Soziales

Auch der Tod wird auf Dauer teuer

Die Sanierung der Gemeindefinanzen geht über Leichen

Friedhof: Gräber und Kapelle.

Vie­le Kom­mu­nen sind so fi­nanz­schwach ge­hal­ten, dass sie so­gar mit Ge­büh­ren­er­hö­hun­gen über die Fried­hofs­sat­zun­gen ih­ren Haus­halt ent­las­ten müs­sen. Es gibt in Deutsch­land et­wa 32.000 Fried­hö­fe mit 40 Mil­lio­nen Grä­bern. Der Vor­sit­zen­de des Bun­des der Steu­er­zah­ler in NRW, Heinz Wirtz, warnt vor dem Irr­glau­ben, die städ­ti­schen Etats durch Mehr­be­las­tun­gen der Bür­ger in den Griff zu be­kom­men.

Ermuntert wird das Drehen an der Gebührenschraube in NRW zum Beispiel durch den »Stärkungspakt für finanzschwache Kommunen«: Das Land gibt Geld, ohne das Problem der Finanznot damit lösen zu können, und gibt gleichzeitig Hinweise, wie über Steuern und Gebühren mehr Geld in die kommunalen Kassen kommen kann. Damit wird der Kassenstand zwar nicht ausgeglichen, der Bürger aber mehr belastet, wobei der Bourgeois von einer Gebührenerhöhung eben relativ weniger betroffen ist als der Prolet. Insgesamt planen 78 Prozent der Kommunen, ihre Steuern und Gebührten bis zum kommenden Jahr zu erhöhen. 43 Prozent wollen nach einer Studie der »Wirtschaftsprüfer« Ernst & Young wollen die Leistungen einschränken. 91 Prozent der NRW-Kommunen haben im laufenden Jahr einen defizitären Haushalt, zuvor waren es 78 Prozent. Die Hälfte der Kommunen in NRW kann seine Schulden nicht mehr tilgen.

Jede vierte Gemeinde will nicht nur den Eintritt für die Schwimmbäder erhöhen, sondern auch die Gebühren für den Friedhof.

Bei einer Befragung der »Ruhr-Nachrichten« bekannten über 90 Prozent der Leser, dass sie sich über die Erhöhungen ärgern. Fünf Prozent wollten notgedrungen in den sauren Apfel beißen. Und dem Rest war es egal. Begründung: »Ich habe kein Haus, keinen Hund, und ins Freibad gehe ich auch nicht.«

Bei den Bestattungen haben die »TeilnehmerInnen« in der Regel keine freie Wahl, ob sie nun wollen oder nicht. Sie können sich zunächst allenfalls zwischen Sarg-Grabstätte und Urnen-Grabstätten entscheiden, wenn sie sich nicht – nach der Leichenverbrennung – in einem Waldgrundstück etwa im niederländischen Venlo kostengünstig zerstreuen lassen wollen. In Düsseldorf gibt es den Kostenansatz »Ascheverstreuung im Streufeld… 1.385,31 Euro«.

Die Dauer der Trauer und des Gedenkens wird zu einer finanziellen Herausforderung. Das »Nutzungsrecht« erstreckt sich zum Beispiel auf 20, 25 oder 30 Jahre. Entsprechend sind die Preise gestaffelt. Die Einzelgrabstätte für 20 Jahre kostet in Düsseldorf 1.007,19 Euro (Urne: 896,00 Euro), bei 30 Jahren sind es bis zu 3.035,89 Euro. Bei besonderer Lage und abweichender Größe geht es rauf auf 4.691,01 Euro.

Vor der »Nutzung« kommt die Bestattung: 699,34 Euro bis 2.080,62 Euro. Nutzung der Kapelle: 207,47 Euro. Die Einäscherung kostet 247,47 Euro. In diesem Betrag ist die Umsatzsteuer von 19 Prozent bereits enthalten.

Das Manager-Magazin weiß Rat: Sterbegeldversicherung, und räumt ein, dass die Betroffenen »damit oft ebenfalls ausgenommen werden.« Die finanziellen Probleme führen zu einem beklemmenden Widerspruch: Viele Menschen plädieren inzwischen für die kostengünstige anonyme Bestattung, obwohl sie sie »nicht gut finden«.

Beerdigungs- und Trauerkultur hat eine kommunalpolitische Dimension. Die DKP in Düsseldorf hat das Thema aufgegriffen, weil bei verschiedenen Trauerfeiern deutlich wurde, dass die Akustik in den Kapellen so schlecht ist, dass nicht nur ältere Trauergäste nicht mehr verstehen können, was der Trauerredner mitteilt. Der Anregungsausschuss der Stadt wurde gebeten, die Akustik prüfen zu lassen, um geeignete Maßnahmen einleiten zu können, damit die Trauerfeiern nicht durch eine Kakophonie überlagert wird.

Text: Uwe Koopmann
Foto by Leonce49 at de.wikipedia [CC-BY-SA-3.0
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
from Wikimedia Commons