Betrieb & Gewerkschaft

Streik im Einzelhandel

Demonstranten mit Transparent wir streiken Galerie Kauhof

Zehn­tau­sende im Streik

Handel: General­angriff auf Tarif­verträge

Die Beschäftig­­ten des Ein­­zel­­han­­dels be­­kom­­men die vol­­le Breit­­sei­­te des Ka­­pi­­ta­­lis­­mus zu spüren. Die Un­­ter­­neh­­mer le­­gen die Axt an Lohn und Ein­­grup­­pie­­rung. Kar­­stadt will gleich ganz aus dem Flächen­­ta­­rif. Kauf­­hof, Re­­al, Re­­we oder Kauf­­land, sie al­­le wol­­len Ma­­xi­­mal­­pro­­fi­­te und bil­­ligs­­te Aus­­beu­­tung beim Per­­so­­nal. Dar­­auf gibt es nur ei­­ne Ant­­wort: Streiks! In den letz­­ten Wo­­chen leg­­ten Zehn­­tau­­sen­­de Be­schäf­tig­­te die Ar­­beit nie­­der.

Die Wa­­ren­­häu­­ser fah­­ren seit Ja­­nu­­ar einen Ge­­ne­­ral­­an­­griff auf die Be­­schäf­­tig­­ten mit ei­­nem »in­­no­­va­­ti­­ven Ta­­rif­­ver­­trag«. Würde die­­ser durch­­ge­­setzt, gäbe es deut­­li­­che Ge­­halts- bzw. Lohn­­kür­­zun­­gen. In Nord­­rhein-West­­fa­­len soll jetzt ein Ex­­em­­pel sta­­tu­­iert wer­­den. Die Ver­­tre­­ter des Ein­­zel­­han­­dels wa­­ren zur 5. Ver­­hand­­lungs­­run­­de erst gar nicht mehr er­­schie­­nen. Die Ge­­werk­­schaft ver.di hat dar­­auf mit neu­­en Streiks geant­­wor­­tet.

Für das Per­­so­­nal ist die Höhe des Lohns mitt­­ler­­wei­­le zur Exis­­tenz­­fra­­ge ge­­wor­­den. Jobs im Ein­­zel­­han­­del be­­deu­­ten über­­wie­­gend Zwangs­­teil­­zeit, Fle­­xi­­bi­­li­­sie­­rung und prekäre Be­­schäf­­ti­­gung mit un­­be­­zahl­­ten Über­­stun­­den.

Doch statt die Streiks über­­re­­gio­­nal in meh­­re­­ren Bun­­des­­län­­dern gleich­­zei­­tig zu or­­ga­­ni­­sie­­ren, wur­­de jetzt be­­kannt, dass die ver.di-Spit­­ze Ge­­heim­­ver­­hand­­lun­­gen mit dem Ein­­zel­­han­­dels­­ver­­band führt. Hin­­ter­­grund sind Ab­­spra­­chen, den von den Un­­ter­­neh­­men ge­­kün­­dig­­ten al­­ten Man­­tel­­ta­­rif wie­­der in Kraft zu set­­zen. Laut ei­­nem Fahr­­plan soll zu ei­­nem spä­­te­­ren Zeit­­punkt über »Re­­for­­men« ver­­han­­delt wer­­den. Dies wi­­der­­spricht nicht nur der bis­­he­­ri­­gen de­­mo­­kra­­ti­­schen Mei­­nungs­­bil­­dung in der Or­­ga­­ni­­sa­­ti­­on, son­­dern auch den For­­de­­run­­gen in die­­ser Ta­­rifaus­­ein­­an­­der­­set­­zung von Sei­­ten der Ba­­sis. Erst recht der gro­­ßen Streik­­be­­reit­­schaft.

Um den Wi­­der­­stand zu ver­­stär­­ken, ist es nach Auf­­fas­­sung meh­­re­­rer Ver­­trau­­ens­­lau­­te­­kör­­per und Be­­triebs­­rä­­ten drin­­gend an der Zeit, dass die Ar­­beits­­kämp­­fe im Han­­del ein­­heit­­lich, fach­­be­­reichs- und ge­­werk­­schafts­­über­­grei­­fend durch ver.di ko­­or­­di­­niert wer­­den. Auch der Kauf­­hof Be­­triebs­­rat Hel­­mut Born sieht dies so: »Wir kön­­nen noch mehr. Wir las­­sen uns kein Ta­­rif­­er­­geb­­nis dik­­tie­­ren«, er­­klär­­te er auf ei­­ner Streik­­ver­­samm­­lung am 31. Ok­­to­­ber in Düs­­sel­­dorf.

Ver.di for­­dert für die 2,8 Mil­­lio­­nen Be­­schäf­­tig­­ten im Han­­del 6,5 Pro­­zent, min­­des­­tens 140 Eu­­ro. Einen neu­­en Ter­­min für Ta­­rif­­ver­­hand­­lun­­gen in NRW gibt es nicht.

Text und Fotos: Herbert Schedlbauer


Streik im Einzelhandel – Fotogalerie von Herbert Schedlbauer