CO-Pipeline

Rohrkrepierer auf dem Gabentisch

 Aus Bayer MaterialScience wurde Covestro – Erster Geburtstag

 Baustelle: CO-Pipeline in offenem Graben.

Am 1. September 2015 wurde die Bayer MaterialScience, eine Tochter der Bayer AG, in Covestro, ebenfalls eine Bayer-Tochter, umgetauft. Das Kleinkind des Chemie-Riesen ist nicht irgendwer, sondern einer der größten Kunststoffhersteller der Welt. Die Entfernung aus der Bayer-Familie und gleichzeitige Wiedereingliederung unter neuem Namen hat sich gelohnt: Zum letzten Jahreswechsel wurde der Umsatz mit 11.982 Millionen Euro angegeben, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit 1.659 Millionen Euro. Auf dem Gabentisch des Geburtstagskindes lag allerdings auch ein millionenschwerer Rohrkrepierer: die funktionslose CO-Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen.

Die PR-Abteilung textete in schicker Optik, dass Covestro «durchstarten» würde. Bezogen auf die Gewinnerwartungen trifft das sicherlich zu. Bezogen auf die CO-Pipeline geht es aber eher, um einen beschönigenden Begriff von Ex-Superminister Karl Schiller (SPD) und seiner Pressesprecher Dieter Vogel und Friedrich Stüber aufzugreifen, um ein deutliches «Minuswachstum», denn die Pipeline gleicht seit Jahren einem toten Gleis, weil die Inbetriebnahme durch den Protest von mehr als 110.000 Bürgern, zehn Städten und couragierte juristische Verfahren bisher erfolgreich verhindert wurde.

Zur Entwicklung des Aktienkurses haben vor allem gesunkene Rohstoffpreise beigetragen und dabei auch die besonders stark gefallenen Preise für den in der Uerdinger CO-Erzeugungsanlage verwendeten Koks. Die «Stopp Bayer-COvestro-Pipeline»-Initiativen stellen jedoch fest: «Wo Glanz ist, versucht man gerne die Schattenseiten zu verschweigen.

Aber die CO-Pipeline-Projekte hängen weiter als Klotz am Bein: Die 67 Kilometer lange CO-Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen liegt schon lange  auf Eis – aktuell wegen der ausstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.»

Für die Initiativen ist ebenfalls fraglich, wie lange die unsichere, marode CO-Pipeline zwischen Dormagen und Leverkusen noch betrieben werden darf. Daran, so Pressekoordinator Dieter Donner, haben der angekündigte neue Düker unter dem Rhein und das kurze neue CO-Leitungsstück nichts geändert. Eine wirksame Problemlösung habe COvestro – wie bisher Bayer – nicht zu bieten. Als Rohrkrepierer erwies sich auch die Behauptung von Bayer, dass die Zukunft der gesamten Chemieindustrie am Rhein gefährdet sei, wenn die Leitung nicht freigegeben werde.

Die Initiativen – und auch die DKP – werfen Konzernchef Patrick Thomas vor, dass er es versäumt habe, einen klaren Schlussstrich unter das unrühmliche Kapitel «Giftstofftransport in Pipelines» zu ziehen. Donner: «Mit einem Stopp hätte er eine gefährliche Kinderkrankheit von COvestro gleich im ersten Lebensjahr kurieren und das Unternehmen strategisch gut aufstellen können.»

Die DKP unterstützt die Forderung, Kohlenmonoxid nur da einzusetzen, wo es produziert wird. Eine «Lagerhaltung für Nachfragen just-in-time» in der 67 Kilometer langen Pipeline sei 
ökonomisch unsinnig und logistisch hochgefährlich, zumal wenn das Rohr mitten durch Wohngebiete, dicht vorbei an Kindergärten und Schulen verlaufe. Bisherige Bombenfunde im Umfeld der Pipeline seien ein weiterer Beleg dafür, die Leitung nicht in Betrieb zu nehmen.

Text und Foto: Uwe Koopmann