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EU-Richtlinie gegen Pestizide

Es ist nicht zu sehen, es ist nicht zu schmecken. Doch auf unserer Nahrung ist es vorhanden: Gift. Gift gegen Pflanzenschädlinge, Pilzbefall oder Unkraut. Massiver Einsatz von Pestiziden, verharmlosend Pflanzenschutzmittel genannt, sorgt dafür. Substanzen, die Krebs erregen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen.

Jetzt endlich hat die Europäische Union den Umgang mit den Schadstoffen geregelt. Das Europaparlament verabschiedete nach jahrelangen Verhandlungen die Richtlinie und Verordnung für deren Anwendung und Zulassung. Auf die schwarze Liste kamen 22 von ungefähr 400 Stoffen.

Umweltschützer halten die Regelung für völlig ungenügend. »Der Gift-Lobby ist es gelungen, die guten Ansätze des EU-Parlamentes zum Schutz der Umwelt und der Verbraucher auszuhöhlen«, klagt Greenpeace-Experte Manfred Krautter. »Die Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, haben sich bei den Verhandlungen eher auf die Seite der Agroindustrie gestellt.« Und noch immer enthält fast die Hälfte allen Obstes, Gemüses und Getreides in der EU einen »Pestizidcocktail«.

Laut Chemieindustrie, vor allem Bayer CropScience und BASF, gehören Pestizide zu den am strengsten geprüften Chemikalien, so der Generaldirektor des Europäischen Pflanzenschutzverbands (ECPA), Friedhelm Schmider.

Die neue Pestizidverordnung ist nur ein winziger Fortschritt für die Verbesserung der Gesundheit und bringt keine Sicherheit. Die Frage bleibt, warum erst jetzt krebserregenden, Erbgut verändernden oder die Fortpflanzungsfähigkeit schädigenden Substanzen die Zulassung entzogen wird, obwohl der Chemieindustrie und den Politikern die gefährliche Wirkung seit langem bekannt ist.

Eine Regelung, die Immun- und Nervensystem schädigende Stoffe weiter zulässt, die ermöglicht, dass nur ein kleiner Teil des Giftes sofort, der größte Teil aber erst in zehn Jahren vom Markt verschwindet, ist ein Einknicken, ein Kotau vor der Chemieindustrie. Von Verbraucherschutz keine Spur.

Axel Terneuzen