Betrieb & Gewerkschaft
Sprinter-Produktion geht von Düsseldorf nach Charleston (USA)
Internationale Expansion als Klassenkampf von oben
Erst war es ein Gerücht. Jetzt ist es Fakt: Der Sprinter von Daimler wird für den amerikanischen Markt nicht mehr in Düsseldorf gefertigt. Statt dessen wird in Charleston (South Carolina) ab 2016 eine neue Fabrik gebaut: 800.000 Quadratmeter für 1.300 neue Arbeitsplätze. Die Fabrik heißt Daimler Vans Manufacturing, LLC, (DVM). Der Bau kostet eine halbe Milliarde Dollar. Nikki Haley, die Gouverneurin von South Carolina, erklärte, dass Daimler subventioniert werde. Es gebe Steuernachlässe und andere Zugaben in Höhe von zweistelligen Millionenbeträgen. Die Verlagerung der Produktion bedeutet für Düsseldorf: 650 von 6.500 Arbeitsplätze werden gestrichen.
Die Arbeiter in Düsseldorf haben 2013 insgesamt 22.000 Sprinter für den US-Markt produziert. Das Geschäft lief so blendend, dass 2014 sogar 26.000 Fahrzeuge geliefert wurden. Das reichte nicht. Der Konzern will noch größere Profite einfahren. Dazu werden die neuen Produktionsmittel in Charleston aufgestellt. Ergebnis: Die Lieferzeiten werden verkürzt. Das Geld der Kunden kommt somit noch schneller in die Konzernkasse. Kürzer als von Deutschland ist auch der Weg von Charleston nach Kanada und nach Mexiko. Auch dadurch wird der Profit beschleunigt. Es geht um die globale Expansion, denn das Werk ist eine Ergänzung zu den Fabriken in Argentinien, China und Russland. Die Strategie des Konzern: Wir fallen in die Länder ein, wo wir direkt produzieren und verkaufen können.
Daimler hat eine weitere Profitquelle erschlossen: Um Geld zu sparen, wurden die Sprinter bislang in Deutschland nach dem kompletten Bau wieder zerlegt. Damit wurden keine Sprinter in die USA exportiert, die mit entsprechenden US-Zöllen belegt waren, sondern nur Autoteile, für die diese Zölle nicht erhoben wurden. Beim Zoll wurde also gespart. Der Nachteil: Autoteile sind keine Autos. Die Teile mussten demnach wieder zu Sprintern montiert werden. Dadurch entstehen Arbeitskosten. Fazit: Der Import entfällt, der Zoll entfällt, die Montage entfällt. Ein grandioser Geldsegen für Daimler.
Eine Arbeitsplatzgarantie für die Arbeiter in Düsseldorf hat es trotz ihrer herausragenden Leistungen nicht gegeben. Es gab Betriebsversammlungen im Werk und Demonstrationen. Sie waren erfolglos. Ebenso die Gespräche des Oberbürgermeisters Thomas Geisel (SPD). Er hatte gefordert, die »Arbeitsplatzverluste so gering wie möglich zu halten.«
Daimler-Chef Dr. Zetsche hatte erklärt: »Umso wichtiger ist aber ein klarer Kompass, wie wir als Mensch miteinander umgehen: Anspruchsvoll und ergebnisorientiert in der Sache, fair und respektvoll im Stil – das ist die Kultur, die wir wollen. Wer sie auch in der Praxis lebt, handelt im Sinne von Daimler – und umgekehrt.«
Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) kann nicht erkennen, dass Daimler dieses Versprechen eingelöst hat. Sie hatte sich solidarisch erklärt mit der Industriegewerkschaft Metall (IGM) und mit dem Betriebsrat. Deutlich wurde: Dauerhaft sichere Arbeitsplätze gibt es im Kapitalismus nicht. Die DKP hat die KP der USA auf diesen »Deal« von Daimler und der Regierung von South Carolina aufmerksam gemacht.
Text und Foto: Uwe Koopmann