Kultur

10. November 1913 Álvaro Cunhal geboren

Portugal: Erinnerung an Álvaro Cunhal im 100. Geburtsjahr

Cunhal von Arbeitern umringt.

Leben,
Denken,
Kampf

Ei­ne Fest­sit­zung un­ter dem Mot­to »Le­ben, Den­ken und Kampf« in der Me­di­zi­ni­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät von Lis­sa­bon am 19. Ja­nu­ar bil­de­te den Auf­takt zu ei­ner Rei­he von Ver­an­stal­tun­gen, mit de­nen die Por­tu­gie­si­sche Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei wäh­rend des ge­sam­ten Jah­res 2013 an Ál­va­ro Cunhal er­in­nert.

Cunhal stand von 1961 bis 1992 als Ge­ne­ral­se­kre­tär an der Spit­ze der 1921 ge­grün­de­ten Par­tei, die Jahr­zehn­te lang in der Il­le­ga­li­tät wir­ken mu­ß­te. In sei­ner Re­de be­ton­te Par­tei­vor­sit­zen­der Jeró­ni­mo de Sou­sa die fort­dau­ern­de Wir­kung Cun­hals als Quel­le der In­spi­ra­ti­on auch für die ak­tu­el­len po­li­ti­schen Kämp­fe. Zu­gleich be­ton­te er, daß mit den Wür­di­gun­gen kein Per­so­nen­kult ge­trie­ben wer­den sol­le, ei­nen »Kult, den Ál­va­ro Cunhal stets be­kämpf­te«, der für ei­ne »Par­tei mit glä­ser­nen Wän­den« ein­ge­tre­ten sei.

Ei­ne Rei­he von Sym­po­si­en, Le­sun­gen, Thea­ter­auf­füh­rung und Aus­stel­lun­gen wer­den sich mit dem theo­re­ti­schen Werk des Po­li­ti­kers eben­so be­schäf­ti­gen wie mit dem Künst­ler Cunhal, der sich auch als Zeich­ner, Ma­ler, Bild­hau­er und Li­te­rat ei­nen Na­men mach­te. Noch bis zum 9. Fe­bru­ar ist in der Ga­le­rie des Kul­tur­zen­trums »Jo­sé Ma­nu­el Fi­guei­re­do« in Moi­ta na­he Lis­sa­bon die Aus­stel­lung »Ál­va­ro Cunhal: Zeich­nun­gen aus dem Ge­fäng­nis und Pro­jek­te« zu se­hen.

Cunhal, ge­bo­ren am 10. No­vem­ber 1913 in Co­im­bra, war ei­ner der wich­tigs­ten Weg­be­rei­ter, Stra­te­gen und Ak­teu­re der Nel­ken­re­vo­lu­ti­on von 1974, wel­che der kle­ri­kal-fa­schis­ti­schen Dik­ta­tur ein En­de be­rei­te­te. Elf Jah­re ver­brach­te er in den Ker­kern des Re­gimes, acht da­von in Iso­la­ti­ons­haft. Zu sei­ner Bei­set­zung am 15. Ju­ni 2005, zwei Ta­ge nach sei­nem Tod im Al­ter von 92 Jah­ren, ord­ne­te die por­tu­gie­si­sche Re­gie­rung Staats­trau­er an.

Hun­dert­tau­sen­de säum­ten in Lis­sa­bon die Stra­ßen beim letz­ten Ge­leit für ei­ne der her­aus­ra­gends­ten Per­sön­lich­kei­ten in der jün­ge­ren Ge­schich­te des Lan­des.

Peter Steiniger
In: junge Welt vom 02.02.2013
Foto: voavoa.blogspot


Mehr zu Álvaro Cunhal: