Kultur

ND zu Bandbreitendebatte

»Bandbreite« zu groß bemessen

Von Marcus Meier, Dortmund 27.06.2011 / Inland

Hip-Hop-Band rockte erst bei Schwei­zer Rechts­po­pu­lis­ten, dann beim UZ-Pres­se­fest

Ein­la­dung, halbe Aus­la­dung, Dis­kus­sion, Tumul­te, dann doch Kon­zert: Ges­tern rapp­te die wegen ver­schwö­rungs­theo­re­ti­scher Texte und eines Auf­tritts bei der rechts­po­pu­lis­ti­schen »Schwei­zer Volks­par­tei« um­strit­te­ne Band »Die Band­breite« auf dem DKP-Pres­se­fest.

Un­längst gab es ein Tref­fen von Rech­ten im Sankt Morit­zer Ho­tel »Ron­do­lins«. Ein­ge­la­den hat­te »info8.ch«, eine ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Schweizer Web­seite, zu­sam­men mit der »Jun­gen SVP«, der Ju­gend­or­ga­ni­sa­tion der rechts­po­pu­lis­ti­schen Schwei­zer Volks­par­tei (SVP) von Chris­toph Blo­cher. Das Thema der bei Wah­len aus­ge­spro­chen er­folg­reichen Rechts­außen: »Die Bil­der­ber­ger und ihr Einfluss«.

 

Die »Bilderberger« sind eine kleine Grup­pe aus­ge­wähl­ter Per­so­nen, die – so Kri­ti­ker – unter sich den Kurs des Pla­ne­ten auskungeln.

 

»Die Wahr­heits­be­we­gung steht im Brenn­punkt der Me­dien«, rappt im Hotel »Ron­do­lins« ein Mann namens Wojna, bür­ger­lich: Mar­cel Wojna­ro­wicz, Kopf der Duis­bur­ger Band »Die Band­breite«. Der Mitt­drei­ßiger ist an die­sem 10. Juni 2011 für die »musi­ka­li­sche Unter­hal­tung« ver­ant­wort­lich. Doch Wojna hat den Besu­chern der SVP-Ver­an­stal­tung auch eine Bot­schaft mit­ge­bracht: »Wir müs­sen zu­sam­men­ar­bei­ten, das ist wich­tig.« Spä­ter schrieb er: »Der starke Bei­fall aus dem Pub­li­kum ließ uns spü­ren, dass die Besu­cher die­ser Ver­an­stal­tung to­le­rant und welt­of­fen waren.«

 

Ges­tern nun trat die »Band­breite« auf dem Pres­se­fest der DKP-Par­tei­zeit­schrift »Unse­re Zeit« (UZ) in Dort­mund auf. Die Polit­pop­per lösten Tumulte aus. Ein Mitt­zwan­ziger ging ans Mik­ro­fon und ver­kün­dete spon­tan sei­nen Aus­tritt aus der DKP. An­dere – meist junge Leute – riefen: »Holt die Spin­ner von der Bühne.« Eine Frau rief Wojna wü­tend zu: »Spiel mal ›Ein­lochen‹« – ein als sexis­tisch gel­ten­des Lied der »Bandbreite«.

 

»Einlochen« ist indes nicht das bekann­teste Lied von »Band­breite«: Der größte »Hit« heißt »Selbst gemacht«. Die Aus­sage: Nie­mand ande­res als die USA selbst haben den 11. Sep­tem­ber 2011 zu ver­ant­wor­ten: »Habt ihr dat viel­leicht selbst gemacht? / Habt ihr dabei an dat Geld gedacht?« Wojna und Co. tragen »Argu­mente« zusam­men, die nur einen Schluss zu­las­sen: Ja, »dat« waren die Amis selbst!

 

Die Band war von der DKP-Kultur­kom­mis­sion ein­ge­la­den wor­den – zum tra­di­tions­rei­chen UZ-Pres­se­fest, das zu­gleich Volks­fest der DKP ist. Nach Pro­tes­ten von Kri­ti­kern, da­run­ter der Dort­mun­der Anti­fa und der DKP Köln, hatte die Partei das Kon­zert zwi­schen­zeit­lich ab­ge­sagt. Und, schein­bar alter­na­tiv, zur Po­diums­dis­kus­sion ge­be­ten. Wäh­rend der Dis­kus­sion wies Klaus Stein, Vor­sit­zen­der der DKP in Köln, auf den Auf­tritt der Band bei der SVP hin. In Köln kämpfe die DKP ge­gen die Partei »Pro Köln«, die »Band­breite« trete bei deren Schwes­ter­par­tei auf. »Da ist die Gren­ze des­sen über­schrit­ten, was man er­tra­gen kann.«

 

Bettina Jürgensen, Bundesvorsitzende der DKP, verteidigte die Einla­dung der »Band­breite«. Die Band sei links ver­or­tet und zähle zum lin­ken Spek­trum. Die Vor­wür­fe seien nicht halt­bar – sie sol­len viel­mehr »die Grup­pe ka­putt machen«. Die Kam­pagne habe vor vier Jahren be­gon­nen, so Jür­gen­sen. Und zwar nach­dem die »Band­breite« Kri­tik an Israel geübt habe.

 

Diether Dehm, Bundestags­abgeord­neter der LINKEN, for­derte, die »Band­breite« solle musi­zieren. Dehm hat nach eigener Aus­sage einen Auf­tritt der Band auf einem Lie­der­ma­cher­fes­ti­val ermög­licht, indem er aus eige­ner Tasche einen Ordner­dienst bezahlte, der Stö­run­gen ver­hin­dern sollte.

 

Und Wojna? Zu den Vorwürfen sagte der Sänger, er habe ge­glaubt, die SVP »ist wie die CDU«. Bei der Ver­an­stal­tung in Sankt Moritz, die er ges­tern »Party« nannte, seien »keine rech­ten Leute da gewesen«. Dann rappte Wojna: »Klick, klack! Bumm! Kapi­ta­lis­ten? Kopfschuss!«

 

Ist das nun links? Die Veranstalter bedank­ten sich jeden­falls artig.

 

Pünktlich zum Sommerbeginn findet vom 24. – 26. Juni 2011 in Dort­mund im Revier­park Wisch­lin­gen das UZ-Pres­se­fest – Volks­fest der DKP statt. Es ist das 17. Fest, mit dem die Deut­sche Kom­mu­nis­tische Partei für ihre Poli­tik und für ihre so­zia­lis­ti­sche Wochen­zeitung UZ wirbt. Die Feste sind inzwi­schen zum größten und schöns­ten Fest der Linken in Deutsch­land geworden.

Aus der Einladung auf der DKP-Website

Quelle: Neues Deutschland
Sozialistische Tageszeitung