Frieden
Friedensbewegung 2014 ?
Die neurechte Friedensbewegung
Wir sind seit einigen Wochen mit einer Bewegung konfrontiert, die sich »Friedensbewegung 2014« nennt, im Netz organisiert wird und um Ostern herum mehr Menschen auf die Beine brachte als die traditionelle Ostermarschbewegung. Das mag zunächst als Hinweis gelten, dass mittlerweile die Kriegsgefahr als so groß empfunden wird, dass sie die Leute spontan auf die Straße treibt. Aber diese Bewegung ist organisiert und technisch gut ausgestattet. Protagonisten sind Leute wie der Querfrontler Jürgen Elsässer mit guten Verbindungen zum Inlandsgeheimdienst. Er bestreitet, daß es links und rechts in der Politik gibt. Weitere Redner sind so merkwürdig schillernde Figuren wie Ken Jebsen, Lars Mährholz, Andreas Popp.
Man wird das Gefühl nicht los, es mit der Zeitgeistbewegung zu tun zu haben, einer esoterischen Sekte, die sich schon in der Occupy-Bewegung bemerkbar gemacht hat. Sie knüpft an reale politische und soziale Probleme an und bewirbt abstrakte technologische Utopien. Der autoritäre Pferdefuß hört sich so an: »Entscheidungen sollen auf eine wissenschaftliche Weise gefällt werden, also nicht auf Meinungen beruhen, die je nach Interesse und Befindlichkeit individuell unterschiedlich sein können. Politik, der Ausgleich zwischen diesen verschiedenen Interessen, wird somit überflüssig.«
Auch sonst bekommen wir es mit faschistischen Theoremen zu tun. Politiker sollen ihre Entscheidungen gegenüber dem Wahlvolk nicht mehr rechtfertigen müssen, sondern fraglose und angebliche Wissenschaft das gesellschaftliche Leben dominieren. Überhaupt sei der planetarische Umsturz der Denkweise, ein Lebens- und Liebeswandel fällig.
»Ihr Lieben, Ihr müsst dennoch verstehen, dass eine wahrhaftige Änderung der Zustände auf diesem unserem Planeten nur durch jeden Einzelnen bewirkt werden kann. Unsere Art zu denken, zu leben und zu lieben muss sich grundlegend ändern, damit alle Menschen in einer besseren Welt leben können!« (Mährholz) – Klar doch!
»Wenn Du ein Soldat bist oder in irgendeiner anderen Art und Weise für die Deutsche Bundeswehr arbeitest, lass es sein! Führe keinen Krieg gegen andere Väter, Mütter, Kinder! Komm zu uns, und unsere Gemeinschaft wird Dich schützen!« (Mährholz) – Versprochen!
»Setzen wir doch endlich mal den Satz um: ‚von deutschem Boden soll kein Krieg mehr ausgehen!’ statt immer nur darüber zu reden!« (Mährholz) – Man muss nur wollen!
Er wünscht sich: »Ein Verbot des Schuldgeldsystems und des Zinseszins weltweit«. (Mährholz).
Silvio Gesell schon glaubte die Wurzel allen Übels im Zins entdeckt zu haben und bezauberte mit dieser Theorie den Ingenieur Gottfried Feder, der in der Folge den Nationalen Sozialismus und mit ihm die Brechung der Zinsknechtschaft versprach. Symbol der Zinsknechtschaft ist der neurechten Friedensbewegung die FED, die Federal Reserve Bank der USA. Manche reden in dem Zusammenhang gar von ZOG (Zionist Occupied Government, zionistisch besetzte Regierung). Denn es tummeln sich, nicht nur in Berlin, auch schon mal organisierte Nazis auf den vorgeblichen Friedensdemonstrationen.
Gut, nicht jede Teilnehmerin oder jeder Teilnehmer an derartigen Veranstaltungen kennt die Konsequenzen. Aber rechte Esoteriker und Nazis greifen nach dem Friedensthema, nachdem sie schon soziale Fragen demagogisch in Anspruch nehmen. Die in der Tat gegenwärtig wachsende Kriegsgefahr erfordert indes, dass wir, um sie abzuwenden, ihre Ursachen aus dem Expansionsdrang der USA, der EU und ihrer herrschenden Kräfte sowie aus der Krise der Verwertung kapitalistischen Eigentums erklären.
Sollte es den Rechtskräften gelingen, die Friedensbewegung zu okkupieren, stünde der Krieg in der Tür.
Text: Klaus Stein
Quelle UZ vom 23.05.14
unsere Zeit – Zeitung der DKP