Betrieb & Gewerkschaft
Henkel entlässt Mitarbeiter*innen
Ziehen schwarze Wolken auf über Henkel in Düsseldorf-Holthausen?
Henkel geht es gut: noch am 12. August 2015 erklärte der Finanzvorstand Carsten Knobel, dass Henkel fünf Milliarden für Zukäufe locker machen könnte. Aber auf der gleichen Pressekonferenz kündigte Kasper Rorsted, Vorstandschef, «entsprechende Massnahmen» an, um die von 17,1 auf 16,3 Prozent gefallene Umsatzrendite in der Klebestoffsparte wieder hoch zu treiben.
Die Klebestoffsparte macht etwa über die Hälfte des Konzernumsatzes aus, aber neben der China-Krise droht ihr nun ein weiterer Rückschlag durch die Situation bei VW. Wie hiess es doch früher: «Wenn die Automobilbranche einen Schnupfen hat, ist die deutsche Wirtschaft krank». Jeder sechste in Deutschland arbeitet in oder für die Automobilindustrie.
Seit dem 1. Oktober ist klar, dass Rorsted 1.200 Stellen im Klebestoffbereich streichen will, um die Gewinne wieder hoch zu treiben.
Für Düsseldorf-Holthausen wären dies 80 Arbeitsplätze von 5.500. Scheint eine geringe Zahl zu sein, aber Henkel ist nach dem Land NRW der grösste Arbeitgeber vor Ort und das erschreckt mehr, als wenn die kleine Firma nebenan Hein Gericke wegen Insolvenz vielleicht 90 Leute entlassen muss. Bei Henkel kommt hinzu, dass wegen früheren Sparprogrammen und kontinuierlichen Rationalisierungsmassnahmen es kaum noch Mitarbeiter*innen über 55 oder 57 Jahren gibt, denen man eine Frühpensionierung anbieten könnte, d.h. um auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, müssten hohe Abfindungen – pro Job bis zu 100.000 Euro – gezahlt werden.
Der Betriebsrat ist wegen des neuen Sparkurses alarmiert und warnt vor «kurzfristigem Aktionismus». Er versucht den angesprochenen Mitarbeiter*innen ihren Job zu retten, denn vor Ort gibt es noch die anderen Bereiche von Henkel. Aber er befürchtet, dass bis zum 1. Quartal 2016 durch die von Rorsted geplante weitere Digitalisierung noch weitere einfache Büroarbeiten in sog. „Billiglohnländer“ verlagert werden könnten.
Seit 2013 ging die Zahl der Beschäftigten bei Henkel in Düsseldorf laut Firmenaussage hoch, auch in der Klebestoffsparte.
Text und Foto: I.Lang