Maria Luz-Kremp
seit langem haben wir um Dich gebangt und immer gehofft, dass Du wiederkämst, denn Du fehltest uns so.
Nun kannst Du also doch nicht mehr leibhaftig unter uns sein, und ich weine, während ich das schreibe.
Haben wir Dich »im Eifer des Gefechtes« je spüren lassen, wie dankbar wir Dir schon immer für Deine mutige Unterstützung, insbesondere im Kampf um die Befreiung der Cuban Five waren?
Ich fürchte, wir haben es Dir nicht deutlich genug gezeigt.
Du warst mir persönlich zum ersten Mal aufgefallen, als Du Dich 2000 auf der Internationalen Freundschaftskonferenz in Kuba im Rahmen eines Workshops im Palacio de Convenciones für die Belange der deutschen Delegation einsetztest, weil es keine deutsche Synchronübersetzung gab.
Ich habe vergessen, was Du sagtest, aber Deine unerschrockene Haltung bei Deiner Rede vor dem gesamten Plenum bleibt mir unvergesslich. Du tatst es nur für uns, denn Du selber hattest ja keine Verständnisschwierigkeiten.
Eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit ergab sich dann erst im Herbst 2002 bei den Vorbereitungen zur Gründung des deutschen Komitees für die Freiheit der Fünf ¡Basta ya!, Du verstandest es, zwischen den Leuten zu vermitteln, die sich noch kaum kannten, und unser gemeinsames Anliegen in den Vordergrund zu stellen.
Du hast auch zur Bereicherung unserer Gründungsfeier am 14. Dezember 2002 beigetragen, indem Du beispielsweise den argentinischen Liedermacher Daniel Rodríguez dafür gewonnen hattest, bei uns aufzutreten, seine ersten von ihm vertonten Gedichte von Antonio Guerrero vorzutragen und auch im Übrigen für einen dem Anlass wunderbar entsprechenden musikalischen Rahmen zu sorgen.
In der Folgezeit konntest Du zwar nicht an unseren Komiteesitzungen teilnehmen, hast aber in Deinem Umfeld erheblich zu Spendeneinnahmen beigetragen, mit denen wir zuerst das »National Committee to Free the Cuban Five« in den USA mit seiner ganzseitigen Anzeige im März 2004 in der »New York Times« zugunsten der Cuban Five anlässlich ihrer ersten Berufungsverhandlung in Miami maßgeblich unterstützen konnten.
Ich erinnere mich dankbar an eine Veranstaltung in einer Kölner Kirche 2005 zugunsten der »Cuban Five«, die Du organisiert hattest. Du hattest mit dem Juristen und Ministerialrat a.D., Günter Belchaus, als Sprecher unseres Komitees für die Befreiung der Fünf einen würdigen Vertreter ausgewählt, der eine fundierte Rede hielt. Und Daniel war diesmal mit seiner Band dabei, und unsere etwa 80-köpfige »Gemeinde« aus Kölnern, Lateinamerikanern, Dürenern und Jülichern hat nicht nur miteinander gesungen, sondern zuletzt auch in der Kirche getanzt.
Und 2008 konnten wir, dank Deiner Hilfe, jeweils das »National Committee« bei seiner »Billboard«-Kampagne mit den großen Straßenplakaten in San Francisco und Los Angeles finanziell unterstützen sowie das »International Committee« bei seinem Konzert zu Ehren der Cuban Five im »Hostos Center for the Arts and Culture« in New York.
Ebenso unvergesslich bleibt mir, wie wir am 12. September 2008 im strömenden Regen nur zu viert, Du, Maria, Jenny, Dirk und ich, mit umgehängten Plakaten auf der Kölner Domplatte gestanden und Flugblätter verteilt haben, um die Passanten auf den Fall der »Cuban Five« aufmerksam zu machen, die an dem Tag gerade seit 10 Jahren unrechtmäßig in US-Gefängnissen inhaftiert waren.
Wann immer wir Dir auch sonst noch begegnet sind, ob als liebenswürdiger »Empfangsdame« im Bonner Konsulat, bei allen mehr oder weniger festlichen Anlässen dort, ob in der Kölner Altstadt am 1. Mai oder den vielen von Dir mitgestalteten Ereignissen, Du warst sicher nicht nur für mich ein Lichtblick in dieser opportunistisch in herzloser Konkurrenz um materiellen Wohlstand verstrickten Welt. Du machtest Deinem Namen alle Ehre – Maria ¡Luz!
Das Leben kann so ungerecht sein – warum musstest Du so jung von uns gehen und ausgerechnet als Nichtraucherin an Lungenkrebs sterben?
Ich hätte Dich so gerne noch einmal umarmt. Du warst für mich wie eine Schwester.
Nun trauern wir, die Cuba-Soli-Gemeinde, mit Deinen nächsten Angehörigen, Deinem lieben Ehemann Udo, Deinen Kindern und Deiner ganzen, in der Welt verstreuten Familie um den Verlust Deiner Person.
Aber wir versprechen Dir, in Deinem Sinne weiterzukämpfen für eine Welt mit mehr Lichtblicken.
Der nächste Lichtblick soll sein, dass Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René González, los Cinco Heroes, aus ihrer unrechtmäßigen US-Geiselhaft und immer wieder rechtswidrigen, menschenrechtsverletzenden Behandlung befreit werden und in ihre Heimat zurückkehren können, nach Kuba, in das Land, das sich mit all' seinen sozialen Errungenschaften trotz Handelsblockade und Diffamierungskampagnen seiner mächtigen Nachbarn dem Respekt vor der Natur, der wahren Liebe zum Menschen, seiner Lebensfreude, seiner geistigen und körperlichen Gesundheit verpflichtet fühlt.
¡Venceremos!
Josie Michel-Brüning
Jülich, 7. Mai 201
Quelle: ¡Basta Ya!
Komitee zur Befreiung der
Fünf Kubaner
beim Netzwerk Cuba e.V.