Kultur
Eine unfertige Frau
So lautet der Titel der Autobiografie von Lillian Hellman.
»Ich kann mein Gewissen nicht nach der letzten Mode maßschneidern.«
Am 8. März 2015, am Internationalen Frauentag, stellte Ingeborg Nödinger für den Heinrich-Heine-Salon im ZAKK die Schriftstellerin und Drehbuchautorin durch eine szenische Lesung im Rahmen einer Matinee vor.
Es lasen Ingeborg Nödinger, Ida Münstermann und Friedhelm Kückels. Zur Gitarre spielte dazu Robert Stolz, Musikschule Subito, und ein Schüler von ihm.
Lillian Hellman konnte durch Klugheit und Mut das antikommunistische »Komitee gegen unamerikanische Umtriebe« besiegen. Sie war eine Freundin der UdSSR und mindestens zeitweise Mitglied der KP der USA. Ihr Lebensgefährte Dashiell Hammett (»Der Malteser Falke«) hatte noch 1951 wegen Missachtung des Komitees eine fünfmonatige Haftstrafe verbüßen müssen, nachdem er unter Berufung auf das Fifth Amendment von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machte. Zudem verlangte die amerikanische Einkommensteuerbehörde eine Nachzahlung von 111 000 Dollar von ihm und beschlagnahmte seine Tantiemen, als er im Gefängnis war. Für die restlichen Jahre seines Lebens blieb er auf der Schwarzen Liste. Damals setzte NBC Hammetts Spade-Serie im Rundfunk ab. Auch die Veröffentlichung von »A Man Named Thin« wurde vom Verlag gestoppt.
Lillian Hellman wurde am 21. Mai 1952 vor das Komitees gegen Unamerikanische Umtriebe geladen. Schriftlich erklärte sie sich zu Aussagen über sich selbst bereit, lehnte aber Aussagen über Freunde ab. Der Text wurde im Publikum und an die Mitglieder des Komitees verteilt und verlesen. So umging sie eine Strafe wegen Missachtung des Komitees. An ihr zerbrach die antikommunistische Hysterie McCarthys.
Geboren ist Lillian Hellman am 20. Juni 1905 in New Orleans. Sie studierte an der Columbia University in New York. In Kalifornien lernte sie 1931 den Krimiautor Dashiell Hammett kennen. Er faszinierte sie und war der Grund für ihre Scheidung 1932. Die Verbindung mit Hammett hielt bis zu dessen Tod 1961. Hellmans erste wichtige Arbeit war das Theaterstück »The Children’s Hour« in den 1930er Jahren. Es spielt in Schottland und handelt von zwei jungen Lehrerinnen, die von Kindern der lesbischen Liebe verdächtigt werden. Nach dem Misserfolg mit dem nächsten Stück »Days To Come« ging sie nach Europa und nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil, wo sie Ernest Hemingway kennenlernte, den sie einige Zeit begleitete. 1939 ging sie zurück in die Staaten und schrieb das Stück »Die kleinen Füchse«, einer ihrer größten Erfolge. Es wird gegenwärtig von der Berliner »Schaubühne« aufgeführt unter Regie von Thomas Ostermeier und mit Nina Hoss als Regina Giddens.
Lillian Hellman starb 1984.
Filme mit Drehbüchern aus ihrer Hand sind:
- »The Children’s Hour« von 1961. Regie: William Wyler (mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine)
- »Die kleinen Füchse« von 1962. Regie: Peter Beauvais (mit Gisela Uhlen und Dieter Borsche)
- »Toys in the Attic« von 1963. Regie: George Roy Hill (mit Dean Martin und Geraldine Page)
- »The Chase« (1966). Regie: Arthur Penn (mit Marlon Brando, Jane Fonda und Robert Redford). Auf deutsch: »Ein Mann wird gejagt«, zuletzt gezeigt auf Arte im Dezember 2014.
- »Julia« (1977). Regie: Fred Zinnemann nach einer Erzählung von Lillian Hellman (mit Jane Fonda, Vanessa Redgrave, Jason Robards, Maximilian Schell und Meryl Streep)
In ihrem Buch »Zeit der Schurken« zeichnet Lillian Hellman ein genaues Bild der McCarthy-Ära. Eine Neuerscheiung ist für April angekündigt.
Text: Klaus Stein
Fotos: Klaus Stein (2), Archiv (1)