Betrieb & Gewerkschaft

AWO Streikaktion

Streikaktion von Ver.di NRW
bei der AWO NRW

Kolleginnen mit Fahnen und Transparenten.

19. November 2014, Köln-Chorweiler | Am Tag vor der 5. Ta­rif­ver­hand­lungs­run­de für die 36.000 Be­schäf­tig­ten der Ar­bei­ter­wohl­fahrt (AWO) in NRW hat­te ver.di heu­te zu ei­nem ganz­tä­gi­gen Warn­streik auf­ge­ru­fen. Bis 11.00 Uhr rei­sen die Strei­ken­den mit Bus­sen aus ganz NRW an. Sie wol­len zum Sitz des AWO-Be­zirks­ver­ban­des Mit­tel­rhein in Köln-Chor­wei­ler zie­hen. Denn hier re­si­diert auch der Vor­sit­zen­de des Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des AWO Deutsch­land, An­dre­as John­sen, in des­sen Auf­trag die Ta­rif­ver­hand­lun­gen auf Ar­beit­ge­ber­sei­te ge­führt wer­den.

Auf dem Parkplatz findet eine kleine Kundgebung statt. Hier werde ich schon fast alle UZ-Extra los, die ich dabei habe. Wir sind zu zweit. Eigens für diese Aktion ist diese UZ-Extra von der Redaktion bereit gestellt worden.

Einige kennen die UZ und freuen sich. Schlagzeile: »Schmerzgrenze überschritten. Die AWO darf nicht Vorreiterin für weiteren Sozialabbau werden.«

Nach einer kurzen Demonstration strömen die Kolleginnen und Kollegen auf den Hof der AWO Bezirksgeschäftsstelle. Von der Protestkundgebung geht es in die Gegenrichtung auf den Pariser Platz, wo schon eine Bühne aufgebaut ist. Eine kölsche Musikgruppe trifft mit ihren Liedern und Ansagen den Nerv der Aktion. Es eröffnet Kollegin Britta Munkler vom Ver.di-Bezirk Köln. Heidrun Abel, Vorsitzende des Kölner Ver.di-Bezirks, spricht kurz und knapp. Sie freut sich über die Menge der Demonstranten. Arbeiterwohlfahrt = Viel Arbeit, wenig Wohlfahrt, sagt sie. 2500 Demonstranten habe die Polizei gezählt. Das Gros der Demonstrierenden sind junge Frauen, die in Kindereinrichtungen und Altersheimen beschäftigt sind. Sie wehren sich gegen die Abkoppelung vom TVöD, also vom Tarif, der in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes verbindlich ist. Der Kampf richtet sich aber auch gegen politische Entscheidungen, denn soziale Einrichtungen würden unzureichend refinanziert, das sei schlechte Haushaltspolitik.

Elternvertreter von Kindertagesstätten kommen zu Wort. Sie hätten für den Streik Verständnis trotz der Mühen anderweitiger Unterbringung ihrer Kinder. Und wundern sich, dass die Erzieher weniger verdienen, obwohl ihre Beiträge so hoch wie in anderen Einrichtungen sind. Es sprechen auch zwei alte Damen. Eine sagt, dass eine Schwester 24 Zimmer zu betreuen habe, wo vorher zwei gearbeitet haben. Die Leute seien nett, aber zu wenig, ihnen werde auch zu wenig Lohn gezahlt. Sie selbst mache schon mit Rücksicht auf das Personal vieles selbst, dazu hätte sei sie aber nicht ins Heim ziehen müssen. Die Schwestern seien oft völlig fertig, sogar kränker als die Alten selbst. Aber auch die Pflegebedürftigkeit der Bewohner steige. Eine Beschäftigte aus einem Altersheim in Düsseldorf zählt auf, was sie so alles machen müssen, unter anderem seien sie Brillen- und Gebissfinder.

Schließlich spricht Wolfgang Cremer, der Verhandlungsführer der Gewerkschaft für diesen Bereich. Er berichtet vom Stand der Verhandlungen. Heute morgen habe er zu seinem Erstaunen von Andreas Johnsen, Geschäftsführer der AWO Mittelrhein, noch vor dem Frühstück im Radio gehört, dass er mit Ver.di schon klar sei, es gehe nur noch um die Ver.di-Tage. Offenbar will die Gewerkschaft freie Tage als Sonderleistung für ihre Mitglieder. Tatsächlich aber gebe es noch gar kein Angebot, so Cremer. Er kündigt an, dass Ver.di sich auch nicht durch das nahe Weihnachten drängen lassen werde. Notfalls würden sie ab 16. Januar streiken. Aber er macht auch Kompromisslinien sichtbar. Sie seien mit 75 Euro Einmalzahlung (statt 90) zufrieden, hätten das Angebot gemacht, die Zahlen des TVöD umzukehren, also zunächst nur 2,4%, dann 3% zu fordern, damit sich die AWO auf die Erhöhung einstellen könne.

Immer wieder hört man: »Marmor, Stein und Eisen bricht, unsere Streikbereitschaft aber nicht.«

Text und Foto: Klaus Stein


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