Kultur

Fritz Cremer:

«Auferstehender»

Plastik von Fritz Cremer.

«Sieh dir meinen ‹Auferstehenden› an. Das hat mich ein Leben lang beschäftigt. Jetzt ist es heraus. Genug gekreuzigt! Der Mensch reißt sich los von seinem Kreuz. Er befreit sich selbst. Ich mache keine kirchliche Kunst. Der Gekreuzigte ist der gequälte Mensch von heute. Mein Auferstehender ist der Revolutionär . …

Für mich ist Christus die große Vaterfigur der revolutionären Weltanschauung. Er steckt in den größten Rebellen, in Münzer und Lenin, wie er im rebellischen deutschen Bauern von 1525 steckt, in Thomas Münzer und in den Rotarmisten von 1917, Volkstümlichkeit und Charisma, das ist so groß an dieser Gestalt. Die Menschen haben sich doch nicht zufällig mit Christus identifiziert oder wegen des schönen Theaters in den Kirchen. Christus zeigt, was in den Menschen steckt. Nach der grässlichen Folter der sieghaft aufstehende Mensch. Als erster hat das Grünewald so gesehen, diese Explosion von Licht in der Nacht nach dem verfaulenden Gesicht am Kreuz. Falsch ist die ganze Leidenslehre, nach der die Quälerei zur Erlösung führt. Angesichts der Wasserstoffbombe bleibt der Menschheit keine Möglichkeit zur passiven Hinnahme, zum Erleiden des Lebens mehr. Was stimmt, ist die Kraft im Menschen, das Leiden zu überwinden. Genug gekreuzigt. Das gilt politisch und weltanschaulich. »

In diesen Sinne wünsche ich Allen ein gesundes Jahr 2021 und viel Kraft für die anstehenden Kämpfe für eine andere, menschlichere Welt.

Heiner

Foto: OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons