Betrieb & Gewerkschaft
Videokontrolle: statt heimlich, unheimlich mehr
Beschäftigtendatenschutz:
Das neue Gesetz ist eine Mogelpackung
Die Regierungskoalition hat mit Datum vom 10. Januar 2013 Änderungsvorschläge zu dem am 15. Dezember 2010 vorgelegten »Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes« (BT-Drs. Drucksache 17/4230) vorgelegt.
Prof. Dr. Peter Wedde, Direktor und Leiter der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main, hat dazu eine eindeutige Aussage getroffen: »Dieser Regierungsentwurf ist eine Mogelpackung« und erläutert dies: »In der Öffentlichkeit wird von Abgeordneten aus der Koalition darauf hingewiesen, dass durch das neue Gesetz insbesondere die heimliche Videoüberwachung unterbunden werden soll und dass Beschäftigte damit besser geschützt sein sollen. Als Beispiel werden die in der letzten Woche bekannt gewordenen Fälle von heimlichen Videokontrollen bei einem Lebensmitteldiscounter angeführt. Verschwiegen wird aber, dass der Entwurf zugleich die Möglichkeiten von Arbeitgebern zur offenen und dauerhaften Videoüberwachungen massiv ausweiten würde. Eine unzulässige heimliche Videoüberwachung wäre nur als Ordnungswidrigkeit zu qualifizieren, nicht aber als Straftat. Zudem fehlt ein absolutes Beweisverwertungsverbot im Gesetz, dass Beschäftigte davor schützen würde, dass Arbeitgeber Kündigungen auf unzulässig erlangte Videobeweise stützen. Schon dies spricht nicht dafür, dass Beschäftigte durch dieses Gesetz tatsächlich besser geschützt würden.«
Prof. Dr. Peter Wedde nennt etliche weitere Verschlechterungen, die auf die Beschäftigten zukommen, sollte der Entwurf der CDU-CSU/FDP-Koalition Gesetz werden. Gegen dieses Vorhaben entwickelt sich nun breiter Widerstand von Datenschützern, Bürgerrechtsorganisationen und Gewerkschaftern. Nachzulesen auf der Internetseite Beschäftigendatenschutz – aber richtig. »Für echten Beschäftigendatenschutz! – Gegen Ausspionieren der Beschäftigten!«
Videokontrolle am Arbeitsplatz
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat die Pläne der Koalition zum Datenschutz am Arbeitsplatz heftig kritisiert. Es geht vor allem um die sogenannte offene Überwachung am Arbeitsplatz, die erleichtert werden soll. Nicht nur Gewerkschafter und Vertreter der Opposition fürchten nun den gläsernen Arbeitnehmer.
Videoüberwachung am Arbeitsplatz: Heimliches Filmen soll verboten werden. [Video]
Überwachungsstaat (Doku) Kontrolle total