Politik
Operation Demokratie
Wem die Herrschaft gebührt
Mit dem Bekanntwerden der »Operation Rennsteig« erhalten wir den xten Hinweis darauf, dass sich die Trennlinie zwischen dem verwischt, »was Nazi und was Geheimdienst ist«. So formuliert es Bodo Ramelow, Fraktionschef der Partei »Die Linke« im thüringischen Landtag, mit Bezug auf den »Thüringer Heimatschutz«, aus dem, um den die Terrortruppe des Nationalsozialistischen Untergrundes entstand.
Trotz der erdrückenden Beweislast dafür, dass der braune Sumpf am Tropf der staatlichen Behörde Verfassungsschutz hängt, bleiben die Behörden bei der Weigerung, die V-Leute abzuziehen, die NPD zu verbieten. Faschistische Kundgebungen werden weiter geschützt, Aktionen dagegen be- und verhindert. Wer da noch von Pannen oder Zufall redet, ist dumm oder voll böser Absichten. Es gibt in den staatlichen Institutionen, in den neoliberalen Parteien starke, ja dominante Kräfte, die damit zwei Absichten verbinden. Erstens nützt rechter Terror schon heute beim Niederhalten linker und demokratischer Bewegung. Zum zweiten denkt man – wie einst in Weimar – offen über Alternativen zur Demokratie nach. Faschismus, Rechtspopulismus, Neo-Konservatismus und Präsidial-Herrschaft bilden wichtige Versatzstücke solcher Überlegungen. Noch hat die Krise ihren Höhepunkt nicht erreicht. Und trotzdem ist das Regieren gegen die Volksmeinung zur Regel geworden. Da hat mancher Angst, dass bei Wahlen linke und kommunistische Kräfte hegemoniefähig werden.
Das Kapital einfach abwählen? Das mögen Sozialdemokraten glauben, das Kapital glaubt an Gewehrläufe und Panzer. Deshalb ist der außerparlamentarische Kampf – unter Nutzung der Parlamente – gegen den Faschismus und für die Verteidigung der Demokratie ohne Alternative. Nur indem Anspruch und Realität der bürgerlichen Demokratie, der sozialen Marktwirtschaft immer wieder gegeneinander gehalten werden, verliert sich die Illusion, dass arbeitende Menschen etwas anderes zu verlieren hätten als ihre Ketten. Nur der Kampf für die sozialen und demokratischen Rechte verhindert, dass der Kampf ums Überleben jede andere Lebensäußerung auffrisst. Und nur der Kampf gegen den Neofaschismus und seinen Zwillingsbruder, den Rechtspopulismus, verhindert, dass eine rechte Diktatur errichtet werden kann. In diesen Kämpfen treten die Protagonisten und ihre Interessen immer klarer hervor. Die übergroße Mehrheit, die Frieden, Freiheit, Demokratie und soziale Sicherheit braucht. Und die Minderheit, die von Verunsicherung, der Arbeitskraft anderer, Hinterzimmerpolitik und verschleierten Verhältnissen profitiert. Es sind die Arbeiterklasse und das Kapital.
Wem die Herrschaft gebührt, ist dann keine Frage.
Kolumne von Adi Reiher
unsere zeit – Zeitung der DKP
Foto: Arbeiterfotografie