Politik

Aufruf zu einem Europäischen Frühling

GrAPO statt GroKo

konstantin wecker cc unibrennt

Es wird Zeit für ei­ne Gro­ße Au­ßer­par­la­men­ta­ri­sche Op­po­si­ti­on (GrA­PO). Als Re­ak­ti­on auf die ge­fähr­li­che Macht­kon­zen­tra­ti­on in den Hän­den ei­nes neo­li­be­ra­len Kar­tells aus Uni­on, SPD und Wirt­schaft hat Kon­stan­tin We­cker ne­ben an­de­ren In­itia­to­ren die­sen Auf­ruf ver­fasst.

Die Gro­ße Ko­ali­ti­on aus CDU/CSU und SPD ba­siert auf ei­nem Wort­bruch. Der Po­li­tik­wech­sel wur­de ver­hin­dert, das Ver­spre­chen der SPD-Füh­rung, An­ge­la Mer­kel als Kanz­le­rin ab­zu­lö­sen, er­wies sich als Wahl­be­trug. Das neo­li­be­ra­le Bünd­nis aus Uni­on, SPD und Wirt­schaft spal­tet und po­la­ri­siert die Ge­sell­schaft. Die Markt­wirt­schaft be­fin­det sich in ih­rer bis­her schärfs­ten Kri­se. Die Men­schen in den Län­dern der Eu­ro­päi­schen Uni­on lei­den un­ter ei­ner be­drü­cken­den Mi­se­re. Al­lei­ne in Deutsch­land wer­den 16 Mil­lio­nen Ar­me und Aus­ge­grenz­te ge­zählt. Uni­on und SPD ver­harm­lo­sen die­se Rea­li­tät als Miss­stand. Im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ver­wei­sen sie auf wirt­schaft­li­che Rah­men­da­ten, die ei­ne hei­le Welt sug­ge­rie­ren. Doch die schein­ba­ren Er­fol­ge neo­li­be­ra­ler Po­li­tik un­ter Schrö­der und Mer­kel ste­hen in kras­sem Ge­gen­satz zur De­mon­ta­ge der So­zi­al­sys­te­me. Der Zu­sam­men­hang zwi­schen ex­or­bi­tant wach­sen­dem Reich­tum We­ni­ger und gras­sie­ren­der Ar­mut wird ge­leug­net. »Wei­ter so!« ist die De­vi­se der Gro­ßen Ko­ali­ti­on. – Wachs­tum um je­den Preis ist das er­klär­te Ziel, ihm wer­den Mensch und Na­tur in al­len Po­li­tik­fel­dern un­ter­ge­ord­net.

­Die Gro­ße Ko­ali­ti­on will, un­ge­ach­tet der NSA-Af­fä­re, Po­li­zei, Ge­heim­diens­te und Ver­fas­sungs­schutz mit den neu­es­ten Tech­no­lo­gi­en der Si­cher­heits- und In­for­ma­ti­ons­tech­nik aus­stat­ten und auf eu­ro­päi­scher und eu­roat­lan­ti­scher Ebe­ne ver­knüp­fen. Der Ko­ali­ti­ons­ver­trag sieht den Wan­del der Bun­des­wehr von der Ver­tei­di­gungs­ar­mee zur »Ar­mee im Ein­satz« für »Frie­den und Frei­heit welt­weit« vor. Die Ein­füh­rung ei­ner »neu­en Ge­ne­ra­ti­on von Waf­fen­sys­te­men«, die »über Auf­klä­rung hin­aus wei­ter­ge­hen­de Kampf­fä­hig­kei­ten be­sit­zen«, ist Kern­stück die­ser Neu­aus­rich­tung. Im Rah­men der Rüs­tungs­ko­ope­ra­ti­on in­ner­halb der EU und in der NA­TO sind der Er­halt und die Wei­ter­ent­wick­lung der Rüs­tungs­in­dus­tri­en vor­ge­se­hen. Cy­ber­sys­te­me er­for­dern, wie in den USA be­reits üb­lich, die Über­tra­gung mi­li­tä­ri­scher Auf­ga­ben an pri­vat­wirt­schaft­li­che Un­ter­neh­men der IT-Bran­che. Un­ter Fe­der­füh­rung der Eu­ro­päi­schen Ver­tei­di­gungs­agen­tur stel­len sie künf­tig Per­so­nen­da­ten, geo­gra­fi­sche Da­ten und tech­ni­sche In­fra­struk­tu­ren für den Ein­satz von Droh­nen und Kampf­ro­bo­tern. Die neu­en Waf­fen­sys­te­me sen­ken die Schwel­le zum Ein­satz mi­li­tä­ri­scher Ge­walt.

Ei­ne Wen­de ist not­wen­dig! – Der Fi­nanz­sek­tor muss re­gu­liert wer­den. Die Ge­heim­ver­hand­lun­gen um das ge­plan­te Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen Eu­ro­pa und den USA müs­sen der Kon­trol­le des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments un­ter­wor­fen wer­den. Die En­er­gie­wen­de darf nicht auf die lan­ge Bank ge­scho­ben wer­den. Ren­te und Pfle­ge müs­sen in men­schen­wür­di­ger Hö­he ge­si­chert wer­den, wir brau­chen die Bür­ger­ver­si­che­rung. Die Steu­er­las­ten müs­sen zu­guns­ten der Ge­ring- und Durch­schnitts­ver­die­ner neu ver­teilt wer­den. Die Kor­rup­ti­on muss ef­fek­tiv be­kämpft wer­den. Min­dest­löh­ne müs­sen ein men­schen­wür­di­ges Le­ben er­mög­li­chen. Hartz IV muss durch ein Bür­ger­geld er­setzt wer­den, das zwei­fels­frei das men­schen­wür­di­ge Exis­tenz­mi­ni­num zu si­chern ver­mag. Die Ar­beits­zeit muss ge­senkt wer­den. Die Ge­heim­diens­te müs­sen kon­trol­liert wer­den. Der Ver­fas­sungs­schutz darf nicht Staat im Staa­te blei­ben. Die Bun­des­wehr hat im Aus­land nichts zu su­chen. Wir for­dern ein En­de al­ler Aus­lands­ein­sät­ze. Die Rüs­tungs­in­dus­trie muss zu­rück­ge­fah­ren wer­den, statt sie wei­ter aus­zu­bau­en. Der Be­such von Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten darf nicht nur nichts kos­ten, er muss auch durch aus­rei­chen­des BAföG je­nen er­mög­licht wer­den, die ihn sich sonst nicht leis­ten kön­nen. Wir wol­len ein star­kes de­mo­kra­ti­sches Eu­ro­pa und das Zu­rück­drän­gen na­tio­na­lis­ti­scher Be­stre­bun­gen.

­Die Gro­ße Ko­ali­ti­on aus Uni­on und SPD re­giert mit ei­ner Mehr­heit von 80 % der Stim­men im Deut­schen Bun­des­tag. Das Feh­len ei­ner star­ken par­la­men­ta­ri­schen Op­po­si­ti­on er­höht die Ge­fahr un­kon­trol­lier­ter Macht­ent­fal­tung. Da uns die Zu­kunft nicht gleich­gül­tig ist, ru­fen wir da­zu auf, dem neo­li­be­ra­len Bünd­nis aus Uni­on, SPD und Wirt­schaft ei­ne zi­vi­le Ge­gen­macht ent­ge­gen­zu­set­zen. Es ist Zeit für ei­nen Eu­ro­päi­schen Früh­ling, Zeit für ei­ne Gro­ße Au­ßer­par­la­men­ta­ri­sche Op­po­si­ti­on! Wir wol­len mehr als 100.000 Un­ter­schrif­ten un­ter die­sem Auf­ruf ver­sam­meln. Aber wir wol­len nicht nur die blo­ße Zu­stim­mung. Wir brau­chen kon­kre­tes Han­deln: Ein kon­sti­tu­ie­ren­der Kon­gress soll schnell nach Er­rei­chen der 100.000 Un­ter­schrif­ten in Ber­lin statt­fin­den. Mit ei­ner Kund­ge­bung soll dem Pro­test ge­gen die Agen­da der Gro­ßen Ko­ali­ti­on vor dem Reichs­tag Aus­druck ver­lie­hen wer­den. Wir wis­sen, dass es da­mit nicht ge­tan sein darf. Die Stra­ßen und Plät­ze, die sicht­ba­re, hör­ba­re Op­po­si­ti­on wird sich im­mer wie­der zu krea­ti­vem Pro­test für die Ver­tei­di­gung so­zia­ler Si­cher­heit, in­di­vi­du­el­ler Frei­heit und Frie­den zu­sam­men­fin­den müs­sen.

­Wir bit­ten Sie, Ih­re Un­ter­schrift un­ter die­sen Auf­ruf zu set­zen und die­sen im In­ter­net und den Ih­nen zu­gäng­li­chen Me­di­en zu ver­brei­ten!

Autoren des Aufrufs:

Heinz Michael Vilsmeier, Publizist, Deggendorf
Leander Sukov, Schriftsteller, Berlin
Konstantin Wecker, Liedermacher, München
Holdger Platta, Autor, Suderhausen
Prinz Chaos II., Liedermacher, Weitersroda

Erstunterzeichner (Stand 16.01.14 – 19:00 Uhr):

Reinhold Alsheimer Musiker, München
Simone Barrientos Verlegerin, Berlin
Chriss Bass Musiker, Bonn
Roberto J. De Lapuente Autor, Heppenheim
Michi Dietmayr Musikkabarettist, München
Manfred Maurenbrecher Musiker, München
Csaba Gál Csaba Gál Chansonpoet, München
Margareth Gorges Bürgerjournalistin, Homburg/Saar
Alban Nicolai Herbst Autor, Berlin
Marly Jedelhauser Grafikerin, München
Sandra Kreisler Schauspielerin, Wien
Berni Maisberger Musiker, München
Sarah Manß Liedermacherin, Masserberg
Cynthia Nickschas Liedermacherin, Bonn
Christian Nürnberger Publizist, Mainz
Anna Osowski Autorin, Hamburg
Heidelinde Penndorf Literaturkritikerin, Weißenfels
Lollo Peters Uni. Köln
Marlene Pfaffenzeller Nervenärztin und Psychoanalytikerin, Berlin
Michael Sailer Künstler, München
Ilja Schierbaum Musiker, München
Christoph Theussl Künstler, München
Hans-Eckardt Wenzel Musiker, Berlin
Tom W. Wolf Freier Journalist und Redakteur, Hamburg
Dr. Seltsam Wolfgang Kröske Kommunistischer Entertainer, Berlin
Nepo Fitz Musiker, München
Thomas Vogelmayer Bayerischer Liedermacher, Straubing
Sybille Marggraf Literaturpädagogin, Sudershausen

Foto: konstantin wecker cc unibrennt


Wer mit dem Aufruf im We­sent­li­chen über­ein­stimmt und ihn gern un­ter­schrei­ben möch­te, wen­de sich bit­te per Mail an den Mit­ver­fas­ser Mi­cha­el Vils­mei­er: ham­cha@ham­cha.de.