Abschied von Jupp Angenfort

9. 1. 1924 – 13. 3. 2010

Trauernde am Grab

Aus einer katholischen Eisenbahnerfamilie stammend, wird Josef Angenfort gleich nach der Schulzeit in die Wehrmachtsuniform gesteckt. Im Oktober 1943 gerät er in der Sowjetunion in Kriegsgefangenschaft. In Gesprächen mit russischen Soldaten „begann ein Prozess der Erkenntnis“, wie Jupp später sagt. Er wird Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland und wirkt unter deutschen Soldaten gegen Krieg und Faschismus. Ende 1949 kehrt er in seine Heimatstadt Düsseldorf zurück, wird Mitglied und bald darauf Vorsitzender der Freien Deutschen Jugend in der BRD, der antifaschistischen und antimilitaristischen Jugendorganisation, die 1951 von der Regierung Adenauer verboten wird.

Unter Missachtung seiner Immunität als Abgeordneter der KPD im NRW-Landtag wird Jupp im März 1953 verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt – plus einem halben Jahr „Nachschlag“, weil die Richter die Untersuchungshaft wegen „Uneinsichtigkeit“ des Angeklagten nicht voll anrechnen wollen. Die politische Justiz der Adenauer-Ära, in den höchsten Stellen durchsetzt mit ehemaligen Nazi-Richtern, wirft Jupp seinen Kampf gegen den alten und neuen deutschen Militarismus und für den Frieden als „hochverräterisches Unternehmen“ vor. Im Münsteraner Zuchthaus an Tuberkulose erkrankt, wird Jupp im April 1957 mit einer Bewährungsfrist von vier Jahren auf Widerruf entlassen – und im Februar 1962 erneut verhaftet: eine Haft, der er sich jedoch im April 1962 durch eine spektakuläre Flucht über Österreich in die DDR entziehen kann. Ende 1968 nach Düsseldorf zurückgekehrt, soll er wieder verhaftet werden, um seine Reststrafe abzusitzen – erneutes Untertauchen, erneute Verhaftung, nochmals Knast.

Trauerzug auf dem Friedhof
Bundespräsident Lübke, der KZ-Baumeister, bietet ihm, der Wind hat sich gedreht im Lande, einen Gnadenerlass an – den Jupp jedoch ebenso ablehnt wie die geforderte politische Erklärung; er will sich nicht von einem Mann begnadigen lassen, der mit den Nazis zusammengearbeitet hat. So wird er ohne seine Zustimmung begnadigt und kommt am 23. April 1969 frei. Von 1969 bis 1989 ist Jupp Präsidiumsmitglied der DKP, Leiter der Abteilungen für Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik. Mit der gleichen Klugheit, Umsicht und Konsequenz, mit der Jupp Angenfort in führenden Funktionen unserer kommunistischen Partei und später der VVN-BdA gewirkt hat, war er auch „an der Basis“ tätig: bis zuletzt als Vorsitzender seiner Wohngebietsgruppe, immer bereit, da zu sein, wenn es darum ging, Solidarität zu üben gegen die neuen Nazis und Kriegstreiber. Seine Unbeugsamkeit, seine Bescheidenheit und sein trockener Humor haben Jupp die Achtung und Zuneigung nicht zuletzt vieler junger Menschen eingebracht. Er wird uns sehr fehlen.

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