemüht die Erkenntnis zu verbreiten, dass die Beseitigung der Ursachen von Ausbeutung und Entfremdung, von Arbeitshetze und Arbeitslosigkeit, von Armut, Hunger und Obdachlosigkeit, von Krieg und Unterdrückung, der Zerstörung unserer natürlichen Umwelt nicht möglich ist, wenn man im Rahmen der Profitlogik des Kapitals verbleibt! Notwendig ist der revolutionäre Bruch mit den kapitalistischen Macht- und Eigentumsverhältnissen, die Überwindung des Kapitalismus durch eine Gesellschaft, die auf Gemeineigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln und die politische Macht des arbeitenden Volkes gründet. Diese Gesellschaft ist der Sozialismus.

In ihrem Kampf um eine bessere Welt hat die Arbeiterbewegung großartige Siege errungen und bittere Niederlagen erlitten. Aber auch die tiefsten Niederlagen haben die arbeitenden Menschen nicht abgehalten, den Kampf um die Menschenrechte weiterzuführen. Denn das Streben der Menschen nach Gerechtigkeit, nach Würde und Solidarität ist nicht zu ersticken.

Die Zerstörung des Sozialismus in Osteuropa war die bisher tiefste, bis heute nicht überwundene Niederlage für die internationale Arbeiterbewegung, für alle progressiven Kräfte, ja sogar für die bürgerliche Aufklärung. Heute verkünden die Propagandisten des Kapitals, dass der Sozialismus endgültig besiegt und die menschliche Geschichte zu Ende sei. Der Kapitalismus sei ewig und ohne Alternative. Dabei ist es der Kapitalismus der keine Zukunft hat. Denn seine Unfähigkeit die ihm innewohnenden Widersprüche zu lösen, wird immer offensichtlicher. Sie müssen durch den Klassenkampf für eine neue Gesellschaftsordnung, durch den Sozialismus überwunden werden.

Die DKP ist eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse. Sie ist hervorgegangen aus dem Kampf der deutschen Arbeiterbewegung gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Militarismus und Krieg. Sie steht in der Tradition der revolutionären deutschen Sozialdemokratie und der Kommunistischen Partei Deutschlands. In ihr lebt das Erbe des antifaschistischen Widerstands und des Ringens um einen antifaschistisch-demokratischen Neubeginn nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus. In der heutigen DKP vereinigen sich die Erfahrungen des Kampfes gegen die Spaltung Deutschlands und die Remilitarisierung, des Aufbegehrens der 68er Bewegung, der Klassenkämpfe in der Alt-Bundesrepublik mit den Lehren des Aufbaus einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung und des Sozialismus in der DDR

Politischer Kompass und wissenschaftliches Fundament der Politik der DKP ist der Marxismus, das von Marx, Engels und Lenin begründete und anderen Wissenschaftlern weiterentwickelte Theoriesystem. Die DKP ist bemüht den Marxismus auf die konkreten Bedingungen des Klassenkampfes in unserer Zeit anzuwenden und  weiter zu entwickeln.

Die Arbeiterklasse aller Länder hat gemeinsame Gegenwarts- und Zukunftsinteressen. Sie zu verwirklichen erfordert ein internationalistisches, solidarisches Zusammenwirken über Ländergrenzen und Kontinente hinweg. Das gilt heute, angesichts des als Globalisierung bezeichneten neuen Schubs imperialistischer Internationalisierung im Interesse des transnationalen Monopolkapitals und der Integrationsprozesse in der EU, mehr denn je. Darum verbindet die DKP in ihrer Politik die entschiedene Vertretung der Anliegen des arbeitenden Volkes der Bundesrepublik mit konsequentem Handeln entsprechend der Prinzipien des proletarischen Internationalismus. Solidarisch steht sie an der Seite der fortschrittlichen Kräfte, die gegen den Imperialismus kämpfen. Sie ist bemüht, alles in ihren Kräften stehende zu leisten für ein engeres Zusammenwirken der kommunistischen Parteien - bilateral, im EU-Raum und im globalen Rahmen.

Der Sozialismus ist das unverrückbare Ziel der DKP. Für dieses Ziel die Mehrheit des arbeitenden Volkes zu gewinnen, die Arbeiterklasse und die anderen Werktätigen auf den Kampf für dieses Ziel vorzubereiten – darum geht es der DKP.

I. Imperialismus heute

Globalisierung Seitenanfang
Getrieben von der kapitalistischen Konkurrenz und dem technischen Fortschritt ist die Internationalisierung der Ökonomie rasch vorangeschritten und in Widerspruch zu den beschränkten Möglichkeiten nationaler Wirtschaftspolitik geraten. Nationale Wirtschaftsschranken wurden niedergerissen, die Märkte geöffnet und die Regulierungsfunktion der Nationalstaaten untergraben. Der Weltmarkt wird zunehmend zu einem unbehinderten Operationsfeld für das internationale Kapital und einem einheitlichen Feld der kapitalistischen Konkurrenz. Diese Entwicklungsphase des Kapitalismus wird Globalisierung genannt.

Die Zeit der Systemkonkurrenz mit den sozialistischen Staaten war nicht nur eine zeitweilige Unterbrechung des Austragens zwischenimperialistischer Widersprüche. Unter dem Druck der Systemkonkurrenz und in ihrem Schatten vollzog sich ein globaler Strukturwandel. Es bildeten sich Strukturen eines transnationalen Kapitalismus heraus, dessen Kern die transnationalen Konzerne und Finanzgruppen – das transnationale Finanzkapital – bildet. Die Transnationalen Konzerne sind durch die intensivierte Ausbeutung des Weltmarktes, aber hauptsächlich durch die grenzüberschreitende Zentralisation des Kapitals entstanden. Dieses Kapital hat solche Dimensionen erreicht, dass es sich nur noch global verwerten kann.

Die Globalisierung ist nicht wie früher nur durch internationalen Handel und Warenmärkte geprägt, sondern auch durch die Herausbildung eines internationalen Finanzmarktes und vor allem durch die Vernetzung von Kapital und Produktion.

Die Weltwirtschaft wird von wenigen transnationalen bzw. multinationalen Konzernen beherrscht. Das transnationale Kapital dringt in all seinen Formen – beschleunigt durch die Deregulierung der Finanzmärkte, sowie gestützt auf die modernen Transport-, Verkehrs- und Kommunikationstechnologien – in die letzten Winkel der Erde vor und diktiert die Bedingungen von Produktion, Arbeit und Leben.

Der sprunghaft zunehmende Umfang der Handelsbeziehungen, vor allem aber der Ausländischen Direktinvestitionen zwischen den imperialistischen Zentren haben widersprüchliche Auswirkungen. Die neuen Strukturen untermauern die gegenseitige ökonomische Abhängigkeit zwischen den imperialistischen Zentren und verschärfen gleichzeitig die Konkurrenz der Konzerne.

Die Konzerne mit den kürzesten Entwicklungszeiten, den fortgeschrittensten Technologien, den niedrigsten Produktionskosten und Preisen, dem verzweigtesten Vertriebssystem und den größten Kapitalreserven verdrängen ihre Konkurrenten vom Markt. Die Jagd nach internationaler Konkurrenzfähigkeit und Profit ist mit einem verheerenden Raubbau an Menschen, Rohstoffen und Wäldern, an Wasser, Böden und Klima verbunden. Global operierende Konzerne senken ihre Produktionskosten, indem sie sich die Vorteile global angelegter Kapital-, Rohstoff- und Materialbeschaffung, weltweiter Rekrutierung von Arbeitskräften, Internationalisierung der Produktion und des Zuliefer-Systems zunutze machen. Die Transnationalen Konzerne gehen zunehmend dazu über, ihren gesamten Produktionsprozess aufzubrechen und in einem globalen Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk so über die Welt zu verteilen, dass die jeweiligen regionalen Vorteile bestmöglich genutzt werden können. Über die Welt verstreut verbinden sie in einem konzerninternen Netzwerk die technologischen Vorteile mit Niedriglohn in auswärtigen Standorten und organisieren Zulieferungen und Produktion über verschiedene Unternehmen in der ganzen Welt. Bei ihnen ist – und das ist eine neue Erscheinung – die Internationalisierung der Mehrwertproduktion die bestimmende Erscheinung. Ent-Industrialisierung und gleichzeitiger Aufbau modernster Fertigung wird zu einer globalen Erscheinung.

Daraus folgt für die Arbeiterbewegung, dass sie sich entlang dieser globalen Produktionsnetzwerke organisieren muss, um Gegenmacht innerhalb der Transnationalen Konzerne entwickeln zu können.

Diese globalen Produktionsnetzwerke führen aber auch dazu, dass sich die Beziehungen zwischen den imperialistischen Ländern auf eine neue Stufe der internationalen Arbeitsteilung gründen.

 
Neue Qualität der Spekulation

Senkung der Produktions- und Arbeitskosten, ungleicher Tausch, staatliche Umverteilung und eine neue Schicht Wohlhabender haben privaten Reichtum und Geldkapital zu bislang ungeahnten Höhen anwachsen lassen. Die Unternehmen investieren zunehmende Teile der Gewinne nicht mehr produktiv in der Realwirtschaft, denn die potenziellen Produktionskapazitäten überschreiten bei weitem die Aufnahmefähigkeit des Marktes. Das überschüssige Geldkapital hat sich neben den Banken bei den institutionellen Anlegern, den Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds, Investmentgesellschaften und Risiko-Fonds angesammelt. Diese Fonds umkreisen die Erde auf der Suche nach der höchsten Profitrate. Nur durch rücksichtslose Steigerung der Unternehmenswerte – Shareholder Value Orientierung – und die Plünderung der öffentlichen Kassen lässt sich der Zinshunger des Geldkapitals stillen. Die Spekulation wird zu einem effektiven Mittel zur Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums und erhält besondere Vorrechte. Mit dem Kredithunger der staatlichen Defizithaushalte nimmt die Spekulation einen neuen Charakter an. Spekulationsobjekte sind nicht mehr nur bestimmte Aktienwerte und Unternehmen, sondern die Währung eines Landes. So diktieren die internationalen Finanzmärkte die nationale Wirtschaftspolitik. Je abhängiger die Staaten vom Wohlwollen der Anleger werden, umso rücksichtsloser begünstigen die Regierungen diese privilegierte Minderheit der Besitzer von Geldvermögen. So wurde die Staatsverschuldung nicht nur zu einer wesentlichen Quelle des Profits sondern auch zum Instrument, mit dem das transnationale Finanzkapital seine Macht über die Staaten errichtete.

Der vom Transnationalen Kapital angelegte Maßstab ist der im globalen Vergleich erzielbare Höchstprofit. Wer unter diesem Gesichtspunkt nicht verwertbar ist, wird vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Dies betrifft sowohl Menschen in einer Gesellschaft als auch ganze Länder und Regionen. In der Folge wird die Kluft zwischen Nord und Süd, zwischen Reich und Arm immer größer. Die Armut nimmt in allen Teilen der Welt zu.

 
Zwei Tendenzen: Globalisierung und Blockbildung

In diesem Internationalisierungsprozess treten zwei gegensätzliche Tendenzen hervor: Die Herausbildung Transnationaler Konzerne durch grenz- und kontinentüberschreitende Zentralisation des Kapitals und gleichzeitig die Herausbildung regionaler ökonomisch-politischer Machtzentren als Operationsbasen dieser Kapitalgruppen. Beide Entwicklungen kommen aus derselben Quelle. Sie entspringen dem Zwang des Kapitals nach grenzenloser Expansion und Verwertung unter Bedingungen einer Produktivkraftentwicklung, deren Anforderungen die nationalen Grenzen sprengen und übernationale Organisationsformen der Produktion verlangen.

 
Transnationales Kontrollregime

Mit der Transnationalisierung des Kapitals und im Umfeld internationaler Regulierungseinrichtungen bildet sich eine transnationale Finanzbourgeoisie heraus, die ihre eigenen Interessen verfolgt. Diese stehen nicht nur im Gegensatz zur Arbeiterklasse und zu nichtmonopolistischen Schichten, sondern häufig auch im Widerspruch zu Interessen der nationalen Bourgeoisien bzw. von Konzernen, die den protektionistischen Schutz des Nationalstaates oder eines regionalen Blockes vor der Weltmarktkonkurrenz benötigen.

Für die transnationale Monopolbourgeoisie wird es zu einem objektiven Erfordernis, ein transnationales Kontrollregime zu schaffen, das in der Lage ist, ihre politische Macht auf regionaler und tendenziell auf globaler Ebene zu konsolidieren. Für sie ist der Aufbau einer Gewaltmaschinerie zur Sicherung ihrer Herrschaft, zur Bändigung der ungeheuren Krisenpotentiale der kapitalistischen Weltwirtschaft und zur Regulierung zwischenimperialistischer Widersprüche unverzichtbar.

Die wirtschaftlichen, politischen, militärischen und ideologischen Elemente des neuen Systems der Weltherrschaft sind eng miteinander verzahnt. In diesem Prozess werden alte und neue supranationale Institutionen zu Hilfe genommen. Die Transnationalen Konzerne eignen sich Funktionen und Züge von Souveränität an, die bisher nur den Nationalstaaten eigen waren. Das Hauptelement dieser transnationalen Macht sind jedoch die Nationalstaaten, die einer tief greifende Veränderung ihrer Rolle unterworfen werden. Der staatsmonopolistische Kapitalismus wandelt sich. Die direkte Unternehmertätigkeit des Staates wird immer mehr zurückgenommen. In anderen Bereichen wie in der Forschungs-, Entwicklungs- und Steuerpolitik wird er noch mehr zum direkten Dienstleister für das Kapital. Immer mehr Instrumente des staatsmonopolistischen Kapitalismus werden auf die supranationale Ebene übertragen. Es entstehen Elemente quasistaatsmonopolistischer Regulierung im globalen Rahmen.

Neoliberalismus und Instrumente des staatsmonopolistischen Kapitalismus verbinden sich miteinander und treiben sich gegenseitig voran.

 
Krise der bürgerlichen Demokratie

Dieser Prozess ist mit Auseinandersetzungen innerhalb der herrschenden Klasse und mit einer Krise der Nationalstaaten und der bürgerlichen Demokratie verbunden. Der Staat wird zum Verwalter einer Politik, die weitgehend außerhalb seiner Souveränität beschlossen wird. Politik wird ganz unverblümt gegen die Bevölkerungsmehrheit gemacht. An die Stelle der sozialen Integration tritt die Konfrontation. Auf diese Weise verliert der bürgerliche Staat tendenziell seine Fähigkeit zur sozialen und politischen Vermittlung, weil die Basis für eine Organisierung stabilerer sozialer Kompromisse, die größere Teile der Gesellschaft einbeziehen, verloren geht. So wird die bürgerliche Demokratie ausgehöhlt und verliert ihren Inhalt. Bei Beibehaltung formaler Demokratie wird der Übergang vom »Sozialstaat« zum schlanken, autoritären »Sicherheitsstaat« vollzogen. Die Strategie des »permanenten Krieges« gegen den Terror hat sich dabei als wirksames Mittel erwiesen, die demokratischen Rechte anzugreifen und die Freiheit der Masse der Bevölkerung einzuschränken.

 
Kampf um Marktanteile

Die Kapitalexpansion schafft in einer Welt, in der es keine »weißen Flecken« auf der Landkarte mehr gibt, auf die sich die Ausdehnung richten könnte, notwendig Konflikte um Märkte, Rohstoffquellen, Investitionschancen und Innovationsvorteile. Das rasche Wachstum der Produktion im Zuge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts führt notwendig zu dem Bestreben, immer größere Marktanteile zu gewinnen bzw. immer mehr regionale Märkte zu beherrschen. Die Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsmittel hat einen Investitionsbedarf hervorgebracht, der das materielle Vermögen von kleinen und mittleren Unternehmen, oft sogar Grossunternehmen übersteigt. Die Bereitstellung von Investitionskapital ist zum wesentlichen Entwicklungs- und Überlebensfaktor geworden. Auf dieser Basis hat das Finanzkapital eine eigenständige und führende Rolle gewonnen, die schon Lenin treffend charakterisiert hat.

Die aus der Produktion gezogenen Gewinne werden mehr und mehr in Geldkapital verwandelt, das sich der Produktion gegenüber gleichgültig verhält und nur noch der schnellstmöglichen weiteren Kapitalakkumulation dient. Die Expansion dieses in großem Umfang spekulativ eingesetzten Kapitals überschreitet die Grenzen nationaler und regionaler Wirtschaftsräume. Da der Produktionszuwachs die Verwertungsmöglichkeiten übersteigt, kann ein Grossteil des akkumulierten Kapitals nicht mehr gewinnbringend in neuen Produktionsmitteln investiert werden und wird stattdessen zum Erwerb komplettierender und konkurrierender Betriebe eingesetzt. Die Zahl der Übernahmen und Fusionen ist sprunghaft angestiegen. Kapital kauft Kapital und sichert sich damit einen größeren Marktanteil.

 
Konkurrenz und Nationalstaat

Aber auch für die spekulative Kapitalexpansion bleibt die Produktionssphäre die unentbehrliche Grundlage. Die Unterordnung unter die Macht der Transnationalen Konzerne beseitigt nicht die Fortexistenz eigener Produktionsstrukturen unterhalb der Ebene der transnationalen Vernetzung in nationalem Rahmen. Kauffähige Konsumentenschichten sind nötig, und deren Bestand erfordert auch eine lokale Differenzierung der Produktion, in der sie beschäftigt sind. Aus diesem Geflecht örtlicher und grenzüberschreitender Faktoren ergeben sich auseinander strebende Interessen, die sich im politischen Feld der Nationalstaaten ausdrücken.

So streben die Transnationalen Konzerne zwar einerseits zu weiter greifenden Verflechtungen, dank derer sie auch die Regulierungsfunktionen der Nationalstaaten unterlaufen können; andererseits bleiben die Nationalstaaten unentbehrliche politische Machtfaktoren. Die Konzerne instrumentalisieren sie beim Kampf um Marktanteile, bei der Kontrolle über Einflusszonen und Handelswege, bei der Absicherung von Kapitalinvestitionen usw.

Die Transnationalen Konzerne führen den Konkurrenzkampf nicht nur mit ökonomischen Mitteln, sondern nutzen das nationalstaatliche bzw. Blockpotential für ihre Expansionsziele und die Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit: Angefangen von Subventionen, europäischer Industriepolitik bis zum politischen Einfluss des Nationalstaates bzw. der regionalen transnationalen Blockinstitutionen auf internationale Gremien und Organisationen.

 
Kooperation, Konkurrenz und Machtkampf

Widerstreitende Interessen führen zu Konflikten zwischen den Kapitalgruppen, die dann auch unter Ausnutzung staatlicher Machtmittel ausgetragen werden, welche die Konzerne aufgrund ihrer Herkunft und ökonomischer Verankerung mobilisieren können. Handelskriege und Konflikte in den internationalen Organisationen wie WTO. UNCTAD, IWF sind Anzeichen solcher Konfrontationen. Allerdings verfeinert der globale Kapitalismus sein Regulierungssystem, so dass es zeitweilig immer wieder zu gemeinsamen Handlungsstrategien gegenüber dem auszubeutenden »Rest der Welt« kommt. Kooperation und Konkurrenz sind die widersprüchlichen Tendenzen des globalen Kapitalismus, von denen die eine oder andere jeweils vorrangig sein kann.

Die ungleiche Entwicklung der imperialistischen Staaten und Blöcke ist sowohl eine Folge als auch wieder eine Ursache der ungleichen Entwicklung der transnationalen Kapitalgruppen. Nachteile aus der Ungleichheit im Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt werden auch durch den Einsatz von staatlichen Machtmitteln ausgeglichen. Es gibt einen Protektionismus der Metropolmächte, es gibt die politisch-militärische Einflussnahme zugunsten der Konzerne aus dem eigenen Bereich, es gibt einseitige Förderungsmassnahmen und vieles andere mehr. So haben nationale Firmensitze nach wie vor große machtpolitische Bedeutung. Nur bedeutet dies keineswegs die Zugehörigkeit zu einer Nation oder die Verbundenheit mit einer Heimat. Es sind die günstigsten Verwertungsbedingungen und Vorteile beim Kampf um die Eroberung und Beherrschung von Märkten, um die es geht. Die firmengeschichtliche Bindung an einen Standort und die beschäftigungspolitischen Zwänge, denen der Staat unterliegt, schaffen oft die besten Voraussetzungen für den Druck auf die dortigen politischen Instanzen.

Nicht zuletzt gibt es auch die verdeckten Interventionen durch Schürung bürgerkriegsähnlicher Kampfhandlungen.

Ein und dieselbe »Daseinsform«, in der das Kapital sich bildet, erhält und reproduziert, das »absolute Gesetz der Produktion des Mehrwerts« (Marx), bedingt zugleich die Tendenz zur Aufhebung staatlich begrenzter und sich schützender Volks- und Regionalwirtschaften und ebenso die Tendenz zu verschärfter Konkurrenz von historisch-geographisch unterschiedenen Wirtschaftsblöcken. Die Globalisierung vollzieht sich zugleich in der Zusammenarbeit wie im Machtkampf der Metropolen. Diese widersprüchliche Verfassung des Kapitalismus ist Ausdruck seiner allgemeinen Grundstruktur. Der besondere Widerspruch zwischen antagonistischer Metropolenbildung und Globalisierung ist die Form des Imperialismus unter den Bedingungen der Überakkumulation. Der Kampf um die globale Kapitalexpansion ist ein Kampf konkurrierender Kapitalgruppen um die Eroberung monopolistischer Positionen, der von nationalen und regionalen Standorten aus geführt wird.

 
Krieg und neuer Kolonialismus

Aus dieser Ambivalenz des Imperialismus heute folgen die unterschiedlichen Richtungen seiner Aggressivität. Einerseits wendet sich das Gewalt- und Unterdrückungspotential der Metropolen in gemeinsamer Aktion gegen alle, die sich der Unterwerfung unter die Vorherrschaft der Kapitalmächte widersetzen. Die NATO-Intervention gegen Jugoslawien ist ein Musterfall für diese koordinierte Aktion konkurrierender Metropolen. Im Rahmen dieser Intervention wurden dann auch noch die konkurrierenden Interessen der beteiligten Staaten ausgetragen, ungeachtet der gemeinsamen übergeordneten Interessen.

Andererseits bauen die Metropolen unabhängig voneinander Instrumente militärischer Bedrohung und Unterdrückung auf. Die Rüstungsprogramme der Großmächte bereiten ein Waffenarsenal vor, dessen Reichweite und Größenordnung nicht auf die Funktion von Polizeiaktionen zur Sicherung der bestehenden Weltordnung gegen widerstrebende kleinere Lände oder gar gegen Terrorismus und Kriminalität beschränkt ist, sondern als Ausrüstung für weitergehende Auseinandersetzungen zur Verfügung steht.

Krise, Militarisierung und Krieg sind prägende Bestandteile der Globalisierung. Es geht um sicheren Zugriffs auf die Schlüssel-Ressourcen, um die Absicherung der Herrschaft des transnationalen Monopolkapitals weltweit, Widerstand gegen Unterdrückung und Armut soll mit militärischer Gewalt in Schach gehalten werden.

Mit dem »Krieg gegen den Terror« verstärken die USA die Dominanz gegenüber ihren Konkurrenten und festigen ihre militärische Präsenz rund um den Globus. Die Ostausdehnung der NATO verfolgt das strategische Ziel, Russland auf eine Regionalmacht zu reduzieren und es in ihren Einflussbereich einzugliedern. Die politische, ökonomische aber auch militärische Eindämmung und Einkreisung der VR China verfolgt analoge Ziele.

Die Politik der USA, der G7 und der NATO besteht gegenwärtig darin, in den verschiedenen geopolitischen Regionen der Welt Spannungen und Instabilität hervorzurufen und aufrechtzuerhalten. Damit soll – trotz der sozialen Krisen – der notwendige Konsens geschaffen werden, der für die Akzeptanz der Rüstungsausgaben erforderlich ist. Zudem bieten diese Instabilitäten oder die »Verletzung der Menschenrechte« einen Anlass, um sich in die inneren Angelegenheiten dieser Länder einzumischen.

Der absolute Weltmachtanspruch der USA, die neue NATO-Strategie, NATO-Osterweiterung, Militärmacht Europa, Verteidigungspolitische Richtlinien der Bundeswehr, Schnelle Eingreiftruppen, neue Rüstungsprogramme, Fusionen zu gigantischen nationalen und transnationalen Rüstungskonzernen, Verflechtung zwischen Rüstungsindustrie und Staat, Neokolonialismus, Wirtschaftskrieg und militärische Aggression: all dies sind Elemente der »Neuen Weltordnung« des Imperialismus. Darin liegen die größten Gefahren für einen für die ganze Menschheit verheerenden Krieg.

 
Das Klassenprojekt des Neoliberalismus

Die neue Phase des transnationalen Monopolkapitalismus wird durch das Klassenprojekt des Neoliberalismus begleitet und vorangetrieben. Im Konzept des Neoliberalismus formulieren sich die Interessen des weltmarktorientierten transnationalen Finanzkapitals an weltweiter freier Zirkulation des Kapitals, Öffnung der Märkte und Aufhebung des nationalen oder sozialen Schutzes der Arbeitskraft. Der Neoliberalismus integriert die gemeinsamen Interessen des Kapitals an der Entwertung der sozialen Regulation des Staates, da damit auch die Einwirkungsmöglichkeit der Arbeiterbewegung und der demokratischen Bewegungen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik des Staates untergraben werden. Senkung der Kosten der Arbeitskraft, allgemeiner Sozial- und Lohnabbau, Schwächung der Gewerkschaften, allgemeine Kostenentlastung entsprechen den gemeinsamen Interessen des Kapitals. Der Neoliberalismus stützt sich auf die wachsende Schicht der Selbstständigen und der »Leistungsträger«, die über größeres Geldvermögen verfügen.

In der sich international ausweitenden Struktur des staatsmonopolistischen Kapitalismus wächst die Unterdrückungsfunktion des Staates auf nationaler und supranationaler Ebene. Sie zeigt sich in der gesetzlichen Einschränkung von Gewerkschaftsrechten, in Eingriffen in die verfassungsmäßigen Freiheitsgarantien der Staatsbürger, in der Ausdehnung der Polizeigewalt, in dem Abbau von Sozialleistungen, in der Ausrichtung der Bildungspolitik auf die Verwertungsinteressen der Unternehmer, in der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen, während die Infrastruktur weiter aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, im Schutz der Privilegien des großen Kapitals und in der Verhinderung grundlegender Reformen, gegebenenfalls auch mit Gewalt. Dem Souveränitätsverlust des Staates gegenüber dem Kapital steht eine Steigerung des Gewaltenpotentials und seiner Unterdrückungsmechanismen zur Seite, die zum Schutz der privaten Kapitalinteressen mobilisiert werden.

Beim Konzept des Neoliberalismus handelt es sich um ein gesellschaftliches Gesamtkonzept – um ein neues Modell der Akkumulation, der ökonomischen und politischen Macht, der Ideologie und Kultur. So werden z.B. in einem noch nie da gewesenen Ausmaß die modernen Kommunikationsmittel zur Manipulation, geistigen Gleichschaltung und zur Vereinzelung der Menschen eingesetzt. Die modernen Massenmedien erlauben, den Menschen eine »virtuelle Realität« vorzugaukeln, die sie ihrer eigenen Lebenserfahrungen, ihrer Identität, Geschichte und Kultur beraubt. Es geht um die Durchsetzung einer brutalen Veränderung der Lebensweise, der Bewusstseinsformen und des politischen Verhaltens. Vereinzelung, soziale Unsicherheit, Perspektivlosigkeit, Entsolidarisierung, Korruption und Gewalt werden zum Gesellschaftskonzept, Geld und Konsum zu den höchsten gesellschaftlichen Werten.

Mit der Niederlage des Sozialismus in Osteuropa und der damit einsetzenden Markteuphorie konnte das neoliberale Konzept weltweit seine hegemoniale Stellung durchsetzen. Die sozialdemokratisch geführten Regierungen haben ihm politische Nachhaltigkeit verliehen.

Der Neoliberalismus konnte die Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals zeitweilig beheben, aber um den Preis der Verschärfung der alten und des Auftauchens neuer Widersprüche. Er hat so viel Zerstörung hervorgerufen, dass die neoliberale Politik auf wachsende Ablehnung stößt. Die neoliberale Hegemonie bekommt Risse.

 
Bedeutung der Arbeit

Der Kapitalismus zerstört mit seinem neoliberalen Konzept, die Arbeitskraft ausschließlich als Kostenfaktor zu sehen, nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch immer mehr den humanen Charakter von Arbeit. Arbeit ist nicht nur entscheidend für die materielle Reproduktion des Menschen, sie ist auch entscheidend für die soziale Integration und für die Identität des Menschen. Der Mensch ist durch Arbeit zum Menschen geworden, hat sich vermittels der Arbeit geschichtlich entwickelt. Die Arbeit gehört zum Wesen des Menschen, zu seinen schöpferischen Fähigkeiten. Nur der Mensch gewinnt die Bedingungen seiner Existenz durch Arbeit, durch zweckmäßige Tätigkeit zur Hervorbringung von Gebrauchswerten für die Befriedigung seiner Bedürfnisse. In diesem Prozess verändert er nicht nur die Natur, sondern auch sich selbst, entwickelt er die materielle und geistige Kultur, formt er sich als Persönlichkeit. Die Arbeit ist neben der Natur die entscheidende Quelle des gesellschaftlichen Reichtums. Dies gilt für alle Gesellschaftsordnungen. Im Kapitalismus ist die Arbeit jedoch zugleich die Quelle von Wert und Mehrwert. Das Wesen der kapitalistischen Ausbeutung besteht darin, dass sich die Kapitalisten die unbezahlte Arbeit der Arbeiter und Angestellten in Form des Mehrwerts aneignen. Es geht nicht um die »Befreiung von der Arbeit«, sondern um die Befreiung der Arbeiterklasse von kapitalistischer Ausbeutung.

 
Die Europäische Union

Europa ist größer als die Europäische Union. Aber die Europäische Union bestimmt ganz wesentlich die Wirtschaft und die Politik des restlichen Europas. In der Konstruktion der Europäischen Union, des Binnenmarktes und der Währungsunion bündeln sich die Interessen der großen Transnationalen Konzerne an einem großen, von Grenzen und Regularien befreiten Markt. Aus einer Position der Stärke in Westeuropa werden die anderen Märkte angegriffen. Nach einer Phase der Kapitalverflechtung auf westeuropäischer Ebene – bei einem Übergewicht deutscher Investitionen in den anderen EU-Ländern – beginnt nun ein beschleunigter Prozess transatlantischer Fusionen.

Europa wird den Profit- und Machtinteressen des transnationalen Kapitals unterworfen, ohne dass die widerstreitenden Interessen der transnationalen und der nationalen Bourgeoisien aufgehoben werden. Deshalb ist der Integrationsprozess ein Feld des Konkurrenzkampfes und der politischen Auseinandersetzung. Die europäische Integration bleibt ein Feld der Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Kräften der Bourgeoisie, vor allem aber des Kampfes unterschiedlicher Klassenkräfte.

Aufgrund seiner größeren ökonomischen und finanziellen Potenzen hat sich Deutschland die Rolle einer maßgeblichen Führungsmacht angeeignet, die es im Zusammenwirken mit den herrschenden Kreisen Frankreichs auszuüben versucht. Gestützt auf diese Rolle verfolgt das deutsche Finanzkapital erneut die alte Strategie des deutschen Imperialismus eine aggressive wirtschaftliche, politische und militärische Expansionspolitik in Richtung Ost- und Südosteuropa und darüber hinaus von Russland und der Ukraine bis zum Kaukasus und dem Nahen und Mittleren Osten zu betreiben.

Die wirtschaftliche und die politische Dynamik drängen die Europäische Union, sich den Kern eines supranationalen Staatsapparates zu verschaffen. Die Europäische Union hat sich zu einem eigenständigen ökonomischen, politischen und militärischen Zentrum neben den USA entwickelt. Die gegenseitigen Beziehungen sind von Kooperation und Konkurrenz geprägt. Die enge wirtschaftliche Verflechtung, vor allem durch die gegenseitigen Ausländischen Direktinvestitionen, intensivieren die transatlantische Integration, verstärken jedoch gleichzeitig die Konkurrenz der Transnationalen Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks.

Die Europäische Union strebt nach einer Veränderung der Kräfteverhältnisse, ohne dass sie die Überlegenheit der USA in absehbarer Zeit in Frage stellen könnte. Die ökonomisch stärksten europäischen Länder – allen voran Deutschland – erhöhen unter der Flagge der Europäischen Union ihr eigenes Gewicht in der Weltpolitik und auf den Weltmärkten. So versucht die Berliner Regierung, die außenpolitische und militärische Einigung der Europäischen Union zu forcieren, um damit größere Einflussmöglichkeiten zu erlangen. Der geplante Aufbau einer eigenen Militärmacht dient diesem Ziel, die EU zu einer eigenständigen global agierenden imperialistischen Weltmacht neben den USA zu machen.

Auch die Erweiterung der Europäische Union auf 25 und künftig noch mehr Mitgliedstaaten zielt auf die Ein- und Unterordnung der ost- und südosteuropäischen Staaten mit ihren ökonomischen Ressourcen und ihrem Arbeitskräftepotential als abhängige Peripherie in die globale Expansionspolitik der EU. Das Ergebnis ist die Herausbildung von hochproduktiven Kernregionen in West und Ost, während das übrige Europa als Zulieferer von Billigarbeitskräften und Billigprodukten und weithin industriell verödetes Umfeld weiter verarmt. Die Standortkonkurrenz wird von den transnationalen Monopolgruppen genutzt, um Löhne, Arbeitsbedingungen und Sozialstandards in ganz Europa immer weiter nach unten zu drücken.

Die Anbindung der Länder der Mittelmeerzone zerstört die dortigen Wirtschaftstrukturen und führt zu zunehmender Armut, Perspektivlosigkeit und gesellschaftlichen Spannungen. Die Europäische Union versucht, die dadurch ausgelöste Migration durch militärische Mittel unter Kontrolle zu bringen.

Gegenwärtig führen die Regierungen aller Länder der Europäischen Union einen Generalangriff auf die in schweren Kämpfen erreichten, sozialen Errungenschaften durch: Generalangriff auf die Rentensysteme, Abbau und Privatisierung der Sozialversicherung, Einführung der Marktgesetze für solch wesentliche öffentliche Dienstleistungen und Bereiche wie Gesundheit, Bildung, Kultur, für Gemeinschaftsgüter wie Wasser und andere Naturressourcen, Deregulierung des Arbeitsmarktes, vor allem die Ausbreitung ungeschützter Arbeitsverhältnisse. Gegen Gewerkschaften wird zunehmend härter vorgegangen, Immigranten werden kriminalisiert. Im Europa von heute nehmen Arbeitslosigkeit, ungeschützte Arbeitsverhältnisse, Militarisierung nach außen und nach innen durch repressive, Freiheit raubende Gesetze gegen jene, die sich der neoliberalen Politik entgegenstellen, immer mehr zu.

Der dramatische Sozialabbau und das offenkundige Versagen neoliberaler Politik lösen in wachsenden Teilen der Gesellschaft Politikverdrossenheit und Resignation aus. Die Repression erhöht die Perspektivlosigkeit der Betroffenen, produziert Angst, Verzweiflung und die Neigung, irrationalen und rechtsextremistischen politischen Losungen hinterher zu rennen. Populismus, Rassismus und Antisemitismus leben verstärkt wieder auf.

Das sozialdemokratische Konzept des »Dritten Weges« ist in Europa gescheitert, weil er dieser Entwicklung nichts entgegengesetzt und sie damit befördert hat. Das schafft neue Möglichkeiten und erhöht zugleich die Verantwortung für die Linke, die die gegenwärtige Welt verändern will.

 
Ein anderes Europa ist möglich

Europa ist aber nicht nur das Europa der Konzerne, sondern auch das kollektive historische Bewusstsein der Völker über die Katastrophe von Faschismus und Krieg. Europa, das sind auch die ganz eigenen kulturellen, politischen Erfahrungen und sozialen Kämpfe, mit denen die Arbeiterbewegung dem Kapital soziale und demokratische Rechte abgerungen hat. In einem Teil Europas wurde bewiesen, dass eine Gesellschaft ohne kapitalistische Ausbeutung möglich ist.

Die weitere Entwicklung der Europäischen Union wird davon abhängen, inwieweit es der gewerkschaftlichen und politischen Arbeiterbewegung, der globalisierungskritischen Bewegung, den demokratischen Kräften gelingt, im gemeinsamen Handeln die Beherrschung der EU-Institutionen durch das Monopolkapital einzuschränken, diese Institutionen zu demokratisieren und selbst Einfluss auf deren Entscheidungen zu gewinnen. Der imperialistische Charakter der EU-Konstruktion macht jedoch jede Erwartung illusorisch, diese Europäische Union könne ohne einen grundlegenden Umbruch in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen zu einem demokratischen, zivilen und solidarischen Gegenpol zum US-Imperialismus werden. Nur ein Europa, das gegen den Neoliberalismus und für den Frieden in der Welt arbeitet, würde das internationale Kräfteverhältnis entscheidend verändern.

II.     Der deutsche Imperialismus

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Militärische Gewalt und Krieg sind wieder Mittel deutscher Außenpolitik. Die neue militärische Rolle Deutschlands soll das Gewicht des deutschen Imperialismus in der internationalen Arena auch gegenüber den anderen imperialistischen Konkurrenten entscheidend erhöhen. In der Logik dieser Zielsetzung liegen aggressive ökonomische, politische, kulturelle und auch militärische Aktivitäten, wie die völkerrechtswidrigen Interventionen auf dem Balkan und der Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan gezeigt haben. Der Krieg in Jugoslawien wurde genutzt, um als Ordnungsmacht in Osteuropa aufzutreten und den Anspruch des deutschen Imperialismus auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu bekräftigen.

Kein Land bedroht Deutschland. Aber die Herrschenden haben die größten Rüstungsprojekte in der jüngsten Geschichte aufgelegt. Sie verschlingen die Gelder für soziale Reformen, sind eine Gefahr für die Demokratie und bedrohen den Weltfrieden.

Über die Frage, wie ihre außenpolitischen, außenwirtschaftlichen und militärpolitischen Interessen am besten zu verwirklichen sind, gibt es in der Monopolbourgeoisie und ihren politischen Interessenvertretungen Meinungsunterschiede. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Spannungsverhältnis zwischen »atlantischer« und »europäischer« Orientierung. Einverständnis besteht in der herrschenden Klasse über die Unverzichtbarkeit des Bündnisses mit dem US-Imperialismus. Dies gerät jedoch in Kollision mit der Tatsache, dass sich Washington über wichtige bundesdeutsche und westeuropäische Interessen hinwegsetzt. Das führt zu Widersprüchen bis in das Lager der Regierung und der Monopolbourgeoisie.

Im heutigen Umfang wird die friedensfeindliche und unsoziale Politik erst möglich durch den Wegfall der Systemkonkurrenz, der sozialistischen Länder Europas. Der Osten der Bundesrepublik gehört heute innerhalb der Europäischen Union zu den strukturschwächsten Regionen. Dies ist das Resultat eines beispiellosen Rückgewinnungs-, Ausplünderungs- und Restaurationsprozesses, der nach der Konterrevolution 1989/90 mit der Wirtschafts- und Währungsunion Anfang Juli 1990 unter der Regie des westdeutschen Kapitals offen einsetzte. In den ersten Jahren danach vollzog sich - im Interesse und zu Nutzen vor allem des Großkapitals - in Ostdeutschland ein historisch einmaliger Vorgang der Liquidierung wirtschaftlicher und wissenschaftlich-technischer Potenziale sowie der Beseitigung von Arbeitsplätzen. Die Industrie der DDR wurde - bis auf wenige »Filetstücke« - zerschlagen, staatliche sowie viele kulturelle Institutionen wurden »abgewickelt«. Das wissenschaftlich-technische Potenzial der DDR wurde in den Jahren seit 1990 weitgehend zerstört, Hunderttausende Universitäts-, Hoch- und Fachschulabsolventen entlassen. Der Prozess der Enteignung setzte sich fort mit anhaltenden Angriffen auf die Bodenreform, mit dem Verkauf öffentlichen bzw. kommunalen Eigentums, mit dem Rentenstrafrecht und der ungleichen Bezahlung zwischen Ost und West. Die Ungleichheit manifestierte in jahrelanger politischer Strafverfolgung. Durch Sonderregelungen für Ostdeutschland wurde der Verfassungsgrundsatz des Rückwirkungsverbots außer Kraft gesetzt.

Im Westen, in der BRD, waren bereits nach 1945 die alten ökonomischen und politischen Machtverhältnisse restauriert worden. Aber die Existenz starker Gewerkschaften und der Druck durch die Systemkonkurrenz zwangen in der Nachkriegszeit auch bürgerlich-konservative Kräfte zur Einsicht, dass Staatsinterventionismus und sozialer Kompromiss zum Erhalt der inneren Stabilität erforderlich war. Der Sozialstaatskompromiss hatte aber nicht nur einen sozialpolitischen Aspekt, sondern war auch der ökonomischen Entwicklung nützlich: die Sicherung der Masseneinkommen auch in konjunkturellen Schwächeperioden trug zur dynamischen Entwicklung des Binnenmarktes bei und ermöglichte eine zügige Ausbreitung einer der fordistischen Massenproduktion entsprechende Lebens- und Konsumweise.

Die Gewerkschaftsbewegung konnte bedeutende soziale Errungenschaften und Zugeständnisse von Seiten des Kapitals erkämpfen. Auf dieser Grundlage wirkte die Ideologie der »Sozialpartnerschaft« zur Entschärfung der Klassenkonflikte. Reformistische Politik hatte einen großen Spielraum und konnte vor diesem Hintergrund die politische und ideologische Hegemonie in der westdeutschen Arbeiterbewegung erringen.

Heute ist die Zeit vorbei, wo soziale Kämpfe nahezu gesetzmäßig zu einer Verbesserung der sozialen Rechte und zur Stärkung der Verhandlungsposition der Gewerkschaften geführt haben. Selbst für die Verteidigung von in der Vergangenheit erkämpften Errungenschaften sind heute härteste Kämpfe notwendig, wobei selbst dann das Ergebnis offen ist. Soziale Zugeständnisse widersprechen der Logik des heutigen Kapitalismus.

An die Stelle der Suche nach dem sozialen Kompromiss tritt die soziale Polarisierung und die Konfrontation. Je niedriger die Kosten, desto größer sind die Gewinne. Die wachsende Zahl der Arbeitslosen wird als Druckmittel eingesetzt, um die Arbeiterbewegung zu schwächen, die Regulierung des Arbeitsmarktes und den sozialen und staatlichen Schutz der Arbeitskraft aufzubrechen, Tarifverträge auszuhebeln, die arbeitenden Menschen zu entwürdigen, und den gesellschaftlich geschaffenen Reichtum zugunsten des Kapitals umzuverteilen. Der Ausfall der Löhne als Nachfragefaktor auf dem Binnenmarkt wird durch gesteigerte Konkurrenz- und Exportfähigkeit – dem absoluten Dreh- und Angelpunkt aller Maßnahmen – ausgeglichen. Obwohl heute die Arbeitsproduktivität so stark wie nie zunimmt, wird der dadurch erzeugte Überschuss an gesellschaftlichem Reichtum dem Mechanismus der Umverteilung entzogen. Das transnationale Kapital tendiert dazu, jede Investition in die Gesellschaft zu bekämpfen, weil sie als inakzeptabler Entzug von für den Überlebenskampf auf dem Weltmarkt benötigten Ressourcen betrachten wird. So ist die wachsende und sich verfestigende Armut ein strukturmäßiger und funktioneller Bestandteil dieses auf den Weltmarkt gerichteten Modells.

Damit wird aber auch dem Reformismus die ökonomische Basis entzogen. Die Sozialdemokratie wird von einer tiefen Krise erfasst und einem Umwandlungsprozess zu einer neoliberalen Partei unterworfen.

Unsicherheit im Beruf, unabhängig von Ausbildung und dem Grad der Qualifikation, Unsicherheit im ganzen Leben, der Zwang, unkalkulierbare Risiken einzugehen, wird allgegenwärtig und wieder zur prägenden Erfahrung der Arbeiterklasse im heutigen Kapitalismus . Nach einigen Jahrzehnten relativer Sicherheit kehrt nun eine Situation zurück, in der jeder plötzlich ein potentieller Verlierer ist; in der sich keiner seiner Sache mehr sicher sein kann. Diese totale Verunsicherung und soziale Entwurzlung der Menschen beweist ein weiteres Mal, dass der Kapitalismus nur noch zerstörerische Energien entfesseln kann.

Im Rahmen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse sind die menschen- und naturfeindlichen Auswirkungen dieses Systems nicht aufzuheben. Sie entspringen unausweichlich den Gesetzen der Kapitalakkumulation. Eine andere Gesellschaftsordnung ist daher nötig – und diese ist der Sozialismus.

III. Der Sozialismus – die historische Alternative zum Kapitalismus

Das sozialistische Ziel Seitenanfang
Ziel der Deutschen Kommunistischen Partei ist der Sozialismus. Er bildet die grundlegende Alternative zum Kapitalismus, den Bruch mit der Geschichte der Ausbeutersysteme. Als erste Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation ist der Sozialismus zugleich eine Etappe auf dem Weg zum Kommunismus, jener Gesellschaft in der es keine Klassen mehr gibt; in der die Arbeit zum Wohle der Gesellschaft erstes Lebensbedürfnis geworden ist; in der die vergesellschaftete Produktion und die allseitige Entwicklung der Menschen einen solchen Stand erreicht haben, dass der Grundsatz »Jeder nach seinen Fähigkeiten – Jedem nach seinen Bedürfnissen« in die Tat umgesetzt werden kann. »An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätze tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist« (»Manifest der Kommunistischen Partei«). Der Übergang zum Kommunismus wird in einem langen geschichtlichen Prozess durch den Aufbau des Sozialismus vorbereitet.

Die sozialistische Gesellschaftsordnung setzt die Erringung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen Werktätigen voraus. Sie gründet sich auf das gesellschaftliche Eigentum an allen wichtigen Produktionsmitteln, an den Finanzinstituten und Naturressourcen und ermöglicht damit die planvolle Nutzung und Mehrung des gesellschaftlichen Reichtums zum Wohle des ganzen Volkes. An die Stelle der chaotischen, auf Profitinteressen ausgerichteten, von Krisen geschüttelten kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft tritt eine nach wissenschaftlichen Kriterien geplante, vernünftige, von der Solidarität der Produzenten getragene Produktionsweise. Der Sozialismus überwindet die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und. beseitigt die kapitalistischen Klassenprivilegien. Er verwirklicht den Grundsatz: »Jeder nach seinen Fähigkeiten – Jedem nach seinen Leistungen.« Immer bessere Befriedigung der wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen in Übereinstimmung mit den Werten des Sozialismus und den Erfordernissen eines schonenden Umgangs mit den natürlichen Ressourcen, ein selbstbestimmtes und selbstgestaltetes würdiges Leben für alle Menschen in Frieden, in Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, in sozialer Sicherheit und Wohlstand – das ist der Sinn des Sozialismus.

Die DKP geht davon aus, dass der Sozialismus das gemeinsame Werk von Menschen unterschiedlicher Herkunft sein wird, die das Ziel einer von der Herrschaft des kapitalistischen Profitprinzips befreiten Gesellschaft verbindet, deren weltanschauliche und politische Zugänge zu diesem Ziel sich jedoch unterscheiden. Unverzichtbare weltanschauliche Grundlage für die sozialistische Zielsetzung der DKP ist der wissenschaftliche Sozialismus, die Theorie von Marx Engels und Lenin. Andere Zugänge können aus religiösen oder allgemein humanistischen Überzeugungen, aus feministischen, pazifistischen, aus antirassistischen oder ökologischen Motiven erwachsen.

Der Sozialismus bedeutet eine höhere Stufe der Demokratie. Er kann nur das Ergebnis des Wollens und Handelns der Arbeiterklasse und der mit ihr verbundenen Fortschrittskräfte, von demokratischen Massenaktionen  sein. Er bedarf der Zustimmung und der aktiven Gestaltung durch die Mehrheit des Volkes. Mit der politischen Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten und dem gesellschaftlichen Eigentum an allen wichtigen Produktionsmitteln wird der Sozialismus den demokratischen Rechten und Freiheiten, die sich das arbeitende Volk bereits im Kapitalismus erkämpft hat, die unter der Herrschaft des Kapitals aber nicht gesichert sind, eine reale Grundlage geben. Zugleich schafft er neue Freiheiten für das werktätige Volk: Er garantiert das Recht auf Arbeit und die Chancengleichheit in der Bildung, er verwirklicht dauerhafte soziale Sicherheit und schafft die Voraussetzungen für die tatsächliche Gleichberechtigung der Frau. Er garantiert den Gewerkschaften und anderen Organisationen der arbeitenden Menschen und jedem Einzelnen das Recht und die reale Möglichkeit, zur gemeinsamen Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens.

Solche Rechte können jedoch nur geschaffen werden, wenn den Kapitalisten die entscheidenden Produktionsmittel genommen werden und damit die Möglichkeit beseitigt wird, die Gesellschaft der Profitlogik zu unterwerfen. Darum müssen alle Versuche der entmachteten Ausbeuter, die mit der Verfassung und den Gesetzen des sozialistischen Staates unvereinbare kapitalistische Ausbeuterordnung wiederherzustellen, auf der Grundlage dieser sozialistischen Gesetzlichkeit unterbunden werden.

Die DKP sieht die Aufgabe der kommunistischen Partei im Sozialismus darin, im Wettstreit mit anderen politischen Kräften um die besten politischen Ideen und Initiativen immer aufs Neue das Vertrauen des arbeitenden Volkes und maßgeblichen Einfluss zu erringen. Sie muss vor allem strategische Orientierungen für die weitere Gestaltung des Sozialismus erarbeiten und bemüht sein, dafür Mehrheiten zu gewinnen. Es ist die Aufgabe der Kommunisten, sozialistisches Bewusstsein in den Massen zu entwickeln, sie für das selbständige, initiativreiche Wirken beim Aufbau des Sozialismus zu gewinnen und für dessen Verteidigung gegen alle Versuche zu mobilisieren, den Kapitalismus wiederherzustellen.

Angesichts der voranschreitenden Internationalisierung der Wirtschaft und der Integrationsprozesse im Rahmen der EU geht die DKP davon aus, dass ein Durchbruch zum Sozialismus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht isoliert in unserem Land erfolgen kann, sondern nur im Zusammenwirken mit gleichgerichteten Kämpfen in unseren Nachbarländern und anderen Teilen der Welt.

Wie der künftige Sozialismus im Einzelnen aussehen wird, kann heute nicht vorhergesagt werden. Vieles hängt ab von den jeweiligen Ausgangsbedingungen, vom weiteren geschichtlichen Verlauf, von den sich ständig wandelnden ökonomischen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen sowie vom Wollen und Handeln derjenigen, die den Durchbruch zur neuen Gesellschaft erkämpfen werden.

In den Ländern des realen Sozialismus hatte das gesellschaftliche Eigentum an den entscheidenden Produktionsmitteln vor allem die Form des Staats- und Genossenschaftseigentum. Die Volksherrschaft wurde über Räte und sozialistische Parlamente ausgeübt. Es ist zu erwarten, dass die Schöpferkraft der Massen beim Aufbau der neuen Gesellschaft neben bewährten auch neue Formen der gesellschaftlichen Organisation hervorbringen wird. Es ist das Anliegen der Kommunisten, bürokratischen Gefahren entgegenzuwirken, die Kontrolle des arbeitenden Volkes über die Machtorgane zu stärken und seine unmittelbare Machtausübung immer weiter auszubauen. Möglicherweise werden neben den bekannten auch neue Formen des gesellschaftlichen Eigentums entstehen.

 
Die Erfahrungen des realen Sozialismus

Künftige sozialistische Gesellschaften werden sich in vielem von denen unterscheiden, die im 20. Jahrhundert in Europa aufgebaut wurden, weil die historischen Voraussetzungen andere sein werden. Die positiven wie die negativen Erfahrungen, die in der Entwicklung des realen Sozialismus gewonnen wurden, stellen jedoch einen riesigen Schatz an Erkenntnissen dar, der für die Zukunft nutzbar gemacht werden muss.

Mit der Oktoberrevolution 1917 in Russland wurde der Aufbau eines sozialistischen Gesellschaftssystems begonnen. Sie gab der Menschheit das Signal zum Aufbruch in eine neue Epoche. Unter ungünstigsten Ausgangsbedingungen wurden in der Sowjetunion und später in weiteren sozialistischen Staaten großartige Leistungen vollbracht.

Die sozialistischen Gesellschaften haben über Jahrzehnte hinweg bewiesen, dass eine Produktion ohne Kapitalisten, jenseits des Profitprinzips und nach einem gesellschaftlichen Plan möglich ist. Sie haben der Aggressivität des Imperialismus Fesseln angelegt. Vom »Dekret über den Frieden«, dem ersten Dekret der Sowjetmacht 1917, über den entscheidenden Beitrag der Sowjetunion zum Sieg über den Hitlerfaschismus, bis zu den Abrüstungsinitiativen der Warschauer Vertragsstaaten reicht die lange Kette der Friedenspolitik des Sozialismus. Zu seinen historischen Leistungen gehört die solidarische Unterstützung der Völker im Kampf um nationale Unabhängigkeit, gegen Kolonialismus und Neokolonialismus.

Der Sozialismus hat soziale Errungenschaften durchgesetzt, die selbst in den reichsten imperialistischen Staaten nicht erreicht wurden: Obdach- und Arbeitslosigkeit wurden überwunden, es gab gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle, eine entwickelte Erwerbstätigkeit der Frauen, kostenlose Gesundheitsversorgung und eine hoch entwickelte, für die Massen zugängliche Kultur. Das Leben war geprägt durch soziale Sicherheit und Vertrauen in die Zukunft.

Die Existenz des Sozialismus und seine Errungenschaften haben zugleich die Bedingungen für den Kampf um soziale und demokratische Reformen in den entwickelten kapitalistischen Ländern wesentlich verbessert. Die Bourgeoisie und ihre Regierungen waren durch die Systemkonfrontation zu bedeutenden Zugeständnissen gezwungen. Das galt besonders für die Herrschenden in der Bundesrepublik.

Die Deutsche Demokratische Republik hat der Macht des deutschen Imperialismus Grenzen gesetzt. Vier Jahrzehnte lang war in einem Teil Deutschlands die Herrschaft der Monopole und Banken beseitigt. Der Arbeiter- und Bauernstaat stand für Frieden, Antifaschismus und soziale Gerechtigkeit. Die DDR, die sozialistische Alternative zum deutschen Imperialismus, war die größte Errungenschaft in der Geschichte der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung.

Trotz seiner wahrhaft historischen Leistungen hat der Sozialismus in Europa eine Niederlage erlitten. Dafür gibt es innere und äußere, ökonomische und politische, objektive und subjektive Ursachen.

Dazu gehören die äußerst schwierigen Ausgangsbedingungen. Die Revolution siegte zunächst in Russland, in einem wirtschaftlich schwach entwickelten Land ohne bürgerlich-demokratische Traditionen, mit einer überwiegend bäuerlichen, in ihrer großen Mehrheit aus Analphabeten bestehenden Bevölkerung. Diese Rückständigkeit sowie die dauernde äußere Bedrohung durch die imperialistischen Mächte machten es unerlässlich, in kurzer Frist durch die Zentralisierung aller Kräfte eine moderne Industrie aus dem Boden zu stampfen und eine kulturelle Revolution in Angriff zu nehmen. Die führende Rolle der Arbeiterklasse musste unter diesen Bedingungen zunächst weitgehend stellvertretend durch die kommunistische Partei übernommen werden.

Dies wurde allerdings auch dann noch beibehalten, als sich im Ergebnis der Industrialisierung und der Kulturrevolution die Bedingungen verändert hatten. Partei und Staat verschmolzen mehr und mehr zu einem administrativ-bürokratischen Apparat. An die Stelle wirklicher Vergesellschaftung trat mehr und mehr bloße Verstaatlichung. Die Folge war eine zunehmende Entfremdung vom sozialistischen Eigentum.

Durch die staatliche Durchdringung aller Bereiche der Gesellschaft wurde die Eigeninitiative gehemmt. Immer weniger fand eine streitbare gesellschaftliche Debatte um Perspektiven statt. In diesem Prozess verlor die Partei immer mehr an Glaubwürdigkeit und damit letztlich die Hegemonie. Im Widerspruch zum humanistischen Wesen des Sozialismus wurde die sozialistische Demokratie durch die Missachtung sozialistischer Rechtsstaatlichkeit,  durch Repression und zeitweilig sogar durch Terror massiv verletzt. Das hat dem Ansehen des Sozialismus schwer geschadet. Das administrativ-zentralistische »Sozialismusmodell« wurde nach dem zweiten Weltkrieg weitgehend auf die Länder übertragen, die einen sozialistischen Entwicklungsweg beschritten.

Konnten mit diesem Typ des Sozialismus zunächst bedeutende wirtschaftliche Erfolge erreicht werden, so erwies er sich später als nicht in der Lage, die qualitativ neuen Anforderungen der wissenschaftlich-technischen Revolution rechtzeitig zu erfassen und  flexibel darauf zu reagieren. Die Folge war, dass die sozialistischen Länder in der Entwicklung der Arbeitsproduktivität und des materiellen Lebensstandards immer weiter hinter den entwickelten kapitalistischen Ländern zurückblieben. Das musste destabilisieren.

Es ist den sozialistischen Ländern nicht gelungen einen dem Sozialismus entsprechenden neuen Typ der Produktivkraftentwicklung zu schaffen. Auch konnten sich sozialistische Wertvorstellungen nicht dauerhaft und umfassend durchsetzen.

Es gab dogmatische Erstarrungen der Gesellschaftswissenschaften, die damit mehr und mehr ihrer Kraft beraubt wurden, gestützt auf die reale Analyse der konkreten Situation durch wissenschaftlich begründete Prognosen fundierte Handlungsorientierungen für die Lösung sich entfaltender Widersprüche und die Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu erarbeiten.

Die innere Hauptursache für die Niederlage des realen Sozialismus in Europa liegt darin, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse mehr und mehr erstarrten und es nicht gelungen ist, die Aufgabe zu bewältigen, den Sozialismus auf seiner eigenen Grundlage, entsprechend dem erreichten Entwicklungsstand, immer neue revolutionäre Entwicklungsschübe zu geben.

Die Niederlage des Sozialismus ist zugleich das Ergebnis der äußeren und inneren Konterrevolution. Von der Intervention der 14 imperialistischen Staaten gegen die junge Sowjetmacht und der Aggression Hitlerdeutschlands über die Embargopolitik und das kräftezehrende Wettrüsten während des kalten Krieges, bis zur konterrevolutionären Strategie des »Wandels durch Annäherung« haben die imperialistischen Mächte nichts unversucht gelassen um den Sozialismus zu destabilisieren und zu zerstören. Endgültig wurde der Weg für die Niederlage des realen Sozialismus in Europa frei, als unter inneren und äußeren Einflüssen revisionistische Kräfte in der KPdSU und regierenden Parteien anderer sozialistischer Staaten die Oberhand gewannen.

IV.  Für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt


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Voraussetzung für die Überwindung des Kapitalismus durch einen neuen Aufbruch zum Sozialismus ist eine grundlegende Veränderung des Kräfteverhältnisses zugunsten der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Fortschrittskräfte. Gesellschaftliche Kräfteverhältnisse verändern sich jedoch nicht im Selbstlauf. Sie werden in Klassenauseinandersetzungen geschaffen.

Heute geht es dabei zunächst um die Verteidigung sozialer und demokratischer Errungenschaften gegen die neoliberale Kahlschlagpolitik von Kabinett und Kapital, um die Bewahrung der natürlichen Umwelt gegen ihre Bedrohung durch das ungezügelte Profitstreben, um die Verteidigung des Friedens gegen die auf die absolute Weltherrschaft - in einer von ihm dominierten »neuen Weltordnung« – gerichtete Kriegspolitik des US-Imperialismus und gegen die Großmachtpolitik des deutschen und EU-Imperialismus..

Die DKP geht davon aus, dass unter den gegebenen Bedingungen Abwehrkämpfe im Zentrum einer ganzen Kampfetappe stehen werden. Schon in diesen Auseinandersetzungen wird es nur dann wirkliche Erfolge geben, wenn ein qualitativ neues Niveau bei der Mobilisierung der Arbeiter und Angestellten in den Betrieben und Verwaltungen, der Arbeitslosen, der Rentner, aller von der Demontage sozialer und demokratischer Errungenschaften Betroffenen, wenn ein neuer Aufschwung der Friedensbewegung und anderer demokratischer Bewegungen erreicht werden kann. Zugleich können und müssen in den Kämpfen um die Verteidigung des Erreichten die Kräfte gesammelt werden für fortschrittliche Reformen, für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt.

Das Ringen um soziale und demokratische Reformen, um die Durchsetzung konkreter Forderungen zur Verbesserung der Lebenslage und der Erweiterung der Rechte der arbeitenden Menschen hat im Kampf der Arbeiterbewegung stets einen bedeutenden Platz eingenommen.


Heute kämpft die DKP für:
  • Die Zurückdrängung der Massenarbeitslosigkeit durch die Verkürzung der Arbeitszeit, bezahlte Bildung und Weiterbildung, öffentliche Investitionen im Wohnungsbau, im Nahverkehr, in Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie entschiedene Maßnahmen gegen Massenentlassungen infolge von Betriebsverlagerungen ins Ausland;
  • Eine gesicherte Finanzierung des Gesundheitswesens, der Renten und Sozialsysteme durch die Wiederherstellung der paritätischen Finanzierung und die Heranziehung aller Einkommensarten sowie eine stärkere Besteuerung der Profite, Spitzeneinkommen und großen Vermögen;
  • Gleiche Bildungschancen und das Recht auf einen Ausbildungsplatz für alle Schulabgänger, kostenlose Hort- und Kindergartenplätze sowie Ganztagsschulen für alle Kinder;
  • Eine sichere und nicht an Profitmacherei orientierte Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Dienstleistungen durch Stopp und Rückgängigmachung der Privatisierungen öffentlichen Eigentums in der Wasser- und Energiewirtschaft, bei Krankenhäusern,  im öffentlichen Nahverkehr, bei der Bahn u.a.;
  • Die Verteidigung der demokratischen Rechte und Freiheiten gegen ihren Abbau durch den sog. Sicherheitsstaat;
  • die Wiederherstellung des sozialstaatlichen und antifaschistischen Konsenses des Grundgesetzes und gegen die reaktionäre EU-Verfassung;.
  • Das Verbot faschistischer Organisationen und Parteien;
  • Die Möglichkeit von Volksentscheiden auf allen Ebenen und andere Formen der direkten Demokratie;
  • Volle demokratische Rechte für alle Migrantinnen und Migranten sowie ein Asylrecht, das den Opfern aller Arten von Verfolgung und Diskriminierung eine Heimstatt in unserem Land sichert;
  • Ökologische Reformen, die den Raubbau an der Natur zumindest einschränken;
  • Die Zurückdrängung patriarchalische Strukturen und Fortschritte in der Frauenbefreiung;
  • Die drastische Senkung der Rüstungsausgaben und die Verwendung der frei werdenden Mittel für soziale und kulturelle Erfordernisse sowie den Austritt aus dem aggressiven NATO-Pakt und die sofortige Beendigung von Bundeswehreinsätzen außerhalb der Grenzen unseres Landes.

Die DKP ist sich bewusst, dass im heutigen Kapitalismus die Spielräume für soziale und demokratische Reformen infolge der weltwirtschaftlichen Verflechtungen und der Macht der transnationalen Konzerne, der enormen Staatsverschuldung und des Wegfalls des politischen Reformdrucks mit dem Ende des realen Sozialismus in Europa außerordentlich eng sind. Raum geschaffen werden kann nur durch Umverteilung von oben nach unten, durch strenge Maßnahmen gegen Finanzspekulation, Kapitalflucht u.ä. Das erfordert aber zumindest Eingriffe in die Verfügungsgewalt des Kapitals und wirft die Eigentumsfrage auf. Herkömmliche soziale und demokratische Reformen rücken so näher an die Notwendigkeit grundlegender antimonopolistischer Umgestaltungen heran.


Die DKP kämpft für:

  • Eine echte Mitbestimmung und Kontrolle der Arbeiterklasse und ihrer Gewerkschaften in den Betrieben und Unternehmen sowie ihre demokratische Einflussnahme auf den staatsmonopolistischen Regulierungsmechanismus im nationalen Rahmen, wie im Rahmen der EU und anderer internationaler staatsmonopolistischer Institutionen;
  • Die demokratische Kontrolle über die Entwicklung und Anwendung von Wissenschaft und Technik;
  • Die Überführung der Banken und Versicherungskonzerne sowie der produktions- und marktbeherrschenden Konzerne in anderen strategischen Wirtschaftsbereichen in demokratisch kontrolliertes öffentliches Eigentum .

Die DKP hält es für möglich und erstrebenswert, dass im Ergebnis des antimonopolistischen Kampfes solche und andere antimonopolistisch-demokratische Umgestaltungen durchgesetzt werden, die zur Zurückdrängung der Allmacht des Monopolkapitals und zur Erweiterung der Einflussnahme des arbeitenden Volkes führen und so dazu beitragen können, den Weg für den weiteren Kampf um den Sozialismus freizumachen.

Wie sich dieser Weg konkret gestalten wird, ist offen. Er hängt ab von der Kraft der Arbeiterklasse, der Stabilität ihres Bündnisses mit anderen demokratischen Kräften, vom Einfluss der Kommunisten, aber auch von den Formen des Widerstands der Reaktion. Die Erfahrungen des Klassenkampfes lehren, dass die Monopolbourgeoisie, wenn sie ihre Macht und Privilegien bedroht sah, stets versucht hat, den gesellschaftlichen Fortschritt mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern, bis hin zur Errichtung faschistischer Diktaturen und zur Entfesselung von Bürgerkriegen. Im harten Kampf muss ihr unvermeidlicher Widerstand überwunden und ein solches Übergewicht der zum Sozialismus strebenden Kräfte erreicht werden, das es ermöglicht, die Reaktion an der Anwendung blutiger Gewalt zu hindern und den für das arbeitende Volk günstigsten Weg zum Sozialismus durchzusetzen.
 

V. Die Kräfte des Widerstands und des Fortschritts


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Folge der ökonomischen und politischen Prozesse in den entwickelten kapitalistischen Ländern, so auch in Deutschland, ist eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Auf der einen Seite steht eine kleine Gruppe von Konzernherren, Bankchefs und Multimillionären - auf der anderen die überwältigende Mehrheit der Arbeiter, Angestellten und Beamten, der in der Landwirtschaft Beschäftigten, der Intelligenz, der Freiberufler und sogar kleine und mittlere Unternehmer. All diese Klassen und sozialen Gruppen sind der ökonomischen und politischen Herrschaft des Monopolkapitals unterworfen. Soziale Unsicherheit, Arbeitslosigkeit und Armut, soziale Spaltung und Ausgrenzung nehmen zu.

Daraus erwachsen die Notwendigkeit und die Möglichkeit des gemeinsamen Handelns der Arbeiterklasse und eines breiten Bündnisses nichtmonopolistischen Kräfte. Allerdings besteht zwischen der objektiven gesellschaftlichen Lage und deren Erkenntnis durch die Betroffenen eine tiefe Kluft: Sozial- und Demokratieabbau führen nicht unmittelbar zu gemeinsamen Handeln und zu wirksamen Massenprotesten.

Dies zu verändern, dafür wirkt die DKP.

 
Arbeiterklasse - entscheidende Kraft

Nach wie vor ist die entscheidende Kraft im Kampf gegen das Großkapital die Arbeiterklasse. Sie ist jene Klasse in der kapitalistischen Gesellschaft, die auf Grund ihrer Stellung im System der gesellschaftlichen Produktion am stärksten und unmittelbarsten die kapitalistische Ausbeutung erlebt. Als Nichteigentümer an den Produktionsmitteln sind die Arbeiter und Angestellten gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Ohne ihre Arbeit könnte die Gesellschaft nicht existieren. Sie sind in unserem hoch industrialisierten Land die hauptsächlichen Schöpfer aller Werte.

Die Arbeiter und Angestellten bilden mit ihren Familienangehörigen die große Mehrheit der Bevölkerung der Bundesrepublik. Die Zahl der weiblichen Arbeiter und Angestellten hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die Reihen der Arbeiterklasse der Bundesrepublik wurden und werden durch Millionen ausländischer Arbeiter und Angestellte verstärkt. Dabei leben und arbeiten ein Großteil von ihnen sowie ihre Familienangehörigen oft unter diskriminierenden Bedingungen. Der Anteil der Arbeitslosen an der Bevölkerung wird immer größer. Viele Jugendliche suchen vergeblich eine Ausbildung oder Beschäftigung. Auch sie gehören zur Arbeiterklasse.

In der Arbeiterklasse vollziehen sich seit einigen Jahrzehnten, besonders unter dem Einfluss der wissenschaftlich-technischen Revolution, bedeutende strukturelle Wandlungen. Berufsbilder und Qualifikationsmerkmale haben sich verändert. Berufszweige, deren Angehörige sich zumeist nicht zur Arbeiterklasse rechnen, ihr aber objektiv angehören, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Es bildet sich eine immer größer werdende Schicht der aus Technik, Wissenschaft und Bürokratie stammenden Intelligenz. Sie unterscheiden sich von den Industriearbeitern bzw. einfachen Angestellten in Verwaltungen und Bildungseinrichtungen aber vielfach nur durch ihre konkrete Tätigkeit. Auch ihr Arbeitsplatz ist oft unsicher. Viele müssen entwürdigende Arbeitsverhältnisse eingehen.

Den höchsten Organisationsgrad und die größten Kampferfahrungen haben nach wie vor die Arbeiter und Angestellten in den großen Industriebetrieben sowie in der Bauindustrie und Teilen des Transportwesens. Für den Kampf der Arbeiterklasse gewinnen unter den heutigen Bedingungen aber auch die Beschäftigten im Bankbereich sowie im Kommunikationswesen eine zunehmende Bedeutung.

In Folge des Einsatzes neuer wissenschaftlich-technischer Entwicklungen verringert sich der Anteil lebendiger Arbeit im unmittelbaren Produktionsprozess durch Automatisierung und Robotereinsatz. Die Arbeitenden werden dadurch nicht entlastet. Einerseits werden immer mehr Arbeitsplätze abgebaut, andererseits gibt es zunehmend Mehrarbeit und Überstunden, Angriffe der Unternehmer auf tarifliche und andere Arbeiterrechte. Zugleich wächst die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor, nimmt ihre Zahl in befristeten und prekären Arbeitsverhältnissen zu, in denen Tarifbruch und fehlender Kündigungsschutz bereits die Regel sind. Dies betrifft vor allem viele Frauen.

Die Arbeiterklasse in unserem Land ist in ihrer Zusammensetzung und bezogen auf ihre Arbeitsbereiche und Arbeitsbedingungen, ihre Lebenslagen, Herkunft und Traditionen sowie Kampferfahrung sehr differenziert. In der organisierten Arbeiterbewegung wirken verschiedene politische und weltanschauliche Strömungen. Ungeachtet aller Differenzierungen und Unterschiede ist jedoch objektiv das Einigende bei weitem stärker als das Trennende. Die Arbeiterklasse hat gemeinsame Klasseninteressen. In Gestalt des Großkapitals steht ihr ein mächtiger, hoch organisierter, über alle Mittel der Macht und Meinungsmanipulation verfügender und einheitlich handelnder Klassengegner gegenüber.

Darum ist es notwendig und möglich, dass Arbeiter, Angestellte und Beamte, Beschäftigte und Arbeitslose, Auszubildende und Rentner, deutsche und ausländische Kollegen, Angehörige der Arbeiterklasse mit unterschiedlicher Weltanschauung und Parteizugehörigkeit zusammenwirken.

Nur in den Auseinandersetzungen des betrieblichen Alltags und im überbetrieblichen Widerstand gegen die Angriffe des Kapitals kann die Erfahrung gewonnen werden, dass gemeinsame Interessen zu verteidigen sind und dazu einheitliches Handeln nötig ist. Nur dabei kann die Erkenntnis wachsen,  dass man gemeinsam über Abteilungs-, Betriebs-, Branchen-, Landesgrenzen hinaus agieren muss.

Im Zuge der kapitalistischen Globalisierung bildet sich eine globale Arbeiterklasse heraus. Zum einen sind damit neue Möglichkeiten des internationalen koordinierten Handelns der Belegschaften verbunden, zum anderen sind sie durch die tiefe Fragmentierung der Klasse behindert. Dies wird vom Kapital genutzt, um die Belegschaften von Standorten und nationale Abteilungen der Klasse gegeneinander auszuspielen.

Grundlegend bleibt der Gegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital, zwischen der Arbeiterklasse und der Kapitalistenklasse, der sich weiter zuspitzt und zur Lösung drängt.

Das Zusammengehen der Arbeiter und Angestellten mit ganzer Kraft zu unterstützen, stets das Einigende in den Vordergrund zu rücken, mit Geduld und Aufgeschlossenheit gemeinsame Arbeiteraktionen zu fördern - das ist ein Grundsatz der DKP.

 
DKP und Gewerkschaften

Ein besonderes Gewicht für den Kampf der Arbeiterklasse haben die Gewerkschaften. Der DGB und seine Einzelgewerkschaften sind die breiteste und umfassendste Klassenorganisation der Arbeiter, Angestellten und Beamten, der organisierte Ausdruck ihrer gemeinsamen Klasseninteressen.

Die Einheitsgewerkschaften, an deren Schaffung die Kommunisten nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus wesentlich beteiligt waren und in denen sie stets aktiv mitarbeiten, waren eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Arbeiterklasse unseres Landes in der Vergangenheit bedeutende soziale und demokratische Errungenschaften durchsetzen und behaupten konnte.

Solange es die DDR gab, spielte sie als »unsichtbarer Verhandlungspartner« immer eine große Rolle. Auch deshalb hatte die Niederlage des Sozialismus in Europa tief greifende Auswirkungen auf die organisierte Arbeiterbewegung, darunter vor allem die Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland.

Die DKP ist der Überzeugung, dass auch künftig starke, an den Interessen der Arbeiterklasse orientierte und für sie handelnde Gewerkschaften unentbehrlich sind. Sie wirkt für die Stärkung der Gewerkschaften. Sie bekämpft alle Angriffe der Unternehmerverbände und anderer reaktionärer Kräfte auf die Einheitsgewerkschaften. Diese wollen die Kampffähigkeit der Gewerkschaften zerschlagen, um den Widerstand gegen den reaktionären Umbau der Gesellschaft zu schwächen.

Wir wenden uns gegen den Missbrauch der Gewerkschaften für eine »Modernisierungskoalition«, bei der es darum geht, durch den Abbau sozialer und demokratischer Errungenschaften den »Standort Deutschland«, für in- und ausländisches Kapital attraktiv zu machen und die besten Verwertungsbedingungen für das Kapital zu schaffen. Wir wenden uns dagegen, dass sich Teile der Gewerkschaftsführungen nach wie vor in diese Politik einbinden lassen.

Jedes Mitglied der DKP ist aufgefordert, entsprechend seiner Möglichkeiten aktives Mitglied der Gewerkschaften zu sein. Die Mitglieder der DKP setzen sich dafür ein, dass die Gewerkschaften an den Interessen der Arbeiterklasse orientierte Forderungen entwickeln und konsequent durchsetzen. Der DKP geht es um die Überwindung von Widersprüchen und Inkonsequenzen in der gewerkschaftlichen Politik und damit um die Erhöhung des Ansehens, der Glaubwürdigkeit und der Kampfkraft der Gewerkschaften. Es ist die Aufgabe der Kommunisten, einen Beitrag zu leisten, dass die Linie einer autonomen, klassenorientierten Gewerkschaftspolitik stärker wird und systemkritische, auf die Überwindung  des Kapitalismus durch den Sozialismus gerichtete Positionen wieder mehr Platz im gewerkschaftlichen Spektrum finden.

Die DKP tritt für starke Betriebs- und Personalräte, Jugendvertretungen und gewerkschaftliche Vertrauensleutekörper ein. Sie wirkt für die Zusammenarbeit der Gewerkschaften auf europäischer und internationaler Ebene, um ein Ausspielen nationaler Belegschaften gegeneinander zu verhindern und gemeinsam in den Klassenauseinandersetzungen zu handeln.
 
Demokratische Parteien und Bewegungen
Zusammenarbeit mit anderen linken Parteien

Die Parteienlandschaft der Bundesrepublik ist im Umbruch. Die großen Parteien und das politische System – wie es bisher über Jahrzehnte die Bundesrepublik bestimmte - verlieren an Bindekraft. Vor allem rechte Parteien bzw. Positionen gewinnen an Zustimmung. Die parlamentarischen Verhältnisse sind instabil.

Der Einfluss linker Parteien ist gegenwärtig bescheiden. Aber die Möglichkeiten zur Bündelung ihrer Kräfte durch die Zusammenarbeit im Rahmen sozialer und politischer Bewegungen, für gemeinsame Forderungen und Aktionen wachsen.

Vor allem zwischen DKP und PDS besteht durch die gemeinsame Geschichte ein besonderes Verhältnis. Beide sind Parteien, die sich kritisch zum Kapitalismus der BRD definieren und  in ihrer Kritik an den bestehenden Verhältnissen häufig ähnliche Positionen hatten. In Aktionen und bei Wahlen haben sie zum Teil gemeinsam oder parallel gehandelt. Zugleich unterscheiden sich PDS und DKP in ihren weltanschaulichen Positionen, in ihrem  Parteiverständnis, in der Programmatik und teilweise auch in der praktischen Politik. Leider haben sich die programmatischen Unterschiede weiter vertieft. Die praktische Zusammenarbeit wird von einem Teil der PDS nicht unterstützt oder sogar verhindert.

Die Diskussionsprozesse mit linken Parteien und Organisationen will die DKP weiter entwickeln. Die DKP tritt für die ehrliche und freimütige Diskussion zwischen Kommunisten und Mitgliedern anderer linker Parteien ein, die immer so geführt werden sollte, dass gemeinsames Handeln gefördert und nicht erschwert wird.

 
Kommunisten und demokratische Bündnis

Gegen den Sozial- und Demokratieabbau, Militarisierung und Kriegspolitik, Rassismus und neofaschistische Gefahren in unserem Land und anderen imperialistischen Metropolen, gegen die Folgen der  imperialistischen Globalisierung für die Völker der armen Länder entwickelt sich Widerstand. Die Mitglieder der DKP arbeiten aktiv in demokratischen Bewegungen, Bündnissen und örtlichen Bürgerinitiativen mit. .Die DKP geht davon aus, dass Inhalt und Form des Kampfes durch die jeweiligen Bewegungen selbst bestimmt werden. Die Mitglieder der DKP wirken konsequent für die gemeinsam erarbeiteten Forderungen und Ziele und bringen in die Debatten um Kampfformen und gesellschaftliche Alternativen ihre weltanschaulichen und politischen Positionen ein.

Die DKP tritt für eine gleichberechtigte, partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten ein. Sie respektiert die politischen Motive, die Weltanschauung und die organisatorische Selbständigkeit ihrer Bündnispartner und erwartet von ihnen die gleiche Haltung gegenüber der DKP.

Die imperialistische Kriegspolitik auf dem Balkan, im Nahen und Mittleren Osten, in Mittelasien, in Afrika und die besorgniserregenden militärpolitischen und rüstungstechnischen Vorhaben der USA, der EU und Japans machen das Engagement für ein breites Bündnis in der Friedensbewegung zu einer vordringlichen Aufgabe. Dies umso mehr, als nach dem Zerfall der Sowjetunion den imperialistischen Metropolen keine gleichrangige Kraft mehr als Friedensmacht entgegensteht. Solange die sozialistischen Staaten Europas und vor allem die Sowjetunion existierten, konnten militärischen Abenteuern des Imperialismus Grenzen gesetzt werden.

Die DKP kämpft in und mit der Friedensbewegung für eine Welt, in der die internationalen Beziehungen auf dem Prinzip der Gleichberechtigung, der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, auf nationaler Souveränität und der territorialen Integrität aller Staaten beruhen. Sie tritt dafür ein die UNO  und das Völkerrecht zu stärken. Für dieses Ziel ist es notwendig, die UNO zu demokratisieren. Jede imperialistische Hegemonial-, Gewalt- und Interventionspolitik muss geächtet werden. Die DKP wendet sich insbesondere gegen den Umbau der Bundeswehr zur weltweit agierenden Interventionsstreitmacht und gegen die Aktivitäten zum Ausbau der EU-Streitmacht.

Von besonderer Bedeutung sind jene Initiativen, Bündnisse und  Bewegungen, die sich gegen den Abbau sozialer und demokratischer Errungenschaften, gegen die Folgen des Neoliberalismus zur Wehr setzen. Dabei entwickeln sich neue Kampf- und Organisationsformen. Neu in dieser Entwicklung sind auch Ansätze dafür, dass Gewerkschaften, soziale Protestbewegungen, Friedens- und Demokratiebewegung gemeinsam über Alternativen und Aktionen diskutieren, gemeinsame Schwerpunkte bestimmen und zusammen handeln.

Die Mitglieder der DKP sind aktiv in antifaschistischen Organisationen und Bündnissen. Sie suchen die Gemeinsamkeit mit all jenen Kräften – vor allem jungen Menschen – die sich gegen Faschismus, Rassismus und Krieg für die Rechte der Mitgrantinnen und Migranten, der Asylsuchenden und gegen weitere Einschränkung demokratischer Grundrechten einsetzen.

Die DKP tritt für die Verteidigung des antifaschistischen Erbes – des antifaschistischen Widerstandes 1933 bis 1945, des Kampfes von Antifaschisten nach 1945 in der BRD, der antifaschistischen Positionen der DDR – ein. Sie verteidigt die antifaschistischen Intentionen des ursprünglichen Grundgesetzes. Wir fordern gemeinsam mit anderen Antifaschistinnen und Antifaschisten das Verbot sowie die Auflösung aller neofaschistischen Parteien und Organisationen.

Mit der Ökologie-Bewegung teilen die Kommunisten die Sorge um die Erhaltung der natürlichen Umwelt. Die Umweltzerstörung ist vor allem Folge des profitorientierten Missbrauchs des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Auch Risikoabschätzungen, punktuelle Abhilfen und selbst allgemeine gesetzliche Regelungen ändern daran grundsätzlich nichts. Kommunisten engagieren sich im Widerstand gegen Atommülltransporte und fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie.

Von entscheidender Bedeutung für die Zukunft ist die Rolle, die die Jugend in den politischen und sozialen Auseinandersetzungen spielt. Erstmals in der Nachkriegsgeneration hat die junge Generation schlechtere Arbeits- und Lebensbedingungen als die Generation ihrer Eltern. Beträchtliche Teile der jungen Generation haben keine Chance auf Ausbildung und geregelte Arbeit  Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sind darum Forderungen nach dem Recht auf Bildung und Berufsausbildung; auf Arbeit, soziale Sicherheit und Gleichberechtigung; auf sinnvolle Freizeit und Gesundheit; nach dem Recht auf Mitbestimmung und Demokratie; dem Recht, in Frieden zu leben und zu arbeiten so aktuell wie in der Gegenwart. Die DKP wirkt eng mit der SDAJ und dem AMS zusammen. Sie tritt dafür ein, dass die Arbeiterjugend ihre Kraft in den betrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfen mit der ihrer älteren Kolleginnen und Kollegen vereint. Sie tritt dafür ein, unter den Studierenden und jungen Intellektuellen die Überzeugung zu verbreiten, dass sie ihren Interessen und Idealen nur gemeinsam mit der Arbeiterbewegung Geltung verschaffen können.

Eine große gesellschaftliche Kraft stellen die Frauen dar. Es existiert ein tiefer Gegensatz zwischen den wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen an die Frauen und ihrer tatsächlichen sozialen und rechtlichen Stellung unter den kapitalistischen Bedingungen der Bundesrepublik. Gleichberechtigung ist nicht verwirklicht. Der sozialreaktionäre Umbau der Gesellschaft trifft Frauen in hohem Maße: Zunehmend mehr Frauen werden trotz vielfach hoher Qualifikation in Arbeitslosigkeit oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse verdrängt. Die Forderung »gleicher Lohn für gleiche Arbeit« ist heute noch immer nicht durchgesetzt. Frauen sollen wieder auf Hausarbeit und Kinderbetreuung beschränkt werden. Die DKP unterstützt das Eintreten der Frauen für ihre Interessen und kämpft für die volle Gleichberechtigung der Frau. Die DKP strebt ein partnerschaftliches Zusammenwirken mit der demokratischen Frauenbewegung, ihre enge Verbindung mit dem Kampf der Arbeiterbewegung an.

Seit dem Weltwirtschaftsgipfel 1992 in München formiert sich neben der Arbeiterbewegung und teilweise gemeinsam mit ihr eine Bewegung gegen die kapitalistische Globalisierung. Meilensteine waren Seattle, Genua und die Gründung des Weltsozialforums in Porto Allegre. Diese Bewegung wendet sich gegen die menschenverach­tende Politik der Weltbank und des internationalen Währungsfonds (IWF). Sie prangert die Rolle und Verantwortung der G7 für die Lebensverhältnisse auf dieser Erde an. Die Bewegung richtet sich ebenfalls gegen die reaktionäre Politik der EU.

Diese Bewegung repräsentiert unterschiedliche politische und soziale Kräfte. Neue Organisationen entstehen. Der internationale Charakter der Proteste und ihre zunehmende Vernetzung stellen eine neue Qualität der Protestbewegungen dar. Die DKP beteiligt sich an der internationalen Formierung und Vernetzung der Gegenkräfte vor allem durch ihre Mitarbeit in der Sozialforumsbewegung und über ihre Zusammenarbeit mit anderen kommunistischen Parteien sowie linken Organi­sationen.

Die Wirksamkeit der sozialen und politischen Bewegungen des Protestes gegen Neoliberalismus und die Auswirkungen der  kapitalistischen Globalisierung wird davon abhängen,

dass sich international wie im Rahmen unseres Landes vor allem der Widerstand der Belegschaften und Gewerkschaften verstärkt;

wie weit es gelingt, internationale Klassenkämpfe mit vielfältigen Aktionen der sozialen Bewegungen gegen Auswirkungen der imperialistischen Glo­balisierung zu verbinden und wie weit es gelingt, gegen den gemeinsamen Hauptgegnergegner, die Transnationalen Konzerne zu mobilisieren

ob es gelingt, solche Kampfformen zu entwickeln - z. B. international vernetzte Streikaktionen -, die geeignet sind, entsprechende politische Forderungen durchzusetzen.

wie weit es möglich ist, den revolutionären, auf Gesellschaftsveränderung orientierenden Teil dieser Bewegung zu stärken.
 

VI.  DKP – Partei der Arbeiterklasse

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Andere Organisationen der Arbeiterklasse erstreben meist Teilziele oder vertreten nur die Interessen eines Teils der Klasse und das häufig nur im Rahmen des kapitalistischen Systems. Anders die DKP. Sie lässt sich von den Gesamtinteressen der Arbeiter und Angestellten als Klasse leiten.

In teils heftigen Auseinandersetzungen und Diskussionen Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre verstän­digten sich die Mitglieder der DKP darüber, dass eine revolutionäre, marxistische Partei der Arbei­ter­klasse gerade in der größer gewordenen kapitalistischen Bundesrepublik Deutschland nicht überflüssig geworden sondern notwen­dig ist.

Notwendig dafür ist: eine revolutionäre, eine kommunistische Partei
  • die festhält am sozialistischen Ziel im Sinne der im »Manifest der Kommunistischen Partei« von Marx und Engels formulierten Grundaussag­en
  • die den grundlegenden Bruch mit den kapita­listischen Eigentums‑ und Machtverhältnissen anstrebt;
  • die sich auf die Arbeiterklasse als entscheidende gesell­schafts­ver­ändernde Kraft und dier Entfaltung ihres Klassenkampfes orientiert;
  • die dafür wirkt, die verschiedenen Kräfte des Widerstandes im Kampf gegen die neoliberale Politik zu stärken und zusammen zu führen;
  • eine Partei, die ihr theoretisches Fundament in der Theorie von Marx, Engels und Lenins hat und diese für die heutigen Kampfbedingungen weiterentwickelt.

Grundanliegen der DKP ist es, die Interessen der großen Mehrheit der Menschen in diesem Land – vor allem der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen, der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger - gegen die Macht und das Profitstreben des Großkapitals zur Geltung zu bringen. Die DKP ist Partei des Widerstandes gegen die sozialreaktionäre, antidemokratische und friedensgefährdende Politik der Herrschenden und eine konsequent antifaschistische Partei.

Das Ziel der DKP ist der Sozialismus. Für dieses Ziel die Mehrheit zu gewinnen und vorzubereiten - darum geht es der DKP.

 
Der historische Weg der Kommunisten

Die DKP steht in der Tradition der kommunistischen Bewegung. Sie ist hervorgegangen aus dem mehr als 150jährigen Kampf der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Militarismus und Krieg. Sie hat das Vermächtnis der revolutionären deutschen Sozialdemokratie und der Kommunistischen Partei Deutschlands übernommen. Sie lernt aus den Erfahrungen der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung.

Seit den Anfängen ihrer Bewegung kämpfen Kommunistinnen und Kommunisten für die Emanzipation der Menschen, für sozialen Fortschritt, für eine Welt des Friedens, für die Teilhabe aller am kulturellen Reichtum der Geschichte und Gegenwart. Sie kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Privilegien der Herrschenden und Verelendung der Massen, gegen Kriege und gegen geistige Manipulation und Verdummung. Sie wahren die Traditionen progressiver Bewegungen der Vergangenheit, knüpfen an die Ideen des Humanismus und der Aufklärung an.

Die Oktoberrevolution war das welthistorische Ereignis, das den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus einleitete. Jahrzehntelang wurde in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern der Beweis dafür erbracht, dass der Aufbau des Sozialismus möglich ist. Diese Tatsache wird durch die Niederlage des Sozialismus nicht aus der Welt geschafft. - Es ist die Aufgabe der Kommunisten, diese historischen Erfahrungen nicht verloren gehen zu lassen, wenn sie sich nun unter neuen Bedingungen eine sozialistische Gesellschaft als Ziel setzen. Wir sind uns dabei bewusst, dass auf diesem Weg Widersprüche auftraten, Deformationen entstanden und Unrecht geschah. Dies gilt es in Zukunft zu verhindern.

Im Kampf um soziale und demokratische Grundrechte, um eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft standen die Kommunisten auch in Deutschland in vorderster Front gegen die Kriege der Imperialisten, gegen den Faschismus, gegen die koloniale Unterjochung, für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse, für soziale Sicherheit, für breite Bildung, für politische Grund- und Bürgerrechte. Kommunistinnen und Kommunisten haben sich in diesen Kämpfen immer als Internationalisten bewährt.

In der Bundesrepublik Deutschland können die Kommunisten heute aus den Erfahrungen zweier gesellschaftlicher Systeme lernen.

40 Jahre hat es auf deutschem Boden mit der DDR einen sozialistischen Staat gegeben, der eine Alternative zum kapitalistischen System der BRD darstellte. Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte hatte die Arbeiterklasse die politische und ökonomische Macht des Kapitals gebrochen. Die wichtigsten Produktionsmittel wurden in gesellschaftliches Eigentums überführt. Effizient arbeitende landwirtschaftliche Genossenschaften entstanden. Der Zugang zu Bildung und Kultur hing nicht vom Geldbeutel ab. Wichtige politische und ökonomische Voraussetzungen für die Gleichberechtigung der Frauen wurden geschaffen.

Die DKP stand immer an der Seite der DDR, jenes Staates, in dem 40 Jahre lang die Macht der Konzerne und Banken beseitigt war, jenes deutschen Staates, der als einziger in der bisherigen deutschen Geschichte konsequent für Frieden und gegen Krieg eintrat, der konsequent Solidarität mit den Völkern der Entwicklungsländer übte und der als antifaschistischer deutscher Staat in der Erinnerung bleiben wird.

Die Grundzüge einer neuen Gesellschaft wurden erkennbar, mit wie vielen Schwächen diese Entwicklung auch verbunden war.

Anders in der BRD: 40 Jahre lang kämpften Kommunistinnen und Kommunisten gemeinsam mit anderen gegen die Restauration der politischen Macht des Kapitals und die Einbindung der Bundesrepublik in das Lager des Imperialismus, gegen die Remilitarisierung und die Eingliederung Westdeutschlands in die NATO, gegen Rüstung und Demokratieabbau, für Frieden und Arbeiterrechte.

Die von Kommunisten in beiden Staaten gewonnenen unterschiedlichen Erkenntnisse kritisch und konstruktiv zu nutzen und für die Entwicklung einer historischen Perspektive zusammenzuführen, ist für die DKP eine einmalige Chance, aber auch eine nicht einfache Aufgabe.

 
Die weltanschaulichen Grundlagen kommunistischer Politik
und Organisation


Die DKP gründet ihre Politik auf die Theorie von Marx, Engels und Lenin und die Arbeiten anderer Marxistinnen und Marxisten. Sie kämpft für die freie Verbreitung der Weltanschauung der Kommunisten, des Marxismus-Leninismus, die eine lebendige Wissenschaft und kein Dogma ist.

Die DKP leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten Beiträge zur wissenschaftlichen Analyse der Gesellschaft, um begründete Erkenntnisse für politisches Handeln zu gewinnen.

Auf dieser Basis entwickelt die DKP ihre politische Strategie und Taktik.

Als erstrangige ideologische Aufgabe betrachtet es die DKP – entsprechend ihrer Möglichkeiten -, den Arbeitern und den anderen Werktätigen Einsichten in die eigene Klassenlage und den unversöhnlichen Gegensatz zwischen ihren Klasseninteressen und den Macht- und Profitinteressen des Großkapitals zu vermitteln und klassenmäßige Erkenntnisse zu vertiefen. Sie verbreitet die sozialistischen Ideen. Kommunistinnen und Kommunisten bringen Klassenpositionen in Gewerkschaften und die sozialen Bewegungen ein.

Entschieden bekämpft die DKP Antikommunismus und Nationalismus, wirkt sie dafür, den Einfluss der bürgerlichen Ideologie und reformistischer Positionen auf die Arbeiterklasse zurückzudrängen. Unabdingbar ist die Auseinandersetzung mit rassistischen und faschistischen Positionen sowie ihren weltanschaulichen und gesellschaftlichen Ursachen.

Die DKP verbindet das Bemühen um Bildung und politische Aufklärung, um die Propagierung ihrer Ziele, auf das engste mit der aktiven Unterstützung und Förderung praktischer Aktionen.


Die Prinzipien des innerparteilichen Lebens

Die Gemeinsamkeit der Weltanschauung und der politischen Ziele bildet die Grundlage für die Prinzipien des innerparteilichen Lebens der DKP. Sie schafft die Voraussetzung dafür, dass sich die DKP als eine einheitliche und solidarisch handelnde Kampfgemeinschaft entwickelt. Meinungsvielfalt, streitbare Diskussion und gemeinsame Aktion schließen sich nicht aus. Kommunistinnen und Kommunisten lassen sich von dem Grundsatz leiten, dass nur ein einheitliches, von der ganzen Partei getragenes Handeln das Unterpfand ihrer Aktionsfähigkeit und Stärke ist. Voraussetzung dafür ist die solidarische Diskussion und die Erarbeitung breiter Übereinstimmung. Darum verbindet sich in der DKP breite innerparteiliche Demokratie mit dem Grundsatz der vereinigten, zentralisierten Aktion.

Zu diesen Grundsätzen des innerparteilichen Lebens gehören: die Wählbarkeit aller Leitungen von unten nach oben, die Rechenschaftspflicht, die Einbeziehung der ganzen Partei in die Entwicklung der Politik und Programmatik, zentralisiertes, ein­heit­liches Handeln durch die Verbindlichkeit der Beschlüsse der übergeordneten gewählten Parteiorgane für die nach geordneten Leitun­gen und die Mitgliedschaft. die Organisierung der Partei in Grund­organi­sationen und die Pflicht eines jeden Mitglieds, in einer Grundorganisation mitzu­ar­beiten.

Kommunistinnen und Kommunisten wirken dafür, dass das Leben der Partei bestimmt wird durch Kollektivität des Handelns bei gleichzeitiger persönlicher Verantwortung des einzelnen.

 
Proletarischer Internationalismus

Unter den Bedingungen der imperialistischen Globalisierung und der Entwicklung der EU nimmt die Internationalisierung des Klassenkampfes zu. Damit wird nachdrücklich  die Notwendigkeit einer internationalen Antwort der kommunistischen Parteien und Organisationen und der Verständigung der weltweiten antikapitalistischen Bewegung auf die Tagesordnung gesetzt.

Der umfassende reaktionäre Angriff auf die Errungenschaften des Kampfes der Arbeiterklasse erfordert das gemeinsame Handeln der internationalen Arbeiterbewegung und anderer fortschrittlicher Kräfte. Und auch das Wissen, dass die sozialistische Zukunftsperspektive nur gemeinsam erkämpft werden kann, unterstreicht die Notwendigkeit, die internationale Kooperation der antikapitalistischen Kräfte zu intensivieren.

Die DKP lässt sich von der Erfahrung leiten, dass die Stärkung der internationalen revolutionären Bewegung die Stärkung der revolutionären Bewegung in den einzelnen Ländern einschließt, d.h. konkret alle Anstrengungen zu unternehmen, um in der Bundesrepublik die Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus zu stärken. Dabei geht die DKP von dem Grundsatz aus, dass jede kommunistische Partei ihre Politik selbständig erarbeitet. Sie trägt hierfür die Verantwortung vor der eigenen Arbeiterklasse und Nation und zugleich vor den Werktätigen aller Länder.

Die DKP steht solidarisch an der Seite der unterdrückten Völker, an der Seite der antiimperialistischen Befreiungsbewegungen. Die DKP wird insbesondere ihre praktische Solidarität mit dem kubanischen Volk fortsetzen und verstärken.

Wer die Welt verändern will, muss sie erkennen. Wer sich befreien will, braucht Genossen. Wer Kraft entfalten will, muss sich organisieren. Wer ein freies, menschliches Leben erringen, die Zukunft gewinnen will, muss kämpfen.

Die Deutsche Kommunistische Partei hat sich nicht um ihrer selbst willen gebildet. Sie dient der Arbeiterklasse und dem Volk. Sie wirkt mit den Arbeitern für die Arbeiter, mit der Jugend für die Jugend, mit dem Volk für das Volk.

Soziale Sicherheit und Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit, Frieden und Sozialismus - dafür kämpft die DKP.

»Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!«


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 Bearbeitet: 29.03.2006
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