Betrieb & Gewerkschaft
Bundespolizisten werden als Streikbrecher gefordert
Überlegungen zum Klassenkampf an den Flughäfen
27.01.2013 | Mehr als 100 Fluggesellschaften sind in Deutschland nach eigenen Angaben in der Vereinigung Board of Airline Representatives in Germany (BARIG e.V.) zusammengeschlossen. Der Generalsekretär dieser Interessenvertretung, Michael Hoppe, fordert, dass die Bundespolizei an den Flughäfen als Streikbrecher eingesetzt wird.
Hoppe: »Es ist nicht hinzunehmen, dass es angesichts der Drohung durch die Gewerkschaft Verdi, die Streiks unbefristet auszuweiten, zu weiteren und noch größeren Störungen im Flugverkehr kommen kann. Die Bundespolizei ist für die Personenkontrollen an den Verkehrsflughäfen verantwortlich. Sie fordern wir daher auf, auch durch den flexibleren Einsatz von Bundespolizeibeamten, reibungslose Abläufe an den Flughäfen zu gewährleisten.«
Es geht dabei nicht nur um die aktuelle Situation, in der sich die Streikenden außerordentlich wirksam aufgestellt haben. BARIG fordert, es müsse »nun auch drüber nachgedacht werden, wie in Zukunft die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen mit privaten Sicherheitsfirmen und Bundespolizei effizienter und flexibler organisiert werden können.« Gemeint ist, wie Streiks »als negatives Signal« verhindert werden können.
Hinter Hoppe und BARIG stehen die Chairwoman (Vorsitzende) Christina Alig von Austrian Airlines und Vice Chairman Uwe Müller (Deutsche Lufthansa AG). Auf der Vorstandsebene sind zudem British Airways, Delta Air Lines, Emirates, Air Astana, Air Mauritius, United Airlines, LAN Airlines, Qantas Airways und Aegean Airlines vertreten und damit Fluggesellschaften aus allen fünf Kontinenten. Eine weitere Ebene gibt es für den Luftfrachtbereich.
Michael Garvens, Leiter des Flughafens Köln/Bonn, forderte »eine Gesetzesinitiative für kritische Infrastruktur.« Gemeint war eine Einschränkung des Streikrechts. Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV erhob ebenfalls rechtliche Bedenken gegen den Streik.
Nach den Forderungen für ein Streikverbot oder den Einsatz von Bundespolizei lautet die dritte Drohung – wenn Verdi bei der Lohnforderung bleibt: massiver Abbau von Arbeitsplätzen. »Vorbild« könnte die griechische Regierung sein, denn schon am 15. Juli 2010 hatten die Beschäftigten der griechischen Aegean Airlines mit einem Generalstreik auf das »Sparpaket« der Athener Regierung geantwortet. Zur Begründung führte die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY) an: »Das von der Regierung beschlossene Sparpaket schafft alle Rechte der Angestellten des öffentlichen Dienstes ab.«
Athen bietet auch eine noch schärfere Variante: Um den aktuellen Streik bei den U?Bahnfahrern zu beenden, wurde den Beschäftigten mit Gefängnisstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren gedroht, wenn sie nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren würden. Dazu hatte die Regierung einen Großeinsatz mit 300 Polizisten gegen die Streikenden angeordnet. Ihr Ziel: Gehaltskürzungen bis zu 25 Prozent.
Grundlage für das vom Gericht verhängte Streikverbot war das an den Klasseninteressen orientierte Gesetz »Notfälle in Friedenszeiten«, das allein in den letzten beiden Jahren dreimal angewandt wurde.
Uwe Koopmann
Verdi:
Die Streikbeteiligung lag bei über 90 Prozent. »Unser Ziel sind nicht ein paar Prozente mehr, sondern die Wach- und Sicherheitsbranche in NRW aus dem Niedriglohnsektor herauszuholen«. Die Warnstreiks an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln-Bonn werden fortgesetzt.