Antifaschismus

Reinwaschung gescheitert

Proteste bei Ausstel­lungs­eröffnung des Verfas­sungs­schutzes

Man fühlt sich wohl im rech­ten Sumpf. Aus­ge­rech­net im ehe­ma­li­gen «Haus des Deut­schen Os­tens», heu­te «Ger­hart-Haupt­mann-Haus», zeigt das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz (VS) ei­ne Aus­stel­lung über Neo­fa­schis­mus. Ist die­se Adres­se doch An­lauf­stel­le di­ver­ser rech­ter Or­ga­ni­sa­tio­nen und re­van­chis­ti­scher Ver­trie­be­nen­ver­bän­de.

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Mit der Prä­sen­ta­ti­on «Die brau­ne Fal­le» ver­sucht der In­lands­ge­heim­dienst sei­ne be­rüch­tig­te Ver­gan­gen­heit und Ge­gen­wart im Ver­hal­ten und Um­gang ge­gen­über Rechts auf­zu­ar­bei­ten. Wäh­rend der Er­öff­nungs­ver­an­stal­tung am 15. Ja­nu­ar in Düs­sel­dorf stol­per­te Fran­zis­ka Büd­de­feld, Ab­tei­lungs­lei­te­rin beim Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz, mehr­fach über die ei­ge­nen Ver­stri­ckun­gen ih­res Am­tes und die Be­mer­kun­gen aus dem Pu­bli­kum. Mit Hin­weis auf die Mor­de des NSU «stän­de sie scho­ckiert vor ei­nem gro­ßen Fra­ge­zei­chen im Si­cher­heits­be­reich». Ihr Auf­trag war klar: Die­se Aus­stel­lung soll das Amt mit dem blin­den rech­ten Au­ge rein­wa­schen. Der Zu­hö­rer kam sich vor, wie auf ei­ner Kaf­fee­fahrt­ver­an­stal­tung: «Wir sind gut. Ge­ben sie uns ei­ne Chan­ce. Wir sind es wert». Trotz ge­la­de­ner Gäs­te wur­de die Schlapp­hü­tin, zu­stän­dig für Rechts­ex­tre­mis­mus, mehr­fach un­ter­bro­chen. Ihr Ver­such des ideo­lo­gi­schen «Green­wa­shing» stieß nicht nur beim Pu­bli­kum auf Kri­tik. Vor dem Ver­an­stal­tungs­ort pro­tes­tier­ten meh­re­re an­ti­fa­schis­ti­sche Or­ga­ni­sa­tio­nen, dar­un­ter DKP, VVN-BdA und DIE LIN­KE. Sprech­chö­re «Ver­fas­sungs­schutz auf­lö­sen – Ras­sis­mus be­kämp­fen» schall­ten von au­ßen in den Saal.

­Dem Be­trach­ter der Aus­stel­lung wird ver­schwie­gen, wel­che Ver­bin­dun­gen und Fi­nan­zie­run­gen der VS zum rechts­ter­ro­ris­ti­schen NSU pfleg­ten. Das hat Grün­de. So wirkt sich die ei­ge­ne brau­ne Vi­ta der Schnüf­fel­be­hör­de mit Sitz in Köln seit der Grün­dung bis heu­te aus. Auf de­ren Nähr­bo­den ist in der Bun­des­re­pu­blik der or­ga­ni­sier­te Neo­na­zis­mus in Ge­stalt der NPD und de­ren Ab­le­ger üp­pig ge­die­hen. Es wun­dert nicht, dass das Ver­fas­sungs­schutz­amt das Um­feld des NSU dul­de­te und för­der­te. Waf­fen und Spreng­stoff für V-Leu­te be­sorg­ten. Um nach der Ent­de­ckung der rech­ten Ter­ror­grup­pe den Kopf aus der Schlin­ge zu zie­hen, griff man zum Ak­ten­reiß­wolf, statt zur Auf­klä­rung der Zu­sam­men­hän­ge.

­Mit­ver­an­stal­ter der Aus­stel­lung ist die Po­li­zei so­wie das Netz­werk «Re­spekt und Mut». Des­sen Spre­cher, Vol­ker Neu­pert, hol­te die Aus­stel­lung nach Düs­sel­dorf. Ge­schickt um­ging er in sei­nem Re­de­bei­trag den Skan­dal, war­um er dem VS ei­ne Platt­form für die Aus­stel­lung bie­tet. Zwar kri­ti­sier­te er die Ar­beit des Am­tes im Zu­sam­men­hang mit der neo­fa­schis­ti­schen Mord­se­rie des NSU. Sei­ne Dis­tanz en­de­te je­doch an dem Punkt, als er sug­ge­rier­te, wie un­ver­zicht­bar die Ein­rich­tung zum Woh­le der De­mo­kra­tie sei. Neu­pert äu­ßer­te sich be­reits mehr­fach ne­ga­tiv in der Öf­fent­lich­keit über an­ti­fa­schis­ti­sche In­itia­ti­ven und Par­tei­en. Noch 2013 lehn­te er es ab, sich an Ak­tio­nen ge­gen die Par­tei «Die Rech­te» zu be­tei­li­gen. Auch an die­sem Abend be­schimpf­te er die De­mons­tran­ten vor der Tür als «Chao­ten». Mit die­ser In­kon­se­quenz be­fin­det sich das Bünd­nis in trau­ter Ein­ver­nehm­lich­keit mit der Po­li­zei. De­ren Zu­sam­men­spiel mit dem VS und der Staats­an­walt­schaft zeigt sich in der Lan­des­haupt­stadt am Rhein da­durch, dass Öf­fent­lich­keit und An­ti­fa­schis­ten we­der über Ter­mi­ne und Ak­tio­nen von Neo­na­zis, noch über ras­sis­ti­sche Über­grif­fe in­for­miert wer­den. Be­harr­lich er­folgt da­für die Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­ten aus den Eta­gen des Po­li­zei­prä­si­di­ums und der Er­mitt­lungs­be­hör­de. Wäh­rend meh­re­re Neo­na­zi-Ka­der aus der Lan­des­haupt­stadt und Um­ge­bung un­ge­hin­dert un­ter de­ren Au­gen agie­ren kön­nen.

Herbert Schedlbauer