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1912: Heroin-Wer­bung von Bayer

Bayer Heroinwerbung in spanisch: »Jarabe Bayer de Heroina. En la bronqitis«.

Werbe-Motive von Bayer aus dem Jahr 1912 aufge­taucht

Im Früh­jahr 1912 star­te­te die Fir­ma Bay­er ei­ne He­ro­in-Wer­be­kam­pa­gne in spa­ni­schen Zei­tun­gen. Meh­re­re der An­zei­gen­mo­ti­ve wur­den nun wie­der­ge­fun­den. Das Un­ter­neh­men hat­te das »gut ver­träg­li­che Hus­ten­mit­tel« im Jahr 1898 zu­sam­men mit dem Schmerz­mit­tel As­pi­rin auf den Markt ge­bracht.

Die wiederentdeckten Anzeigen sind aus mehreren Gründen interessant: Bereits kurz nach der Markteinführung zur Jahrhundertwende hatten Ärzte auf das Suchtpotential des neuen Präparats hingewiesen. Zum Zeitpunkt der Werbekampagne im Jahr 1912 war hierüber in Fachkreisen ausführlich diskutiert worden. Dennoch gab Bayer Anzeigen in Auftrag, in denen vornehmlich Kinder gezeigt werden und in denen die Einnahme von Heroin selbst bei wenig dramatischen Symptomen wie Reizungen (irritación) oder Husten (tos) empfohlen wird.

Bayer hatte im Jahr 1900 einen bis dahin nie dagewesenen Werbefeldzug gestartet. Auf dem ganzen Globus lobten Anzeigen das Mittel in den höchsten Tönen. Kaum eine Anwendung, bei der das neue »Zaubermittel« nicht empfohlen wurde: Multiple Sklerose, Asthma, Magenkrebs, Epilepsie, Schizophrenie und vieles mehr. Sogar bei Darmkoliken von Säuglingen sei Heroin wirksam. Erstmals wurden auch Tausende von Gratisproben an Ärzte versandt.

Bayer Heroinwerbung in spanisch: »Jarabe Bayer de Heroina. La tos desaparece«

Als Kritiker die Sicherheit des Tausendsassas in Frage stellten, ordnete der damalige Bayer-Prokurist Carl Duisberg rigoros an, seine Untergebenen sollten die Querulanten »mundtot schlagen«. »Wir dürfen nicht dulden, dass in der Welt behauptet wird, wir hätten unvorsichtigerweise Präparate poussiert, die nicht sorgfältig probiert sind«, so der spätere Generaldirektor weiter. Der Verkaufserfolg von Heroin und Aspirin legte den Grundstein für den Aufstieg der einstigen Farbenfabrik Bayer zu einem Weltkonzern.

Jan Pehrke vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren kommentiert: »Bayers Heroin-Kampagne zeigt, wie weit die Tradition der Pharma-Multis zurückreicht, wider besseren Wissens und trotz eindringlicher Warnungen gefährliche Mittel in Umlauf zu bringen, nur um damit Profit zu machen.«


Presse Info vom 8. November 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren


Informationen zum Thema Heroin: