Kultur

Chronik einer Revolte

Demonstrantin mit Fahne.

Ein Jahr
Istanbul

12.06.2015 | Im Juni 2013 dokumentierten zwei deutsch-türkische Filmemacherinnen die Kämpfe um den Istanbuler Gezi-Park. Sie blieben ein Jahr und lernten eine vielfältige türkische Demokratiebewegung kennen. 

Zu ihr gehören meist junge Menschen aus unterschiedlichen politischen Lagern. Der Film folgt einigen von ihnen bis zu den Präsidentschaftswahlen 2014 und zeigt, wie sie sich gegen eine repressive Politik und für ein freies, selbstbestimmtes Leben einsetzen.

»Überall ist Taksim überall ist Widerstand« ist einer ihrer Kampfrufe. Denn was als Demonstration gegen ein Bauprojekt begann, entwickelte sich zu einem Protest gegen die Politik der Regierung Erdogan. Diese schlug die Demonstrationen im Gezi Park und auf dem nahegelegenen Taksim Platz blutig nieder.

Die beiden jungen Filmemacherinnen Biene Pilavci und Ayla Gottschlich drehten damals vor Ort und gerieten selbst in große Gefahr. Dennoch entschieden sie sich, in Istanbul zu bleiben und einige Demonstranten weiter zu begleiten. Zu ihnen gehört der junge armenische Istanbuler Bimen, der sich den Protesten anschloss, weil die Baumaßnahmen auch die Reste eines armenischen Friedhofs beseitigen würden.

Taksim-Platz. Menschen auf Wiese und Platz.

Tamer ist ein Journalist, dem während der Gezi Proteste gekündigt wurde, weil er sich weigerte, eine Falschmeldung über die Proteste zu verfassen. Monate später findet er bei einem pro kurdischen Privatsender eine neue Anstellung. Trotzdem betrachtet er seine beruflichen Chancen in der Türkei als aussichtslos.

Auch gläubige Muslime befanden sich unter den Gezi Besetzern. Rojda ist eine der Wortführerinnen der Antikapitalistischen Muslime, die sich gegen Erdogans autoritären Führungsstil wehren und auf Gemeinwohl statt auf Eigentum setzen.

»Chronik einer Revolte ein Jahr Istanbul« ist ein Film über die Hoffnungen, Wünsche, Ängste und den Mut junger Istanbuler. Für Erdogan sind sie bis heute »Capulcu« Gesindel.

Text und Bilder: ZDF


Dokumentation von Biene Pilavci und Ayla Gottschlich, 85 Minuten. Zu sehen in arte: Freitag, 12. Juni um 9:50 Uhr (58 Min.)  Wiederholung am Mittwoch, 17.06. um 9:45 Uhr und in  ZDF.kultur: Freitag 12.06.2015, 20:15 - 21:40 Uhr, sowie in ZDF-Mediathek und arte+7