Betrieb & Gewerkschaft

M. DuMont Schauberg: Über 90 Arbeits­plätze auf der Streichliste

Beschäf­tigte sollen ent­sorgt werden

Gebäudekomplex, im Vordergrund Straßenbahn.

Köln, 10.10.2013 | Dass es kei­ne gu­ten Nach­rich­ten ge­ben wür­de, war den Be­schäf­tig­ten beim Zei­tungs­ver­lag M. Du­Mont Schau­berg (Köl­ner Stadt­an­zei­ger, Ex­press) be­reits vor der von der Ge­schäfts­füh­rung kurz­fris­tigst ein­be­ru­fe­nen Mit­ar­bei­ter­ver­samm­lung klar, doch das es so dick kom­men wür­de, war für die meis­ten ein Schock: Die Be­sit­zer und ih­re Ma­na­ger pla­nen, ca. 90 be­triebs­be­ding­te Kün­di­gun­gen aus­zu­spre­chen. 84 Men­schen sol­len in der Dru­cke­rei (Ro­ta­ti­on und Wei­ter­ver­ar­bei­tung) ih­ren Ar­beits­platz ver­lie­ren, die an­de­ren in ver­schie­de­nen klei­ne­ren Ver­lags­be­rei­chen. Sie al­le sol­len in ei­ne Auf­fang­ge­sell­schaft über­führt wer­den, um nicht so­fort den Gang zur Ar­beits­agen­tur an­tre­ten zu müs­sen. Ein Teil ih­rer Ar­beit soll zu­künf­tig in ei­ner Fremd­fir­ma ge­macht wer­den.

Ebenfalls betroffen sind eine große Anzahl (ca. 160) Verlagsangestellte aus den Abteilungen Anzeigen- und Zeitungsverkauf, Werbung, Einkauf, Buchhaltung und Personal: ihre Stellen werden zwar nicht ersatzlos gestrichen, wie die ihrer Kolleg(inn)en in der Technik, sie sollen zukünftig aber in nicht tarifgebundenen Tochtergesellschaften von MDS arbeiten. Damit bleiben zwar kurzfristig Gehälter, Sonderzahlungen und Arbeitszeit unverändert, für sie gelten die Tarifverträge aber nur noch rückwirkend – an kommenden Tarifverhandlungen sind sie nicht mehr beteiligt. Neueingestellte (falls es denn welche geben sollte) unterliegen den Tarifverträgen überhaupt nicht mehr. Es handelt sich also um einen Ausstieg aus dem Tarifvertrag auf Raten.

Als Grund für den Kahlschlag nennt das MDS-Management, von der Verlegerfamilie ließ sich weder in der Mitarbeiterversammlung noch in der Betriebsversammlung eine Woche später jemand blicken, drastische Rückgänge im Anzeigengeschäft aufgrund sinkender Auflagen und der Verlagerung von Werbung ins Internet. Das Problem ist real und noch haben die Zeitungsverleger(innen) nur ein Rezept dagegen gefunden: die Beschäftigten, die mit ihrer Arbeit für den Aufbau der Verlagsimperien und, wie im MDS-Druckzentrum an der Amsterdamer Straße für das notwendigen Geld zur Anschaffung einer neuen, hochmodernen Druckmaschine, gesorgt haben, sollen eingespart und entsorgt werden.

Der Schock bei den Betroffenen sitzt tief, vor allem, weil betriebsbedingte Kündigungen für den DuMont-Konzern etwas Neues sind. Zwar gab es bereits seit Jahren einen mehr oder weniger schleichenden Abbau von Arbeitsplätzen, aber der geschah bisher stets »sozialverträglich«, d.h. gegen vergleichsweise hohe Abfindungen. Mit »echten« Kündigungen hätte vermutlich kaum jemand gerechnet und auch auf der Homepage der ver.di-Vertrauensleute wird von einem »Kulturbruch« gesprochen. Vielleicht ist der Schock über einen vermeintlichen Vertrauensbruch von Seiten der Verlegerfamilie auch der Grund dafür, dass sich Proteste bisher auf Grablichter vor dem Verlagsgebäude und Trauerkleidung bei der Betriebsversammlung beschränkte. Die Zeitungen erschienen jedenfalls immer wie gewohnt.

Die Belegschaft, insbesondere die der Druckerei ist für ihre kämpferische Haltung in Tarifauseinandersetzungen bekannt – bisher fand kein Streik in der Druckindustrie ohne sie statt. Der Betriebsrat hat jedenfalls Widerstand gegen die, wie er es nennt »Zerschlagung des Verlages« angekündigt. Man darf gespannt sein, ob es dem Unternehmer gelingt, seine Pläne so einfach und billig wie geplant, durchsetzen. Den Betroffenen sollte jedenfalls unsere Solidarität gelten.

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DKP Köln: Solidarität mit der Belegschaft von DuMont Schauberg