Betrieb & Gewerkschaft

Der Sprinter in Düsseldorf

Sprinter aus DüsseldorfDie Sprinter starten zum Export in alle Welt. Die Arbeitsplätze der Kolleginnen und Kollegen, die sie gebaut haben, sind von Rotstift bedroht.

Der Sprinter läuft weltweit
an der Spitze

Und im Düs­sel­dor­fer Werk be­droht der Daim­ler-Kon­zern 1.200 von 6.500 Ar­beits­plät­zen.

Noch vor En­de der mehr­stün­di­gen Be­triebs­ver­samm­lung im »Sprin­ter«-Werk an der Ra­ther Stra­ße, an der 4000 Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen die Si­che­rung ih­rer Ar­beits­plät­ze ein­for­der­ten, hat­te die DKP Düs­sel­dorf ihr So­li­da­ri­täts­schrei­ben auf­ge­setzt. Kern­for­de­rung: »Kei­ne Ver­la­ge­rung von hoch­qua­li­fi­zier­ten Düs­sel­dor­fer Ar­beits­plät­zen in die USA!«

In dem Schrei­ben an den Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den Tho­mas Weil­bier und Ni­hat Öz­türk, Ers­ter Be­voll­mäch­tig­ter der IG Me­tall Düssldorf-Neuss, for­der­te auch die DKP, »die 6.500 Ar­beits­plät­ze im Werk Düs­sel­dorf voll­stän­dig zu si­chern und ei­nen in der Dis­kus­si­on ste­hen­den Job-Ab­bau von pro­gnos­ti­zier­ten 1.200 Ar­beits­plät­zen zu ver­hin­dern.«

Mercedes-Tor.

Die DKP skiz­zier­te das Be­dro­hungs­sze­na­rio: »Die von der Un­ter­neh­mens­lei­tung avi­sier­te Kos­ten­mi­ni­mie­rung durch den Weg­fall der Nacht­schicht macht be­triebs­wirt­schaft­lich nur Sinn, wenn die Pro­duk­ti­ons­zah­len mi­ni­miert und die Ar­beits­plät­ze der Nacht­schicht weit­ge­hend ge­stri­chen wer­den. Das aber ist nicht im In­ter­es­se der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen.«

Der »Sprin­ter« hat auf dem US-Markt ei­nen so her­vor­ra­gen­den Ruf und so gran­dio­se Ver­kaufs­zah­len, dass dort in ver­gan­ge­nen Jahr rund 25.000 von 150.000 neu­en Fahr­zei­gen ver­kauft wur­den. Ge­baut wur­den sie in Düs­sel­dorf. Be­dingt durch die US-Zoll­ge­setz­ge­bung für Im­por­te (25 Pro­zent auf Nutz­fahr­zeu­ge), wur­den al­le zu ex­por­tie­ren­den Sprin­ter nicht »im Stück« ver­schifft , son­dern in ih­re Ein­zel­tei­le zer­legt, zoll­frei ein­ge­führt und im Werk Lad­son bei Charles­ton (South Ca­ro­li­na) wie­der zu­sam­men­mon­tiert.

Mercedes-Tor mit Schildern.

Die Kon­zern­lei­tung ist auf Kos­ten­mi­ni­mie­rung aus: Die Pro­duk­ti­on in den USA wür­de Trans­port­kos­ten ver­min­dern und die »zwei­te Mon­ta­ge« er­spa­ren. Da­durch wie­der­um wür­den in Düs­sel­dorf et­wa 1.200 Ar­beits­plät­ze ver­nich­tet. Im Ge­spräch ist die Strei­chung der kom­plet­ten Nacht­schicht. Be­triebs­be­ding­te Kün­di­gun­gen sind ge­mäß der Be­triebs­ver­ein­ba­rung bis 2016 aus­ge­schlos­sen. Bis 2016 wird in Düs­sel­dorf auf den Bän­dern von Mer­ce­des auch der »Craf­ter« von VW ge­baut. In et­wa vier bis fünf Jah­ren soll der »Sprin­ter« in neu­er Ge­ne­ra­ti­on pro­du­ziert wer­den.

IG Me­tall-Ge­schäfts­füh­rer Ni­hat Öz­türk ver­weist ge­gen­über der Rhei­ni­schen Post auf die Ka­pi­tal­stra­te­gie: »Erst ha­be man in Deutsch­land die Pro­fi­te er­wirt­schaf­tet, mit de­nen die Ex­pan­si­on in an­de­re Märk­te er­mög­licht wor­den sei, jetzt wol­le man in Deutsch­land Ar­beits­plät­ze ab­bau­en.« Öz­türk fürch­tet, dass die­ses Mo­dell in der Au­to­mo­bil­in­dus­trie Nach­ah­mer fin­den könn­te: »Das hät­te Si­gnal­wir­kung über NRW hin­aus.«

Für die DKP geht es nicht nur um die Si­che­rung der Ar­beits­plät­ze. Es geht auch um ge­si­cher­te Ein­kom­men und ge­si­cher­te Kauf­kraft: Mie­ten müs­sen wei­ter be­zahlt wer­den, die Ban­ken wol­len die Kre­dit­rück­zah­lung für Au­to und Häus­chen se­hen. Am En­de droht, dass der Ge­richts­voll­zie­her der schnells­te Sprin­ter ist. Das muss ge­mein­sam ver­hin­dert wer­den.

Text und Fotos: Uwe Koopmann