Betrieb & Gewerkschaft

Kaufhof: Mehr Arbeit, weniger Geld

Streik in Düsseldorf – Verdi fordert bessere Löhne und Manteltarifvertrag

Vor dem Kaufhof, Kolleginnen und Kollegen mit Fahnen und Transparent: »Metro. Der erste Lohndrücker im Einzelhandel«.

Auf dem Bürger­steig vor »Ga­le­ria Kauf­hof am Wehr­hahn« in Düssel­dorf wur­de es ver­dammt eng: Vie­le Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus ver­schie­de­nen Ein­zel­han­dels­be­trie­ben wa­ren dem Strei­kauf­ruf von Ver­di, Lan­des­fach­be­reich Han­del, ge­folgt. Die Kun­den wur­den mit ei­nem ei­ge­nen Flug­blatt ge­be­ten, die Beschäftig­ten bei ih­rer Ta­rifaus­ein­an­der­set­zung zu un­terstützen: »Heu­te Streik – Heu­te blei­ben Tüten und Ta­schen leer!« Nach dem Auf­takt ging es zur Me­tro-Zen­tra­le, dem »Mut­ter­schiff« von Kauf­hof.

 

Die übliche Litanei der »Arbeitgeber«, dass höhere Löhne wegen »Flaute« nicht gerechtfertigt seien, greift derzeit überhaupt nicht. Das Marktforschungsunternehmen GfK hat ermittelt, dass die Kauflaune der Verbraucher so hoch ist wie seit sechs Jahren nicht mehr. Es wird damit gerechnet, dass sich dieser Aufwärtstrend in den kommenden Monaten fortsetzt. Die positive Einschätzung wird durch den Ifo-Geschäftsklimaindex bestätigt.

 

Verdi stellt dazu fest, dass die Unternehmen eine Lohnerhöhung »locker verkraften« können. Im Handel steigen nicht nur die Umsätze und die Arbeitsintensität. Auch die Preise für den täglichen Bedarf – Mieten, Strom, Lebensmittel – steigen. Die Schlussfolgerung bei Verdi: »Wir brauchen mehr Geld zum Leben. Der Abstand zu anderen Branchen muss weiter verringert werden.« Lohnerhöhungen stabilisieren den Konsum. Stabilität in diesem Bereich sichert wiederum Arbeitsplätze.

 

Die bisherigen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im nordrheinwestfälischen Einzelhandel haben zu keinem Ergebnis geführt. Deshalb bleiben die Forderungen von Verdi auf der Tagesordnung:

  • 6,5 Prozent, mindestens 140 Euro, mehr Gehalt und Lohn
  • 140 Euro mehr Ausbildungsvergütung
  • Der Manteltarifvertrag muss umgehend wieder in Kraft gesetzt werden.

 

Vor dem Kaufhof, Kolleginnen und Kollegen mit Fahnen und Transparent: »Streik«.

Die weitgehende Kündigung der Manteltarifverträge hat gravierende Auswirkungen für die Beschäftigten: Es geht um eine weitere »Flexibilisierung« der Arbeitszeit, den Abbau von Schutzrechten insbesondere für die Teilzeitbeschäftigten, die ersatzlose Streichung der Zuschläge für Spätöffnungs- und Nachtarbeit für so genannte Hilfstätigkeiten (Schließ- und Wachdienst, Preisauszeichnung, Warenverräumung, Auffülltätigkeiten, Hausreinigung) und um die Streichung des Anspruchs auf Stundenaufstockung für Teilzeitbeschäftigte, die 17 Wochen mehr als 20 Prozent ihrer vereinbarten Arbeitszeit leisten.

 

Uli Dettmann, stellvertretender Landesleiter von Verdi unterstrich noch einmal die zentralen Forderungen nach mehr Lohn und nach Rücknahme der Kündigung ds Manteltarifvertrages. Kaufhof-Betriebsratsvorsitzender Helmut Born: »Besonders empört sind viele Kolleginnen und Kollegen über den Versuch, die Belegschaft zu spalten.« Der »Arbeitgeber« hatte seit dem 1. August einseitig eine Lohn-»Erhöhung« von nur 2,5 Prozent angeboten.

 

Dieses »Angebot« passt in die »Spar«-Strategie von Metro. 19.000 Arbeitsplätze der Metro Group wurden in den letzten Jahren vernichtet. Mit dem Projekt »Foundation« sollen jährlich 100 Millionen Euro an Sach- und Personalkosten eingespart werden. Verdi: »Die Metro sollte lieber Ware zum richtigen Zeitpunkt und zu richtigen Preisen verkaufen, nicht aber unsere Kolleginnen und Kollegen.«

 

Uwe Koopmann