Betrieb & Gewerkschaft

Mit «Fridays-for-Future» auf die Straße

 Klimademo.

Es gibt keine Arbeitsplätze auf einem toten Planeten

Bsirske ruft zur Teilnahme
am Klimastreik auf

08.08.2019 | Frank Bsirske ruft die ver.di-Mitglieder auf, am 20. September mit der «Fridays-for-Future»-Bewegung auf die Straße zu gehen ++ Internationaler Gewerkschaftsbund: «Es gibt keine Arbeitsplätze auf einem toten Planeten, aber gemeinsam können wir gute Arbeitsplätze auf einem lebenden Planeten schaffen.»
 

Vom 20. bis 27. September werden auf der ganzen Welt Menschen auf die Straße gehen und für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens und gegen die anhaltende Klimazerstörung laut werden.

«Unser Aufruf richtet sich an jede Generation – an Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen, an Eltern und Nachbar*innen, an Kolleg*innen und Angestellte, an Lehrer*innen und Wissenschaftler*innen, Sportler*innen und Arbeitssuchende, Kreative und Auszubildende – an alle», heißt es bei «Fridays for Future».

Greta Thunberg und Luisa Neubauer schreiben in ihrem Aufruf für den globalen Klimastreik am 20. September 2019:

«Jahre sind mit Gerede vergangen, mit unzähligen Verhandlungen, mit nutzlosen Vereinbarungen zum Klimawandel. Firmen, die fossile Brennstoffe fördern, durften jahrzehntelang ungehindert in unseren Böden schürfen und unsere Zukunft abfackeln. Politiker wussten seit Jahrzehnten über den Klimawandel Bescheid. Sie haben die Verantwortung für unsere Zukunft bereitwillig Profiteuren überlassen, deren Suche nach schnellem Geld unsere Existenz bedroht. … Wir jungen Leute können unseren Beitrag für einen größeren Kampf leisten, und das kann einen großen Unterschied machen. Aber das funktioniert nur, wenn unser Aufschlag als Aufruf verstanden wird. Deswegen ist dies unsere Einladung.

Am Freitag, 20. September, werden wir mit einem weltweiten Streik eine Aktionswoche für das Klima beginnen. Wir bitten Sie, sich uns anzuschließen. Es gibt in verschiedenen Teilen der Welt viele verschiedene Pläne für Erwachsene sich zusammenzuschließen, Farbe zu bekennen und sich für unser Klima aus der Komfortzone heraus zu wagen. Lasst uns diese Pläne zusammenbringen gehen Sie an diesem Tag mit ihren Nachbarn, Kollegen, Freunden und Familien auf die Straße, damit unsere Stimmen gehört werden und dies ein Wendepunkt wird. …um alles zu verändern, brauchen wir alle. Es ist Zeit für uns alle, massenhaften Widerstand zu leisten – wir haben gezeigt, dass kollektive Aktionen funktionieren. Wir müssen den Druck erhöhen, um sicherzustellen, dass der Wandel passiert. Und wir müssen ihn gemeinsam beschleunigen. Dies ist also unsere Chance – schließt euch unseren Klimastreiks und -aktionen in diesem September an.»

Als erster Vorsitzender einer deutschen Gewerkschaft hat jetzt Frank Bsirske die rund zwei Millionen ver.di-Mitglieder aufgerufen, am 20. September mit der «Fridays-for-Future»-Bewegung auf die Straße zu gehen. «Es geht darum, Flagge zu zeigen – wir brauchen ein deutlich konsequenteres Handeln der Politik beim Klimaschutz», erklärte Bsirske. «Wir rufen natürlich nicht zu einem ordentlichen Streik auf, das geht nicht. Es wird auch nicht jeder seine Arbeit unterbrechen können. Aber wer kann, sollte ausstempeln und mitmachen. Ich werde jedenfalls hingehen.»

Bsirske ist beeindruckt von der Mobilisierungsfähigkeit von «Fridays for Future». Die Schüler*innen und Studierenden tragen dazu bei, Klimaschutz und Energiewende anzuschieben, sagte der ver.di-Vorsitzende.

«Es geht darum, Flagge zu zeigen – wir brauchen ein deutlich konsequenteres Handeln der Politik beim Klimaschutz», erklärte Bsirske und trat in einem Interview mit der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» für einen früheren Kohleausstieg ein. «Wir sollten so schnell wie möglich aus der Kohleverstromung aussteigen, das ist unsere Position bei ver.di», sagte er. Damit korrigiert der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Essener Energiekonzerns RWE seine frühere Position. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission hatte einen Ausstieg für 2038 empfohlen, «Fridays for Future» dringt auf ein Datum acht Jahre früher.

Klimaschutz und Arbeitsplätze

Der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC schreibt in einem Aufruf zu einem betrieblichen Aktionstag «zum Schutz unserer Arbeit vor dem Klimawandel»:

«Der Klimawandel ist eine Bedrohung für uns alle! Extreme Wetterereignisse zerstören bereits Arbeitsplätze und Lebensgrundlagen, und wenn wir jetzt nicht handeln, wird ein Temperaturanstieg zum Verlust von 72 Millionen Arbeitsplätzen führen. … Mutige Klimaschutzmaßnahmen können mehr als 65 Millionen Arbeitsplätze schaffen und mehr als 700.000 vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung vermeiden. …

Es gibt keine Arbeitsplätze auf einem toten Planeten, aber gemeinsam können wir gute Arbeitsplätze auf einem lebenden Planeten schaffen.»

Alle Arbeitnehmer*innen haben ein Recht darauf zu erfahren, wie ihre Arbeitgeber planen, Emissionen zu reduzieren und eine nachhaltige Zukunft für das Unternehmen zu haben, betont der ITUC. Der ITUC fordert die Beschäftigten auf, «unsere Bosse zu fragen, ob sie einen Plan zur Reduzierung der Emissionen haben» und mit ihnen zu diskutieren, wie sie den Betrieb klimaneutral umstellen.

Der 20. September könnte der Auftakt zu einem verstärkten Engagement in den Betrieben für den Klimaschutz werden. An diesem Tag können Betriebsversammlungen stattfinden, Aushänge gemacht und Flugblätter verteilt werden. Es können «die Bosse gefragt werden, ob sie einen Plan zur Reduzierung der Emissionen haben». Es können betriebliche Aktionen für einen Umbau zu klimaneutraler Produktion und zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Erneuerbaren Energien organisiert und für die Beteiligung an den Demonstrationen mobilisiert werden.

Wenn dies gelingt, dann können Gewerkschaften und die Beschäftigten aktiver Teil der Klimabewegung und der 20. September der Auftakt zu einer Wende zu einer sozialen und ökologischen Gesellschaft werden.


Quelle: kommunisten.de
Foto: ver.di