Politik

Castoren rollen weiter

Niedersachsens Ministerpräsident hatte für November den letzten Atommülltransport ins Wendland angekündigt. Dabei ist die nächste Fuhre nach Gorleben bereits 2014 geplant

Logo atom raus! Dreieck in gelb mit Radioaktivitätssymbol, Totenkopf und Flüchtenden.

Niedersachsens Minister­prä­si­dent David McAllis­ter (CDU) kündigte vor kurzem ein Ende der Atom­müll­fahr­ten in sein Bundes­land an. »Im Novem­ber wird es den auf abseh­bare Zeit letz­ten Cas­tor­trans­port nach Gor­le­ben geben«, sagte der Regie­rungs­chef Mitte Juli in einem Zei­tungs­in­ter­view. Diese Ansage war zumindest voreilig. Denn der Novem­ber­trans­port ist mit­nich­ten der letzte, schon 2014 sollen weitere Fuhren mit radio­ak­ti­ver Fracht ins Gor­le­be­ner Zwi­schen­la­ger rollen. Die Bür­ger­ini­tia­tive (BI) Umwelts­chutz Lüchow-Dan­nen­berg spricht deshalb schon von »Täu­schungs­versuchen« des Ministerpräsidenten.

 

Schon für 2014 sei ein weiterer Transport aus der französischen Wiederaufarbeitungsfabrik geplant, bestätigte der Sprecher der Gesellschaft für Nuklearservive (GNS), Jürgen Auer, am Dienstag auf Anfrage der jungen Welt. Die GNS ist eine Tochterfirma der großen Stromkonzerne und betreibt die Atommüllzwischenlager in Gorleben und Ahaus. Ebenfalls ab 2014, so Auer weiter, werden in Gorleben mehrere Castortransporte mit hochradioaktivem Müll aus der britischen Plutoniumschmiede Sellafield erwartet. Es handele sich dabei um insgesamt 20 bis 21 Castorbehälter.

 

Anders als bei den bisherigen Transporten aus Frankreich, handele es bei dem für 2014 geplanten Castortransport aus La Hague jedoch um mittelradioaktive Abfälle aus dem Wiederaufarbeitungsprozeß, sagte Auer. Sie sollen in elf Castorbehältern ins Gorlebener Zwischenlager gebracht werden. Eigentlich müßten diese Abfälle gar nicht in Castoren verpackt werden, man habe für diese Fracht aber nicht eigens neue Behälter konstruieren wollen.

 

Grundlage für die Rücknahme der mittelradioaktiven Abfälle sei dieselbe Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland, wie sie für den hochradioaktiven Müll gelte, sagte Auer: »Wir müssen alle Abfälle aus La Hague zurücknehmen.« BI-Sprecher Ehmke hält dagegen. Es handele sich um »privatwirtschaftlichen Verträge« zwischen den deutschen AKW-Betreibern und dem Betreiber der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague, sagt er.

 

Auch die Klassifizierung des Mülls als mittelradioaktiv stellen die Atomkraftgegner in Frage. Es handele sich immerhin um unter Hochdruck kompressierte Hülsen und Strukturteile der in La Hague angelieferten, stark strahlenden verbrauchten Brennelemente.

 

Wie radioaktiv auch immer – »der Atommülltourismus geht weiter«, konstatiert die BI. »Im Herbst ist Gelegenheit, auch auf der Straße eine entsprechende Antwort zu geben.« Bei einem Treffen in Lüneburg haben Anti­atominitiativen und Umweltgruppen bereits einen Rahmen für die Proteste im November beschlossen. Nach einer Auftaktdemonstration in Dannenberg soll die Fahrt des Castorzuges mit zahlreichen Aktionen auf Schienen und Straßen behindert werden. Auch die »Castor-Schotterer« wollen wieder mitmischen und möglichst viele Steine aus dem Gleisbett der Strecke räumen.


Frank
(Quelle: jungewelt.de