Betrieb & Gewerkschaft

Von wegen christlich

»Rheinische Post« in Düsseldorf entlässt erneut Personal

KollegInnen bei der Aktion von ver.di und Passanten im Gespräch

20.12.2012 | Die Rheinische Post (RP), Sprach­rohr der CDU mit konser­va­tiv-wirt­schafts­neolibe­raler Aus­rich­tung, bekommt zuneh­mend Druck von den Beschäf­tigten. Anlass sind stän­dige Neu­orga­ni­sa­tio­nen sowie Ausglie­derun­gen und Kündi­gun­gen inner­halb des Medien­kon­zerns. Die Vereinte Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) und die RP Beleg­schaft befürch­ten nach dem Kauf der Saar­brü­cker Zeitung nicht nur dort Entlas­sungen, sondern auch wieder in Düssel­dorf. Betrof­fen sind Anzei­gen­abtei­lung, Verlags­pro­duk­tion, Druck­haus und Redaktion.

Auf einer Protestveranstaltung der Gewerkschaft Ende Dezember in der Düsseldorfer Innenstadt machten Angestellte des Zeitungsriesen auf ihre Arbeitsplatzsituation aufmerksam. »Wir haben uns dazu entschlossen, weil wir anders nicht die Öffentlichkeit über die Gefährdung unserer Arbeitsplätze unterrichten können. Aber eine Verpflichtung gegenüber den Lesern für nötig halten« so ein Beschäftigter, der aufgrund fehlender innerer Meinungsfreiheit im Konzern ungenannt bleiben will.

Zahlreiche Diskussionen vor Ort während der Demonstration bestätigten, dass es richtig war, die Unruhe aus Redaktion, Anzeigenabteilung und »Rheinisch Bergischer Druckerei« auf die Straße zu tragen. »Wo die Verleger kaufen oder verkaufen, sind die Jobs der Beschäftigten gefährdet. Muss das Personal für immer weniger Geld und zunehmender Arbeitsverdichtung schuften« erklärte ein ver.di Sprecher gegenüber unsere zeit. Dies bestätige sich auch bei der Westdeutschen Zeitung (WZ) in Wuppertal. Seit der Übernahme der dortigen Anzeigenabteilung durch die RP und der anschließenden Ausgliederung nach Düsseldorf verloren in der Stadt an der Wupper fünfzig Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz. Kaum waren diese Kündigungen ausgesprochen, schrumpfte die Anzeigenabteilung der RP in Düsseldorf noch einmal um rund dreißig Beschäftigte. Kündigungen gab es auch beim Lesermarkt im Vertrieb. Insgesamt sank die Mitarbeiterzahl der Rheinischen Post Gesellschaft von 2001 bis 2011 von 981 auf nur noch 525. Jetzt stehen erneut bei der Rheinisch Bergischen Druckerei dreißig Arbeiter und Angestellte vor der Entlassung, die über Sozialplan oder eine Transfergesellschaft den Konzern verlassen sollen.

Um Maximalprofite nach dem Outsourcing zu erreichen, würden Zielvorgaben von mehreren Millionen Euro bei den neugegründeten Gesellschaften gesetzt, die nur noch durch Lohndumping und ungeheurem Arbeitstempo erreicht werden könnten. Hinzu komme der verstärkte Einsatz von Werkverträgen, mit allen daraus folgenden Nachteilen der prekären Beschäftigung, wie aus mehreren, gesicherten Quellen bekannt wurde.

Zur »Rheinischen Post Mediengruppe«, gehören zahlreiche Medien in Polen, in den Niederlanden, der Tschechischen und Slowakischen Republik. Beschäftigt sind nach eigenen Angaben insgesamt etwa 4700 Mitarbeiter. Die RP machte 2011 über 400 Millionen Euro Profit. Erwirtschaftet wurden diese durch die Herstellung von 376 Millionen Zeitungen und 650 Millionen Beilagen. Die RP Auflage beträgt etwa 340 000. Der Anteil von »Fremddrucksachen« in den Druckereien stieg von sechs Prozent vor elf Jahren auf 50 Prozent im Jahr 2011. Neben dem Printmedienbereich ist die »Mediengruppe« ganz oder teilweise Eigentümer von Fernseh- und Rundfunksendern, wie Center TV und Antenne Düsseldorf. Im Besitz zahlreicher Immobilien, zum Beispiel der Shadowarcaden in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.

Text und Foto: Herbert Schedlbauer