Antifaschismus
80 000 in Köln gegen den braunen Sumpf
Protestveranstaltungen gegen Neonazis und »Verfassungsschutz«
12.11.2012 | Auf der Deutzer Werft und direkt vor der Bundeszentrale des Inlandsgeheimdienstes protestierten am vergangenen Wochenende 80 000 Demonstranten gegen Neonazis, NSU und »Verfassungsschutz«. Das Konzert am Rhein hatte die Arsch-huh-Bewegung initiiert: »Arsch hoch und Zähne auseinander!« forderten die Kölner Musik-Szene zusammen mit vielen TV?Prominenten. Die Blindheit und gleichzeitige Begünstigung des NSU durch den »Verfassungsschutz« wurde auf beiden Bühnen vielfach scharf kritisiert.
Auffallend war, dass in mehreren Beiträgen der »Faschismus aus der Mitte der Gesellschaft« und die Spaltung von Arm und Reich« angesprochen wurde.
Im Stadtteil Chorweiler, dem Sitz des »Dienstes«, heizte der Kabarettist Jürgen Becker den Schlapphüten ein. Die Antifaschistische Koordination Köln und Umland (AKKU) verwies auf den Austausch von Geld und »Personal«. Ein Rechtsanwalt der Opfer aus der Kölner Keupstraße zeigte auf, wie Transparenz bei der Aufdeckung der Verbrechen verhindert wurde. Noch immer gebe es keine Beratungsstelle für die Angehörigen. Mitat Özdemir aus der Keupstraße erinnerte daran, dass der Verfassungsschutz die Opfer nicht geschützt habe, vielmehr seien sie selbst als Täter ins Visier genommen worden.
Vor dem Zaun der VS-Trutzburg in der Merianstraße 100 erinnerte Ulrich Sander (VVN-Sprecher) am Beispiel der eigenen Person eindrucksvoll an 50 Jahre Bespitzelung durch den Inlandsgeheimdienst, der sein Personal bis in die oberste Spitze aus dem Spektrum der Alt-Nazis rekrutiert habe und nun mit den Neonazis kooperiere.
Deutlich wurde in allen Beiträgen, dass der »Verfassungsschutz« jegliche Glaubwürdigkeit verloren hat, die Verfassung zu schützen. Die derzeitige »Aufklärung« sei nicht geeignet, die volle Transparenz der Untergrundtätigkeit zu erwirken. Aktenvernichtung und Schwärzung, fehlende »Kommunikation« zwischen »Verfassungsschutz« und der Militärspionage, dem Militärischen Abschirmdienst (MAD), seien Belege für die fortgesetzte Verletzung der Verfassung.
Der Kommentator des Kölner Stadtanzeigers resümierte: »Das Konzert war ein Signal – deutlich, aber singulär. Der alltägliche Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit ist jedoch mühsame Kleinarbeit. Hier aktiv zu bleiben, weiter lautstark die Stimme zu erheben ist die große Aufgabe für die Arsch-huh-Macher.« – Die VVN machte mit ihrem Infostand auf dem Pariser Platz in Chorweiler deutlich: Die Forderung, die nicht nur für die Arsch-huh-Macher gilt, ist längst umgesetzt.
Uwe Koopmann