Jugend

Jugendpolitik der DKP

Am 23.03.2014 be­schäf­tig­te sich der Be­zirks­vor­stand der DKP Rhein­land mit dem The­ma Ar­bei­ter­ju­gend­po­li­tik; vor­aus ging ein Ge­spräch mit Ver­tre­tern des Lan­des­ar­beits­aus­schuss (LAA) der So­zia­lis­ti­schen Deut­schen Ar­bei­ter­ju­gend (SDAJ) Rhein­land, des­sen Er­geb­nis­se ins Re­fe­rat ein­flos­sen, ins­be­son­de­re die SDAJ-Kam­pa­gne zur Ar­bei­ter Ju­gend Po­li­tik »Un­se­re Zu­kunft statt eu­re Pro­fi­te«. Gro­ßes Ge­wicht leg­te der Be­zirks­vor­stand auf die Ak­ti­on »Re­vo­lu­ti­on Bil­dung« der IG-Me­tall-Ju­gend.

Jugendliche mit Transparenten.

Es ist nicht die Un­zu­frie­den­heit die mo­bi­li­sie­rend wirkt, son­dern viel mehr das Vor­han­den­sein von Zu­kunfts­vor­stel­lun­gen, For­de­run­gen, in de­nen man sich mit an­de­ren ei­nig ist, de­ren So­li­da­ri­tät man spü­ren und er­le­ben will. Wenn wir uns an die Gro­ß­de­mons­tra­ti­on der IGM-Ju­gend »Ak­ti­on Über­nah­me« in Köln er­in­nern, dann war sie doch ge­prägt da­von, dass es der Ge­werk­schafts­ju­gend ge­lun­gen ist, vor al­lem in den Lehr­werk­stät­ten der Groß­be­trie­be zu mo­bi­li­sie­ren. Und ge­nau die­se »De­le­ga­tio­nen« be­stimm­ten die kämp­fe­ri­sche Stim­mung auf die­ser De­mo. Al­so eher je­ne, de­nen es noch »bes­ser« geht als vie­len ih­rer Kol­le­gin­nen in Klein- und Mit­tel­be­trie­ben. Der ent­schei­den­de Un­ter­schied liegt of­fen­sicht­lich dar­in, dass hier Ge­werk­schaft, Ju­gend­ver­tre­te­rIn­nen und Be­triebs­rä­te vor­han­den und ak­tiv sind.

 

Referat Jugendpolitik der DKP

Lie­­be Ge­­nos­­sIn­­nen,

­­so zie­m­­lich ge­­nau vor 11 Jah­­ren am 15.03.2003 fand im Be­zirk Rhein­­land-Wes­t­­fa­­len in Düs­­sel­dorf das Ju­­gen­d­­tri­bu­­nal der DKP statt. Bis heu­­te sind noch ei­­ni­­ge Ex­e­m­­pla­­re der da­­mals ent­­stan­­de­­nen Bro­­schü­­re er­hal­­ten, und ich ver­­­si­che­­re Euch, sie ist in viel­­fa­cher Hin­­sicht noch ak­­tu­ell. Ich zi­­tie­­re aus der Er­­öf­f­­nungs­­­re­­de:

»So wer­­den wir auf die­­sem Tri­bu­­nal be­wei­­sen, dass die Bun­­­des­­­re­gie­­rung das Grun­d­­ge­­setz und die Ver­­­fas­­sung bricht, wenn sie den Bil­­dungs- und Ju­­gen­d­e­­tat so dras­­tisch kürzt, wie sie es tut und wei­­ter plant, und wenn sie bei der be­­trie­b­­li­chen Aus­­­bil­­dung die ge­­set­z­­li­chen Rah­­men­be­­din­­gun­­­gen für die Un­­­ter­­neh­­mer und das Ka­pi­­tal so ge­stal­­tet, dass aus­­­schlie­ß­­lich die Pro­­­fi­­te ge­­si­chert wer­­den, und sie so­­mit der Ju­­gend die Zu­­kunft ver­­­s­au­en.

­­Wir wer­­den auf die­­sem Tri­bu­­nal auch be­wei­­sen, dass die gro­ßen Kon­zer­­ne ge­­gen das Recht auf Be­­rufs­­frei­heit ver­­sto­ßen und Tau­­sen­­den von Ju­­gen­d­­li­chen ei­­ne qua­­li­­fi­zier­­te be­­ruf­­li­che Aus­­­bil­­dung und ei­­ne ge­­si­cher­­te Ar­beit ver­­wei­­gern.

­­Wir wer­­den auf die­­sem Tri­bu­­nal be­wei­­sen, dass es das ka­pi­­ta­­lis­­ti­­sche Sys­­tem ist, das zu Krieg, Mas­­sen­ar­beits­­lo­­si­g­keit und Ar­­mut führt, dass es kei­­nes­­wegs so ist, dass die­­ses Wir­t­­schafts­­­sys­­tem die ge­­nan­n­­ten Pro­­ble­­me nicht lö­­sen kön­n­­te, son­­dern dass es so ist, dass die­­ses Sys­­tem ge­­nau die­­se Pro­­ble­­me schafft.«

­­Na­tür­­lich sa­­ge ich euch da­­mit nichts Neu­es, aber ich wol­l­­te es den­­noch an den An­­fang mei­­ner Aus­­­füh­­run­­­gen stel­­len.

­­Lie­­be Ge­­nos­­sin­­nen und Ge­­nos­­sen,

­­wir ha­­ben uns vor­­­ge­­nom­­men, auf die­­ser BV-Sit­zung das The­­ma Ju­­gen­d­­po­­li­­tik zum Schwer­­punkt zu ma­chen. Dar­­un­­­ter ver­­s­te­he ich, dass wir uns zum ei­­nen über die La­­ge der Ju­­gend ein ge­­nau­e­­res Bild ver­­­schaf­­fen; das geht nicht ganz oh­­ne Zah­­len, aber ich ha­­be mich be­­müht, sie nur in dem Teil »Be­­ruf­­li­che Bil­­dung« zu be­­nen­­nen.

Z­um zwei­­ten – den­ke ich – kommt es dar­­auf an, Schlus­s­­fol­­ge­­run­­­gen für un­­­se­­re kon­kre­­te Po­­li­­tik zu zie­hen. Mit wel­chen For­­de­­run­­­gen, Zie­­len, mit wel­chen In­­hal­­ten wol­­len wir spe­zi­ell Ju­­gen­d­­li­che an­­spre­chen, mit ih­­nen in die Dis­kus­­si­on kom­­men. Hier sol­l­­ten wir uns mög­­lichst über kon­kre­­te Pro­­je­k­­te ver­­­stän­­di­­gen, die wir in den Grup­­pen und Krei­­sen dis­ku­­tie­­ren und ent­­­spre­chend den je­wei­­li­­gen Mög­­li­ch­kei­­ten um­­­se­t­­zen.

In Vor­­be­­rei­­tung die­­ser Sit­zung hat ein ge­­mein­­sa­­mes Ge­­spräch mit dem LAA der SDAJ und un­­­se­­rem Se­kre­­ta­­ri­at stat­t­­ge­­fun­­­den, in dem wir die­­se Fra­­gen eben­­falls dis­ku­­tiert ha­­ben. Zu den Er­­ge­b­­nis­­sen spä­­ter.

Zur La­ge der Ju­gend­

Un­ser Schul­sys­tem siebt nicht nur ra­di­kal aus, es trägt ak­tiv da­zu bei, dass Kin­der aus Ar­bei­ter­fa­mi­li­en oder noch ex­tre­mer bei Kin­dern aus Fa­mi­li­en mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund oder aus Fa­mi­li­en, de­ren El­tern un­ge­lern­te Tä­tig­kei­ten ver­rich­ten – wenn sie denn über­haupt ei­ne Ar­beit ha­ben – dass die­se Kin­der bei der För­de­rung ih­rer Lern­po­ten­zia­le und Kom­pe­ten­zen be­nach­tei­ligt wer­den.

­Die Er­geb­nis­se aus Pi­sa 2006 zei­gen, dass in kaum ei­nem an­de­ren ver­gleich­ba­ren In­dus­trie­staat der Schul­er­folg so sehr vom Ein­kom­men und Bil­dung der El­tern ab­hän­gig ist wie in Deutsch­land.

­Die Schul­leis­tungs­stu­die IG­LU und PI­SA un­ter­schied­li­cher Jah­re ha­ben ge­zeigt, dass die Ab­hän­gig­keit des schu­li­schen Er­folgs von der Schicht­zu­ge­hö­rig­keit in der Se­kun­dar­stu­fe deut­lich aus­ge­präg­ter ist als in der Grund­schu­le. Das hei­ßt, so­zia­le Un­gleich­heit in den Bil­dungs­chan­cen und im Ri­si­ko von Bil­dungs­ar­mut nimmt im Lau­fe der Pflicht­schul­zeit zu.

­Die Zah­len wei­sen über­deut­lich nach, dass der Schul­ab­schluss der El­tern so­wie die Tat­sa­che, ob die Kin­der aus ei­ner Fa­mi­lie mit oder oh­ne Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund kom­men, ma­ß­geb­lich da­für ist, mit wel­chem Schul­ab­schluss und wel­chen Kom­pe­ten­zen ein Kind/Ju­gend­li­cher die Schu­le ver­lässt.

­Die­se Zah­len und Aus­sa­gen ent­stam­men üb­ri­gens, so­weit nicht an­ders be­nannt, aus ei­ner Stu­die, die vom DGB in Auf­trag ge­ge­ben wur­de.

Wel­che enor­men Aus­wir­kun­gen der Schul­ab­schluss auf den wei­te­ren Le­bens­weg ei­nes jun­gen Men­schen hat, kön­nen wir uns ja schon vor­stel­len, aber da­zu spä­ter.

An die­sen we­ni­gen Aus­sa­gen wird aber deut­lich, wie ge­wich­tig al­le For­de­run­gen nach ei­nem durch­läs­si­gen Schul­sys­tem sind, bis hin zu ei­ner Schu­le für al­le, die das Ziel hat, dass Kin­der un­ab­hän­gig ih­rer so­zia­len Her­kunft, ih­rer Zu­ge­hö­rig­keit von so­wie­so schon be­nach­tei­lig­ten Grup­pen in un­se­rer Ge­sell­schaft be­schult und wenn nö­tig ge­för­dert wer­den.

Da­zu ge­hö­ren auch ent­spre­chend aus­ge­bil­de­te Leh­rer in klei­nen Klas­sen. In Schu­len, die so aus­ge­stat­tet sind, dass Ler­nen und Leh­ren Spaß macht.

Rot­stift­po­li­tik hat an un­se­ren Schu­len nichts zu su­chen. Im Ge­gen­teil, ei­ne im­mer grö­ßer wer­den­de An­zahl von Schu­len be­nö­ti­gen grund­le­gen­de Re­no­vie­run­gen bzw. Neu­bau­ten. Statt des­sen er­le­ben wir Schu­len, in die es hin­ein reg­net, oder sol­che, in de­nen die Schü­le­rIn­nen ei­nen mo­nat­li­chen Obo­lus zB für die Rei­ni­gung der Toi­let­ten mit­brin­gen müs­sen.

Im­mer häu­fi­ger wer­den Schul­bü­cher, Ta­schen­rech­ner und an­de­res Lern­ma­te­ri­al emp­foh­len, weil die Schu­len es sich nicht mehr leis­ten kön­nen, ih­re Schü­le­rIn­nen da­mit aus­zu­stat­ten. Ob El­tern sich die­se Kos­ten leis­ten kön­nen, da­nach wird nicht ge­fragt.

­Wis­sen ist zu­gleich auch Selbst­be­wusst­sein, ist Er­kennt­nis und die Fä­hig­keit, bes­ser für die ei­ge­nen In­ter­es­sen ak­tiv zu wer­den. In­so­fern ist Wis­sen auch Macht und kann da­mit den Herr­schen­den in un­se­rem Land ge­fähr­lich wer­den. Das ist schlie­ß­lich ein Grund da­für, war­um lan­ge nicht al­le Men­schen da­mit glei­cher­ma­ßen aus­ge­stat­tet wer­den.

Wir sind uns ei­nig mit der LSV NRW in der For­de­rung ei­ner In­klu­si­ven Ganz­tags­ge­samt­schu­le mit den zen­tra­len Zie­len: Ab­schaf­fung von No­ten, ein in­klu­si­ves Schul­sys­tem, ei­ne Schu­le, in der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­mein­sam ler­nen (Schu­le der Viel­falt) un­ab­hän­gig von so­zia­len und se­xu­el­len Un­ter­schie­den so­wie kör­per­li­chen und geis­ti­gen Be­din­gun­gen. Wir wei­sen aber auch dar­auf hin, dass ei­ne sol­che Schu­le nicht mit den vor­han­de­nen Mit­teln zu rea­li­sie­ren ist. Sie ver­langt nicht nur die Be­reit­stel­lung von we­sent­lich mehr Mit­teln für die Leh­rer, die Aus­bil­dung von Leh­rern, die Aus­stat­tung der Schu­len mit Lehr­ma­te­ria­li­en und So­zi­al­päd­ago­gen und nicht zu­letzt ei­ne de­mo­kra­ti­sche Schu­le, in der Schü­ler, El­tern und Leh­rer die In­hal­te und Lern­zie­le be­stim­men.

Vor gut zehn Jah­ren muss­ten die Kul­tus­mi­nis­ter auf mas­si­ven Druck ih­rer Län­der-Re­gie­rungs­chefs die Schul­zeit bis zum Ab­itur von zu­vor 13 auf 12 Schul­jah­re ver­kür­zen. Da­ge­gen gab es star­ke Pro­tes­te und Schul­streiks, aus de­nen her­aus sich ei­ne be­harr­li­che Ar­beit von In­itia­ti­ven ent­wi­ckel­te.

­Die In­itia­ti­ven ver­wie­sen dar­auf, dass in al­len Mei­nungs­um­fra­gen der über­gro­ße Un­mut der El­tern über das »Tur­bo-Abi« deut­lich wer­de. Dort, wo El­tern nach er­folg­rei­chen Pro­tes­ten heu­te zwi­schen dem Ab­itur nach 9 oder 8 Jah­ren frei wäh­len könn­ten, ge­be es ei­ne »kla­re Ab­stim­mung mit den Fü­ßen hin zum län­ge­ren Ler­nen«.

Ein brei­tes Bünd­nis von El­tern, Schü­le­rInnn, Leh­re­rInnn, Ärz­tIn­nen und Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen macht sich bun­des­weit für die Rück­kehr zu ei­ner 13-jäh­ri­gen Schul­zeit bis zum Ab­itur stark. Es ge­be »kein ein­zi­ges päd­ago­gi­sches Ar­gu­ment« für das »Tur­bo-Abi« nach nur acht Jah­ren am Gym­na­si­um (G8), sag­te die Spre­che­rin der In­itia­ti­ve, die Psy­cho­lo­gin An­ja No­stadt. G8 füh­re zu mehr Stress, ma­che mehr Kin­der krank. Zu­gleich lit­ten sport­li­che, so­zia­le und kul­tu­rel­le Ak­ti­vi­tä­ten.

N­RW-Schul­mi­nis­te­rin Syl­via Löhr­mann von den Grü­nen woll­te da­von bis­lang nichts wis­sen. Noch im Fe­bru­ar stell­te sie klar: »Ei­ne Rück­kehr zu G9 wird es nicht ge­ben.« Doch der Druck wächst, und Löhr­mann re­agiert: Jetzt kün­dig­te sie an, ei­nen run­den Tisch zu die­sem The­ma ein­zu­rich­ten.

Hier wird deut­lich, wie Ak­tio­nen der Schü­le­rIn­nen sel­ber, be­harr­li­che Ar­beit der Schü­le­rIn­nen­ver­tre­tun­gen auf al­len Ebe­nen, In­itia­ti­ven und die Ab­stim­mung mit den Fü­ßen – das An­mel­de­ver­hal­ten der El­tern (an den Schu­len mit G9 ) – Druck er­zeu­gen kön­nen, der zu­min­dest wie­der neue Spiel­räu­me schafft.

Ich möch­te zu ei­nem ganz be­son­de­ren Lehr­in­halt an un­se­ren Schu­len kom­men:

­Die Bun­des­wehr hat an den Schu­len un­se­res Lan­des nichts ver­lo­ren. Wir wol­len ei­ne Er­zie­hung zu To­le­ranz und Frie­den an den Schu­len. Die Bun­des­wehr schafft we­der Frie­den noch To­le­ranz eben­so wie Waf­fen­lie­fe­run­gen, egal wo­hin, nie­mals zur Lö­sung von Kon­flik­ten bei­tra­gen kön­nen. Und ge­nau­so ist die Bun­des­wehr kein ak­zep­ta­bler Ort der Aus­bil­dung; hier kann Mann oder Frau nicht fürs Le­ben son­dern nur für den Tot und Un­ter­drü­ckung ler­nen. Wir for­dern die Lan­des­re­gie­rung auf, so­fort die Ver­ein­ba­run­gen mit der Bun­des­wehr zu lö­sen, durch die Schu­len ge­zwun­gen wer­den, der Bun­des­wehr Zu­gang zu ge­wäh­ren. Und als DKP, als El­tern­ver­tre­ter, als Mit­glie­der in den Ge­werk­schaf­ten, in Frie­dens­in­itia­ti­ven soll­ten wir ge­nau über­le­gen, ob es nicht mög­lich ist, es zu­min­dest an ei­ner Schu­le in un­se­rem Land zu schaf­fen sie zu ei­ner Bun­des­wehr­frei­en Zo­ne zu er­klä­ren. Denn wir kön­nen es nicht al­lei­ne als ei­ne Auf­ga­be der Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­trach­ten, die­sen Kampf zu füh­ren. Da­bei soll­te es uns nicht in ers­ter Li­nie dar­auf an­kom­men, in Po­di­ums­dis­kus­sio­nen mit Bun­des­wehr­of­fi­zie­ren an den Schu­len zu dis­ku­tie­ren, son­dern er­folg­ver­spre­chen­der schei­nen mir Dis­kus­sio­nen in El­tern­rä­ten, mit Leh­re­rIn­nen in der GEW und den SVen und na­tür­lich mit den Schü­le­rIn­nen sel­ber. Wir soll­ten al­so über­le­gen, an wel­chen Schu­len wir ge­mein­sam mit der SDAJ Kraft und Zeit in­ves­tie­ren, ei­ne Frie­dens­in­itia­ti­ve auf die Bei­ne zu stel­len, die sich ein sol­ches Ziel vor­nimmt.

Wel­che Per­spek­ti­ve die­se Ge­sell­schaft der Ju­gend zu bie­ten hat wird ins­be­son­de­re an dem nächs­ten Punkt deut­lich:

Ju­gend­ar­beits­lo­sig­keit

Im Aus­bil­dungs­re­port 2013 der DGB-Ju­gend wird fest­ge­stellt, dass der Aus­bil­dungs­markt für jun­ge Men­schen zu­neh­mend ge­spal­ten ist. Es droht ei­ne »Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft« bei der Aus­bil­dung in Deutsch­land:

»Ein Teil der Ju­gend­li­chen, vor al­lem je­ner mit gu­tem Schul­ab­schluss, pro­fi­tiert von der de­mo­gra­fisch be­ding­ten leich­ten Ent­span­nung auf dem Aus­bil­dungs­markt«, de­nen es leich­ter fal­le als noch vor we­ni­gen Jah­ren, ei­nen Aus­bil­dungs­platz zu fin­den. »Für die an­de­ren er­höht sich da­ge­gen das Ri­si­ko, dau­er­haft vom Aus­bil­dungs­markt aus­ge­schlos­sen zu blei­ben.«

­Ge­ra­de ein­mal zwei Drit­tel der Aus­bil­dungs­in­ter­es­sier­ten kom­men über­haupt in ei­ne Aus­bil­dung, die an­de­ren wer­den mit Al­ter­na­ti­ven und Ab­stell­glei­sen ab­ge­speist, zum Bei­spiel den Maß­nah­men im Über­gangs­be­reich – im Jahr 2012 wa­ren 266.000 jun­ge Men­schen be­trof­fen. 1,4 Mil­lio­nen Ju­gend­li­che zwi­schen 20 und 29 ha­ben kei­ne Aus­bil­dung und kei­nen be­rufs­qua­li­fi­zie­ren­den Ab­schluss, das sind fast 15 Pro­zent die­ser Al­ters­grup­pe.

­Die so­zia­le Her­kunft spielt ei­ne im­mer grö­ßer wer­den­de Rol­le. Je rei­cher die El­tern, des­to bes­ser die Aus­bil­dung. Wer der Ar­bei­ter­klas­se an­ge­hört, hat von Grund auf schlech­te­re Aus­gangs­be­din­gun­gen. Das be­ginnt in frü­hes­ter Kind­heit, gilt für die schu­li­sche Aus­bil­dung und ist Aus­gangs­la­ge für die be­ruf­li­che Ent­wick­lung. Ten­denz stei­gend.

Und die Vor­aus­set­zun­gen wer­den im­mer schwie­ri­ger, denn die Zahl der aus­bil­den­den Be­trie­be sinkt kon­ti­nu­ier­lich. Ihr An­teil liegt zur­zeit bei 21,7 Pro­zent – kein Wun­der, dass auch die Zahl der ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dungs­ver­trä­ge er­neut zu­rück­ge­gan­gen ist. Sie lag im Jahr 2012 bei 551.272 – der nied­rigs­te Wert seit 2005. Der Kampf um ei­ne Aus­bil­dungs­stel­le ver­schärft sich al­so wei­ter. Und wer ei­ne Aus­bil­dung er­gat­tert hat, hat da­mit noch kei­ne Per­spek­ti­ve auf ei­ne fes­te Ar­beits­stel­le, denn nach der Aus­bil­dung ist lan­ge nicht ge­währ­leis­tet, dass Ju­gend­li­che auch über­nom­men wer­den – schon gar nicht im er­lern­ten Be­ruf.

Im Aus­bil­dungs­re­port hei­ßt es da­zu:

»Die Hoff­nung auf ei­ne Über­nah­me nach der Aus­bil­dung er­füllt sich kei­nes­wegs für al­le. Von den Aus­zu­bil­den­den im letz­ten Aus­bil­dungs­jahr hat­ten le­dig­lich 40 Pro­zent ei­ne Zu­sa­ge für ei­ne Über­nah­me und et­wa 14 Pro­zent wuss­ten, dass sie nicht über­nom­men wer­den. Die rest­li­chen 45 Pro­zent hat­ten noch kei­ne Aus­kunft.«

Und auch die Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se ins­ge­samt ha­ben sich für Ju­gend­li­che in der BRD dra­ma­tisch ver­än­dert. Von pre­kä­rer Be­schäf­ti­gung, Leih­ar­beit und Werk­ver­trä­gen sind Ju­gend­li­che be­son­ders be­trof­fen. Mit dem Geld, das sie für ih­re Ar­beit be­kom­men, ist häu­fig ein gu­tes Le­ben nicht zu ge­währ­leis­ten. Sie wer­den häu­fig nicht nur zu Dum­ping­löh­nen ein­ge­setzt, son­dern wer­den au­to­ma­tisch be­nutzt zur Spal­tung der Be­leg­schaf­ten und sind na­tür­lich auch die­je­ni­gen, die zu­erst ih­re Ar­beit ver­lie­ren.

Und dann kommt Hartz IV!

2012 muss­ten of­fi­zi­ell fast 800.000 Ju­gend­li­che zwi­schen 15 und un­ter 25 Jah­ren von Hartz IV le­ben, ein An­teil von et­wa 8,6 Pro­zent. Da­mit ist na­he­zu je­der zwölf­te Ju­gend­li­che ab­hän­gig von »So­zi­al­leis­tun­gen nach Hartz IV«.

­Die SDAJ Rhein­land West­fa­len schreibt auf ih­rer In­ter­net­sei­te:

»Die Un­ter­neh­mer ver­spre­chen je­des Jahr mehr Aus­bil­dungs­plät­ze, aber es wur­den in den letz­ten Jah­ren 15% al­ler Aus­bil­dungs­plät­ze ver­nich­tet. Je­des Jahr er­hal­ten Zehn­tau­sen­de kei­ne Lehr­stel­le und der Be­darf steigt wei­ter an. Die Un­ter­neh­mer wol­len ih­re Fach­kräf­te fer­tig be­reit­ge­stellt be­kom­men und kein Geld mehr für Aus­bil­dung aus­ge­ben. Dies ist ganz in ih­rem Pro­fit­in­ter­es­se, schon heu­te wer­den 60% der Aus­bil­dungs­kos­ten vom Staat be­zahlt.

  • ­Wir set­zen uns ein für ein Lehr­stel­len­ge­setz, dass die Un­ter­neh­mer zwingt, Aus­bil­dungs­plät­ze zu schaf­fen und die Über­nah­me im er­lern­ten Be­ruf zu ga­ran­tie­ren.
  • Das al­lein reicht aber nicht aus, des­halb tre­ten wir für ei­ne um­fang­rei­che Ar­beits­zeit­ver­kür­zung ein und for­dern die 30-Stun­den-Wo­che für mehr Ar­beits­plät­ze und das grund­sätz­li­che Recht auf Ar­beit und Aus­bil­dung.«

­Die SDAJ for­dert ein Aus­bil­dungs­platz­ge­setz:

  • Je­der Ju­gend­li­che hat ein Recht auf ei­nen Aus­bil­dungs­plat­z.
  • Je­der Be­trieb muss 10% der Ar­beits­plät­ze als Aus­bil­dungs­plät­ze zur Ver­fü­gung stel­len.
  • Wer nicht aus­bil­det muss zah­len! Ge­zahlt wird in ei­nen Aus­bil­dungs­fond, aus dem neue Lehr­stel­len fi­nan­ziert wer­den.
  • Das Recht auf ei­ne un­be­fris­te­te Über­nah­me im er­lern­ten Be­ruf wird ga­ran­tiert.
  • Quo­tier­te Ver­ga­be von Lehr­stel­len an Mäd­chen ent­spre­chen den Be­wer­bun­gen.
  • K­ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung von Ju­gend­li­chen aus­län­di­scher Her­kunf­t.
  • K­ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung von Be­hin­der­ten­.
  • Er­hö­hung der Aus­zu­bil­den­den­ver­gü­tung, da­mit ein ei­gen­stän­di­ges Le­ben mög­lich is­t.
  • Brei­te Grund­aus­bil­dung und Er­halt des dua­len Sys­tems«

­Die DKP un­ter­stützt die­se For­de­run­gen. Wir wis­sen aber auch, dass ei­ne brei­te Be­we­gung not­wen­dig sein wird, um die­se For­de­run­gen durch­zu­set­zen. Und ei­ne sol­che Be­we­gung muss aus den Be­trie­ben kom­men zu­min­dest aber mit­ge­tra­gen wer­den von Be­leg­schaf­ten, Be­triebs­rä­ten und Ju­gend­ver­tre­tern, von den Ge­werk­schaf­ten. Es führt al­so kein Weg an der be­trieb­li­chen Ar­beit vor­bei, wenn er er­folg­reich sein soll. Da­zu bie­tet die »Re­vo­lu­ti­on Bil­dung« der IGM Ju­gend her­vor­ra­gen­de An­knüp­fungs­punk­te. Auf ih­rer In­ter­net­sei­te stellt die IGM Ju­gend fest:

»Aus­zu­bil­den­de kom­men oft nur mit Ne­ben­jobs über die Run­den. Vie­le Be­schäf­tig­te kön­nen sich Wei­ter­bil­dung nicht leis­ten. Stu­die­ren­de job­ben ne­ben­bei, um ih­ren Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten. An den Schu­len fällt Un­ter­richt aus, Lehr­kräf­te sind über­las­tet und die Aus­stat­tung ver­al­tet. El­tern zah­len für die Bil­dung ih­rer Kin­der – wenn sie kön­nen. Jah­re­lang.

In ei­ner Stu­die zu den Kos­ten der Um­set­zung ei­ner Aus­bil­dungs­ga­ran­tie in Deutsch­land wird fest­ge­stellt, dass sich die In­ves­ti­ti­on von jähr­lich 1,5 Mrd. Eu­ro loh­nen wür­de. Denn stellt man die­se Sum­me den Kos­ten des Über­gangs­sys­tems und wei­te­ren Fol­ge­kos­ten des Bil­dungs­sys­tems ge­gen­über, zeigt sich, dass die öf­fent­li­chen Haus­hal­te lang­fris­tig das Dop­pel­te der er­for­der­li­chen Kos­ten zu­rück­ge­win­nen wür­den.

Statt Bil­dungs­för­de­rung herrscht Bil­dungs­geiz. Statt das Bil­dungs­sys­tem aus­zu­bau­en, wird das Ver­sa­gen fi­nan­ziert: Deut­sche Un­ter­neh­men in­ves­tie­ren nur 0,7 Pro­zent ih­rer Ar­beits­kos­ten in Bil­dung, die Bun­des­re­pu­blik nicht ein­mal sie­ben Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Da­mit liegt Deutsch­land in ei­ner OECD-Stu­die weit hin­ten – auf Platz 30 der 36 aus­ge­wer­te­ten Staa­ten und deut­lich un­ter dem eu­ro­päi­schen Durch­schnitt.«

Zum Über­gang von Schu­le zu Be­rufs­aus­bil­dung:

  • Et­wa die Hälf­te der be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den hat un­mit­tel­bar nach Schul­ab­schluss mit der Aus­bil­dung be­gon­nen.
  • Bei den üb­ri­gen la­gen zwi­schen Schul­ab­gang und Ein­stieg in die Aus­bil­dung zum Teil meh­re­re Jah­re.
  • 39,5 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den sind nach ei­nem Jahr in die Aus­bil­dung ein­ge­stie­gen, für im­mer­hin 10 Pro­zent der Be­frag­ten la­gen mehr als drei Jah­re zwi­schen Schul­aus­tritt und Aus­bil­dungs­be­ginn.

­Die Grün­de für den ver­spä­te­ten Aus­bil­dungs­be­ginn sind viel­fäl­tig. Am häu­figs­ten ge­nannt wur­de hier der Wunsch nach ei­nem hö­her­wer­ti­gen Schul­ab­schluss (28,6 Pro­zent), ge­folgt von der Tat­sa­che, kei­nen Aus­bil­dungs­platz ge­fun­den zu ha­ben (27,3 Pro­zent).

­Nach wie vor ha­ben jun­ge Frau­en be­reits beim Zu­gang zur Aus­bil­dung schlech­te­re Chan­cen in Aus­bil­dung zu kom­men als jun­ge Män­ner. Nur 64,2 Pro­zent der aus­bil­dungs­in­ter­es­sier­ten Frau­en mün­den tat­säch­lich in ei­ne Aus­bil­dung, bei den aus­bil­dungs­in­ter­es­sier­ten Män­nern liegt die­ser Wert mit 68,6 Pro­zent et­was hö­her. Hier stellt sich die Fra­ge nach dem Ein­stel­lungs­ver­hal­ten der Be­trie­be, in de­nen oft­mals noch tra­dier­ten Rol­len­bil­dern ent­spre­chend Aus­zu­bil­den­de aus­ge­wählt wer­den. In der Fol­ge er­grei­fen jun­ge Frau­en über­durch­schnitt­lich häu­fig Aus­bil­dungs­be­ru­fe, die nicht un­be­dingt ih­ren ur­sprüng­li­chen In­ter­es­sen ent­spre­chen. Dies zeigt sich nicht zu­letzt auch dar­an, dass vie­le der bei jun­gen Frau­en ver­meint­lich be­lieb­ten Aus­bil­dungs­be­ru­fe von den Be­frag­ten nicht als Wunsch­be­ruf be­zeich­net wer­den. So ga­ben nur 12,7 Pro­zent der an­ge­hen­den Fach­ver­käu­fe­rin­nen im Le­bens­mit­tel­hand­werk an, ei­ne Aus­bil­dung in ih­rem Wunsch­be­ruf zu ab­sol­vie­ren, un­ter den Kauf­leu­ten für Bü­ro­kom­mu­ni­ka­ti­on und den Zahn­me­di­zi­ni­schen Fach­an­ge­stell­ten war es ge­ra­de ein­mal je­de Fünf­te. So ver­füg­ten bei­spiels­wei­se 86,9 Pro­zent der an­ge­hen­den Bank­kauf­leu­te über ein (Fach-)Ab­itur – eben­so wie 76,5 Pro­zent der In­dus­trie­kauf­leu­te. Dem­ge­gen­über lag der An­teil der Aus­zu­bil­den­den mit höchs­tens Be­rufs­rei­fe-Ab­schluss in die­sen Be­ru­fen nur bei gut 1 Pro­zent.

Und wie sieht es aus wenn der Wett­lauf um ei­ne Lehr­stel­le trotz al­ler Wid­rig­kei­ten er­folg­reich war? Zur Si­tua­ti­on der­je­ni­gen die ei­ne Aus­bil­dungs­stel­le er­gat­tert ha­ben:

­Fast ein Vier­tel der Aus­zu­bil­den­den (23,4 Pro­zent) mach­te sei­ne Aus­bil­dung in ei­nem Be­ruf, der ei­gent­lich nicht ge­plant war. Die Aus­zu­bil­den­den in den un­ge­plan­ten Be­ru­fen sind deut­lich sel­te­ner zu­frie­den mit ih­rer Aus­bil­dung (56 Pro­zent) als die Aus­zu­bil­den­den in ih­ren Wunsch­be­ru­fen (81,5 Pro­zent).

­Ge­ra­de bei die­sen Aus­zu­bil­den­den ist die Ge­fahr ei­ner Ver­trags­lö­sung oder so­gar ei­nes Aus­bil­dungs­ab­bruchs ent­spre­chend deut­lich hö­her.

Ju­gend­ar­beits­schut­z

­Für Aus­zu­bil­den­de, die noch nicht das 18. Le­bens­jahr voll­endet ha­ben, gel­ten be­züg­lich der Ar­beits­zei­ten die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben des Ju­gend­ar­beits­schutz­ge­set­zes (JArb­SchG), die den jün­ge­ren Aus­zu­bil­den­den ei­nen be­son­de­ren Schutz ge­währ­leis­ten.

­Trotz der weit­rei­chen­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen ga­ben 16,5 Pro­zent der be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den un­ter 18 Jah­ren an, durch­schnitt­lich mehr als 40 Stun­den zu ar­bei­ten. Zu­dem macht mehr als ein Vier­tel der min­der­jäh­ri­gen Aus­zu­bil­den­den (29,7 Pro­zent) re­gel­mä­ßig Über­stun­den, von de­nen nur knapp die Hälf­te da­für ei­nen Frei­zeit­aus­gleich be­kommt. Nicht ein­mal die Fünf-Ta­ge-Wo­che scheint für al­le Aus­zu­bil­den­den un­ter 18 Jah­ren die Re­gel zu sein. So ga­ben 7,4 Pro­zent der min­der­jäh­ri­gen Aus­zu­bil­den­den an, mehr als fünf Ta­ge pro Wo­che im Be­trieb zu ar­bei­ten.

Aus­bil­dungs­plan

Von den be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den ha­ben nach ei­ge­nen An­ga­ben nur 66,8 Pro­zent ei­nen be­trieb­li­chen Aus­bil­dungs­plan. 33,2 Pro­zent ga­ben an, die­sen nicht vor­zu­lie­gen zu ha­ben – und dies, ob­wohl die Aus­ga­be an die Aus­zu­bil­den­den zwin­gend vor­ge­schrie­ben ist. Auch hier gibt es gro­ße Un­ter­schie­de zwi­schen den Aus­bil­dungs­be­ru­fen. Wäh­rend 96,1 Pro­zent der Bank­kauf­leu­te ei­nen Aus­bil­dungs­plan be­kom­men ha­ben, konn­ten nur 44 Pro­zent der Tisch­le­rIn­nen und 49,3 Pro­zent der Me­tall­baue­rIn­nen die­se Fra­ge be­ja­hen.

Aus­bil­dungs­frem­de Tä­tig­kei­ten

Nur et­wa ein Drit­tel (33,7 Pro­zent) der be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den gab an, »nie« für aus­bil­dungs­frem­de Tä­tig­kei­ten ein­ge­setzt zu wer­den, 2 Pro­zent we­ni­ger als im Vor­jahr. Da­bei re­gelt das Be­rufs­bil­dungs­ge­setz ein­deu­tig, wel­che Auf­ga­ben und Tä­tig­kei­ten zu den Pflich­ten ei­nes/ei­ner Aus­zu­bil­den­den ge­hö­ren. In wei­ten Tei­len der Pra­xis sieht es aber nach wie vor an­ders aus: So ge­ben 10 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den an, »im­mer« bzw. »häu­fig« mit aus­bil­dungs­frem­den Tä­tig­kei­ten be­fasst zu sein. In der dies­jäh­ri­gen Be­fra­gung be­traf dies vor al­lem an­ge­hen­de Ma­ler- und La­ckie­re­rIn­nen (35,4 Pro­zent), Me­tall­baue­rIn­nen (21 Pro­zent) und Ho­tel­fach­leu­te (17 Pro­zent). Am nied­rigs­ten ist die­ser Wert bei den zu­künf­ti­gen Bank­kauf­leu­ten (3,9 Pro­zent) so­wie bei den Aus­zu­bil­den­den im Be­reich Fach­in­for­ma­tik (5 Pro­zent).

Bei den aus­bil­dungs­frem­den Tä­tig­kei­ten zeigt sich er­neut ein un­mit­tel­ba­rer Zu­sam­men­hang zur Be­triebs­grö­ße. ­So ge­ben 15,1 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den aus Fir­men mit un­ter fünf Be­schäf­tig­ten an, »im­mer« oder »häu­fig« zu Auf­ga­ben her­an­ge­zo­gen zu wer­den, die nicht in ih­ren Aus­bil­dungs­plä­nen zu fin­den sind. Bei Fir­men mit mehr als 500 Be­schäf­tig­ten wa­ren dies le­dig­lich 6,4 Pro­zent.

Be­richts­hef­te

Das Füh­ren des Be­richts­hef­tes ge­hört zur Aus­bil­dung. Der Ar­beit­ge­ber muss da­her den Aus­zu­bil­den­den in ih­rer Ar­beits­zeit die Mög­lich­keit ge­ben, das Be­richts­heft zu füh­ren. Trotz der ein­deu­ti­gen Re­ge­lung ga­ben 34,7 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den an, ih­ren Aus­bil­dungs­nach­weis »nie« wäh­rend der Aus­bil­dungs­zeit zu füh­ren, wei­te­re 8,3 Pro­zent ma­chen dies nur »sel­ten«. Auch hier gibt es star­ke Un­ter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Be­ru­fen. Wäh­rend nur 6,4 Pro­zent der Bank­kauf­leu­te und 7,3 Pro­zent der In­dus­trie­kauf­leu­te ih­ren Aus­bil­dungs­nach­weis »nie« wäh­rend der Aus­bil­dungs­zeit füh­ren, sind es bei­spiels­wei­se bei den an­ge­hen­den me­di­zi­ni­schen Fach­an­ge­stell­ten 55,4 Pro­zent, bei den Tisch­le­rIn­nen 52,3 Pro­zent und bei den Ver­käu­fe­rIn­nen 51,6 Pro­zent.

­Lohn / Ne­ben­job­s

Ei­ne Un­ter­su­chung aus dem Jahr 2010 un­ter­such­te die Ne­ben­tä­tig­keit von Aus­zu­bil­den­den. Be­fragt wur­den dort die Aus­zu­bil­den­den aus dem zwei­ten Aus­bil­dungs­jahr aus 15 aus­ge­wähl­ten Be­ru­fen. Die Stu­die er­gab, dass 27 Pro­zent der be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den ne­ben der Aus­bil­dung jobb­ten. In der Un­ter­su­chung wur­de auch nach den Grün­den für die zu­sätz­li­che Ar­beit ge­fragt. Die Er­geb­nis­se un­ter­strei­chen da­bei das Pro­blem zu nied­ri­ger Aus­bil­dungs­ver­gü­tun­gen: 27 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den ga­ben an, dass sie oh­ne das zu­sätz­li­che Geld nicht ih­re Grund­ver­sor­gung, al­so Mie­te, Nah­rungs­mit­tel, u. ä. fi­nan­zie­ren könn­ten. Wei­te­re 38 Pro­zent ant­wor­te­ten, dass sie den Ne­ben­job so­wohl für die Grund­ver­sor­gung als auch für zu­sätz­li­che Be­dürf­nis­se bräuch­ten.

Aus­bil­dungs­zei­ten und Über­stun­den

­Aus­zu­bil­den­de sind kei­ne Ar­beit­neh­me­rIn­nen im her­kömm­li­chen Sin­ne. Sie ha­ben ei­nen Aus­bil­dungs­ver­trag un­ter­schrie­ben und sind laut Be­rufs­bil­dungs­ge­setz im Be­trieb, um den Aus­bil­dungs­be­ruf zu er­ler­nen – sie sind al­so in ei­nem Lern­ver­hält­nis. Dass da­für grund­sätz­lich kei­ne Über­stun­den not­wen­dig sind, er­klärt sich ei­gent­lich von selbst und ist auch durch die Aus­bil­dungs­rah­men­plä­ne in­halt­lich wie zeit­lich ab­ge­si­chert.

­Den­noch ge­hö­ren über­lan­ge Ar­beits­zei­ten und von vorn­her­ein fest ein­ge­plan­te Über­stun­den für vie­le Aus­zu­bil­den­de zum All­tag. So ge­ben 36,5 Pro­zent der Be­frag­ten an, re­gel­mä­ßig Über­stun­den zu leis­ten. Mehr als drei Vier­tel (77,3 Pro­zent) da­von müs­sen ein bis fünf Stun­den pro Wo­che zu­sätz­li­che Ar­beit leis­ten, knapp je­deR Fünf­te (18 Pro­zent) muss wö­chent­lich sechs bis zehn Über­stun­den ma­chen. Selbst An­ga­ben von mehr als 20 Über­stun­den pro Wo­che (!) sind un­ter den Be­frag­ten zu fin­den (1,1 Pro­zent), wenn auch in et­was ge­rin­ge­rem Um­fang als im Vor­jahr (1,7 Pro­zent). Ins­ge­samt ist im Ver­gleich zur letzt­jäh­ri­gen Be­fra­gung bei den Über­stun­den ein leich­ter Rück­gang fest­zu­stel­len.

Auch bei den Aus­bil­dungs­zei­ten und Über­stun­den be­ste­hen je­doch nach wie vor deut­li­che Un­ter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Be­ru­fen und Bran­chen. In den In­dus­trie­be­ru­fen und in den kauf­män­ni­schen Be­ru­fen sieht es nach An­sicht der Aus­zu­bil­den­den über­wie­gend gut aus. Hier stimmt die – oft ta­rif­ver­trag­lich ge­re­gel­te – Ar­beits­zeit, und even­tu­ell an­fal­len­de Über­stun­den wer­den zeit­lich oder fi­nan­zi­ell aus­ge­gli­chen.

An­ders sieht es da­ge­gen, wie auch schon in den letz­ten Jah­ren, vor al­lem bei den Aus­zu­bil­den­den im Ho­tel- und Gast­ge­wer­be aus. Re­gel­mä­ßi­ge Über­stun­den, oft­mals oh­ne Aus­gleich, sind hier üb­lich und be­tref­fen rund die Hälf­te al­ler Aus­zu­bil­den­den in die­ser Bran­che. Auch bei den Aus­bil­dun­gen im Fri­seur­hand­werk und im Fach­ver­kauf des Le­bens­mit­tel­hand­werks zeigt sich im Ran­king ei­ne ho­he Ar­beits­be­las­tung, zu gro­ßen An­tei­len oh­ne ei­nen fi­nan­zi­el­len oder zeit­li­chen Aus­gleich.

Auch die­se Zah­len ver­wei­sen noch ein­mal sehr deut­lich, dass ei­ne qua­li­fi­zier­te be­ruf­li­che Aus­bil­dung in vie­len Klein­be­trie­ben gar nicht mög­lich ist. Un­ser Ziel muss es al­so sein, die Kon­zern­be­trie­be in den Fo­kus des po­li­ti­schen Drucks ins­be­son­de­re den der Ge­werk­schaf­ten zu rich­ten. Hier sind die bes­ten Vor­aus­set­zun­gen für den Kampf um mehr und qua­li­ta­tiv gu­te Lehr­stel­len. Und sie sind durch Be­triebs­rä­te und Ju­gend­ver­tre­tun­gen am ehes­ten zu kon­trol­lie­ren.

­Über­nah­me nach der Leh­re

­Für vie­le jun­ge Men­schen ge­stal­tet sich auch die­ser Über­gang al­so von der Leh­re in das Be­rufs­le­ben nach wie vor sehr schwie­rig. So wuss­ten 61,7 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den zum Zeit­punkt der Be­fra­gung noch nicht, ob sie im An­schluss an ih­re Aus­bil­dung über­nom­men wer­den.

­Nicht ein­mal ein Drit­tel (29,6 Pro­zent) hat­te bis­her ei­ne Zu­sa­ge er­hal­ten, und 8,8 Pro­zent wuss­ten be­reits, dass sie nicht über­nom­men wer­den.

Von den Aus­zu­bil­den­den mit Über­nah­me­zu­sa­ge er­hiel­ten ge­ra­de ein­mal knap­pe zwei Drit­tel (63,7 Pro­zent) ei­ne un­be­fris­te­te Zu­sa­ge, die an­de­ren hat­ten un­ter­schied­li­che Be­fris­tun­gen. Von den Aus­zu­bil­den­den, de­nen be­reits ei­ne kla­re Ab­sa­ge vor­lag, hat­ten 44,5 Pro­zent zum Zeit­punkt der Be­fra­gung kei­ner­lei kon­kre­te Per­spek­ti­ve, wie es mit ih­nen im An­schluss an ih­re Aus­bil­dung wei­ter­ge­hen wird.

Be­nach­tei­li­gung von Frau­en in der Aus­bil­dung:

Wie dem Da­ten­re­port zum Be­rufs­bil­dungs­be­richt 2013 der Bun­des­re­gie­rung zu ent­neh­men ist, be­ste­hen wei­ter­hin deut­li­che Un­ter­schie­de bei der durch­schnitt­li­chen Hö­he der Ver­gü­tun­gen zwi­schen männ­li­chen und weib­li­chen Aus­zu­bil­den­den. Wäh­rend männ­li­che Aus­zu­bil­den­de im Jahr 2012 in den al­ten Bun­des­län­dern im Durch­schnitt 751 Eu­ro brut­to im Mo­nat ver­dien­ten, er­hiel­ten weib­li­che Aus­zu­bil­den­de da­ge­gen durch­schnitt­lich nur 715 Eu­ro.

Ein ähn­li­ches Bild zeigt sich auch in den neu­en Bun­des­län­dern: Dort ka­men männ­li­che Aus­zu­bil­den­de im Durch­schnitt auf 692 Eu­ro, wäh­rend ih­re Kol­le­gin­nen nur 642 Eu­ro er­hiel­ten. Da­bei be­to­nen die Au­to­rIn­nen des Da­ten­re­ports er­neut, dass die ab­wei­chen­den Ver­gü­tungs­un­ter­schie­de aus­schlie­ß­lich aus der un­ter­schied­li­chen Ver­tei­lung von männ­li­chen und weib­li­chen Aus­zu­bil­den­den auf die Be­ru­fe re­sul­tie­ren 22. Die Da­ten des Be­rufs­bil­dungs­be­rich­tes stüt­zen so­mit die Er­geb­nis­se des Aus­bil­dungs­re­ports, der be­reits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf­ge­zeigt hat, dass jun­ge Frau­en häu­fi­ger in Be­ru­fen mit nied­ri­ge­ren Aus­bil­dungs­ver­gü­tun­gen aus­ge­bil­det wer­den als jun­ge Män­ner und so­mit hin­sicht­lich der Ver­gü­tung struk­tu­rell be­nach­tei­ligt sind.

­Noch im­mer gibt es aber struk­tu­rel­le Un­ter­schie­de zwi­schen männ­lich bzw. weib­lich do­mi­nier­ten Be­rufs­grup­pen.

­So leis­ten Aus­zu­bil­den­de in den weib­lich do­mi­nier­ten Be­ru­fen häu­fi­ger Über­stun­den als in den männ­lich do­mi­nier­ten, der Un­ter­schied (40,5 Pro­zent zu 35,8 Pro­zent) ist wie­der deut­li­cher aus­ge­fal­len als im Jahr zu­vor (38,4 Pro­zent zu 36,3 Pro­zent). Noch deut­li­cher ge­stal­ten sich die Un­ter­schie­de bei der Re­ge­lung des Über­stun­den­aus­gleichs. Drei Vier­tel der Aus­zu­bil­den­den in den über­wie­gend von Män­nern fa­vo­ri­sier­ten Be­ru­fen kön­nen die Über­stun­den mit Frei­zeit aus­glei­chen oder be­kom­men die mehr ge­leis­te­te Ar­beit be­zahlt. In den über­wie­gend weib­lich ge­präg­ten Be­ru­fen trifft dies nur für die Hälf­te der Aus­zu­bil­den­den zu. Le­dig­lich 8,9 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den in den männ­lich do­mi­nier­ten Be­ru­fen ga­ben an, kei­nen Über­stun­den­aus­gleich zu er­hal­ten. Bei den haupt­säch­lich weib­lich ge­präg­ten Aus­bil­dungs­be­ru­fen traf dies für 29 Pro­zent der Be­frag­ten zu.

­Deut­li­che Un­ter­schie­de zwi­schen männ­lich und weib­lich do­mi­nier­ten Aus­bil­dungs­be­ru­fen zei­gen sich auch bei der Über­nah­me­si­tua­ti­on. Wäh­rend 35,8 Pro­zent der Aus­zu­bil­den­den in den männ­lich do­mi­nier­ten Be­rufs­grup­pen ei­ne Über­nah­me­zu­sa­ge ha­ben, ist die­ser An­teil bei den Aus­zu­bil­den­den in den weib­lich do­mi­nier­ten Be­ru­fen mit 22,8 Pro­zent deut­lich nied­ri­ger.

­Die dar­ge­stell­ten struk­tu­rel­len Be­nach­tei­li­gun­gen im Be­reich der von Frau­en be­vor­zug­ten Aus­bil­dungs­be­ru­fe schla­gen sich auch in der Ge­samt­zu­frie­den­heit nie­der. So lag der An­teil der »zu­frie­de­nen« und »sehr zu­frie­de­nen« Aus­zu­bil­den­den in den männ­lich do­mi­nier­ten Aus­bil­dun­gen mit 76 Pro­zent er­neut deut­lich über dem der weib­lich do­mi­nier­ten Be­ru­fe (65,4 Pro­zent).

­So­weit zur La­ge der Aus­zu­bil­den­den.

­Wir ha­ben es al­so in der schu­li­schen wie der be­ruf­li­chen Bil­dung mit weit­rei­chen­den Ver­schlech­te­run­gen in ei­nem Aus­maß zu tun, dass man mei­nen könn­te, dass sich mas­sen­haf­ter Pro­test ent­wi­ckeln müss­ten. Wie wir al­le wis­sen, ist dem aber nicht so. Ju­gend­li­che be­tei­li­gen sich zwar in un­ge­fähr gleich­blei­ben­dem Maß an vor­han­de­nen Pro­tes­ten und Ak­tio­nen, wie auch jetzt ge­ra­de an den Warn­streiks der von ver.di, und brin­gen ih­re For­de­run­gen ein, aber es blei­ben punk­tu­el­le Ak­tio­nen. In der Mas­se wer­den schlech­ter wer­den­de Le­bens-, Lern- und Ar­beits­be­din­gun­gen hin­ge­nom­men, bzw. auch Ju­gend­li­che ver­su­chen in die­ser Si­tua­ti­on, »das Bes­te dar­aus zu ma­chen«. Es wird nach in­di­vi­du­el­len Lö­sun­gen ge­sucht. Hier­zu noch mal die Stu­die des DGB:

»Al­ler­dings deu­ten die vor­lie­gen­den Be­fra­gungs­er­geb­nis­se dar­auf hin, dass die Ent­schei­dung, ei­nen Al­ter­na­tiv­be­ruf zu er­grei­fen, häu­fig nicht auf neue bzw. er­wei­ter­te In­ter­es­sen­la­gen der Ju­gend­li­chen zu­rück­zu­füh­ren ist. Viel­mehr scheint sich im Lau­fe der Zeit der Wunsch zu ver­stär­ken, über­haupt ei­ne Aus­bil­dung be­gin­nen zu kön­nen, so dass die per­sön­li­chen An­sprü­che an die­se zu­neh­mend ge­senkt wer­den. Dies führt je­doch nicht da­zu, dass die Ju­gend­li­chen in ih­rem »Kom­pro­miss­be­ruf« dann auch glück­lich wer­den. Denn auch in der Grup­pe der »ver­spä­te­ten Aus­bil­dungs­ein­stei­ge­rIn­nen« sind Aus­zu­bil­den­de in Be­ru­fen, die nicht ih­rem Wunsch bzw. ih­ren per­sön­li­chen In­ter­es­sen ent­spre­chen, deut­lich un­zu­frie­de­ner als Aus­zu­bil­den­de, die das Glück hat­ten, ih­re Vor­stel­lun­gen bei der Be­rufs­wahl rea­li­sie­ren zu kön­nen.«

Wir müs­sen zur Kennt­nis neh­men, dass die plat­te Lü­ge, dass ge­nü­gend Lehr­stel­len vor­han­den wä­ren, es aber an ge­eig­ne­ten Be­wer­be­rIn­nen feh­le, durch­aus nicht ih­re Wir­kung bei Ju­gend­li­chen und El­tern ver­fehlt. Hin­zu kommt die bür­ger­li­che Be­richt­er­stat­tung über die La­ge der Ju­gend­li­chen vor al­lem in Grie­chen­land und Spa­ni­en, die auch bei uns Ängs­te schürt, An­sprü­che her­ab­setzt und eben nicht mo­bi­li­sie­rend wirkt. Wo und wann konn­ten Ju­gend­li­che die Er­fah­rung ma­chen, dass Kämp­fe, Ar­beits­kämp­fe zu Er­fol­gen führ­ten im Sin­ne von ei­ner Ver­bes­se­rung der La­ge der Klas­se? Wenn über­haupt, ha­ben sie an Kämp­fen teil­ge­nom­men oder die­se even­tu­ell be­ob­ach­tet, die vom Cha­rak­ter Ver­tei­di­gungs­kämp­fe wa­ren, wo Schlim­me­res ver­hü­tet wur­de.

Um so wich­ti­ger ist es, dass jetzt die For­de­rung nach der Über­nah­me nach der Aus­bil­dung bei ver.di in die Ta­rif­for­de­run­gen auf­ge­nom­men wur­de. Deut­lich sicht­bar war die Ver­di­ju­gend auch bei den Warn­streiks sicht­bar.

Un­zu­frie­den­heit mit der ei­ge­nen Si­tua­ti­on führt nicht au­to­ma­tisch zu ak­ti­vem Han­deln für die ei­ge­nen In­ter­es­sen. Zum ei­ge­nen Han­deln ge­hört zu­min­dest auch die Er­kennt­nis, dass die ei­ge­ne Wün­sche und Hoff­nun­gen be­rech­tigt und rea­li­sier­bar sind. Da­zu ge­hö­ren In­ter­es­sens­ver­tre­tun­gen und das Wis­sen um die ei­ge­nen Rech­te.

Es ist nicht die Un­zu­frie­den­heit die mo­bi­li­sie­rend wirkt, son­dern viel mehr das Vor­han­den­sein von Zu­kunfts­vor­stel­lun­gen, For­de­run­gen, in de­nen man sich mit an­de­ren ei­nig ist, de­ren So­li­da­ri­tät man spü­ren und er­le­ben will. Wenn wir uns an die Gro­ß­de­mons­tra­ti­on der IGM-Ju­gend »Ak­ti­on Über­nah­me« in Köln er­in­nern, dann war sie doch ge­prägt da­von, dass es der Ge­werk­schafts­ju­gend ge­lun­gen ist, vor al­lem in den Groß­be­trie­ben de­ren Lehr­werk­stät­ten zu mo­bi­li­sie­ren. Und ge­nau die­se »De­le­ga­tio­nen« be­stimm­ten die kämp­fe­ri­sche Stim­mung auf die­ser De­mo. Al­so eher je­ne de­nen es noch »bes­ser« geht als vie­len ih­rer Kol­le­gin­nen in Klein- und Mit­tel­be­trie­ben. Der ent­schei­den­te Un­ter­schied liegt of­fen­sicht­lich dar­in, dass hier Ge­werk­schaft, Ju­gend­ver­tre­ter und Be­triebs­rä­te vor­han­den und ak­tiv sind.

­Un­ter den be­frag­ten Aus­zu­bil­den­den, die auf ei­ne be­trieb­li­che In­ter­es­sen­ver­tre­tung zu­rück­grei­fen kön­nen, ge­ben 82,2 Pro­zent an, mit ih­rer Aus­bil­dung »sehr zu­frie­den« oder »zu­frie­den« zu sein. Bei den Aus­zu­bil­den­den in Be­trie­ben oh­ne In­ter­es­sen­ver­tre­tung wa­ren dies nur 62,9 Pro­zent – und da­mit deut­lich we­ni­ger. Um­ge­kehrt sind nur 3,7 Pro­zent all je­ner mit ih­rer Aus­bil­dung »un­zu­frie­den« bzw. »sehr un­zu­frie­den«, die ei­ne be­trieb­li­che In­ter­es­sen­ver­tre­tung an ih­rer Sei­te wis­sen. Oh­ne die­sen Bei­stand liegt der An­teil bei 11,1 Pro­zent und so­mit deut­lich hö­her.

­Die Ak­ti­on Re­vo­lu­ti­on Bil­dung der IGM-Ju­gend die seit dem April 2013 läuft und die Gro­ßak­ti­on am 27. Sep­tem­ber in Köln vor­be­rei­tet, ist in dem Zu­sam­men­hang ein be­ach­tens­wer­tes Pro­jekt. Sie um­fasst die schu­li­sche – wie die be­trieb­li­che – als auch die Aus­bil­dung an den Unis. Teil die­ser Re­vo­lu­ti­on Bil­dung ist ein Bil­dungs­ma­ni­fest, in dem es hei­ßt:

»Bil­dung schafft Chan­cen – Bil­dung ist Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und si­chert Ar­beits- und Le­bens­chan­cen je­des ein­zel­nen Men­schen. Bil­dung ent­schei­det über die be­ruf­li­che Per­spek­ti­ve und auch über das Ein­kom­men.

­Bil­dung ist ei­ne ent­schei­den­de Vor­aus­set­zung für die Zu­kunfts­fä­hig­keit un­se­rer Ge­sell­schaft und die Ent­wick­lung in­no­va­ti­ver Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen.

Un­ser Bil­dungs­sys­tem bie­tet im­mer we­ni­ger Chan­cen­gleich­heit: Der so­zia­le Sta­tus der El­tern be­stimmt die Zu­kunfts­chan­cen der Kin­der. So wird Un­gleich­heit re­pro­du­ziert und die so­zia­le Spal­tung ge­fes­tigt.

Ein Bil­dungs­sys­tem hat De­mo­kra­tie und Eman­zi­pa­ti­on zu för­dern und Men­schen in die La­ge zu ver­set­zen, mit­zu­be­stim­men und das ei­ge­ne Le­ben selbst in die Hand zu neh­men.

Es ist Zeit zu han­deln. Bil­dung ist die Ant­wort auf die kul­tu­rel­len, so­zia­len, wirt­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Fra­gen un­se­rer Zeit.

­Wir brau­chen An­ge­bo­te und Lö­sun­gen für al­le.

Ein Schul­sys­tem, das zu­lässt, dass Schü­ler oder Schü­le­rin­nen oh­ne Ab­schluss ent­las­sen wer­den, ist ein Skan­dal. Wir brau­chen mehr in­di­vi­du­el­le För­de­rung, da­mit al­le die Chan­ce auf ei­nen Schul­ab­schluss ha­ben!

Al­le Ju­gend­li­chen soll­ten auf Wunsch ein Aus­bil­dungs­an­ge­bot er­hal­ten – und da­mit die Chan­ce auf ei­nen qua­li­fi­zier­ten Ein­stieg ins Be­rufs­le­ben.

­Die Si­cher­stel­lung der Qua­li­tät in der Be­rufs­aus­bil­dung hat obers­te Prio­ri­tät. Schmal­spur­aus­bil­dun­gen, bei de­nen es nur um die wirt­schaft­li­che Ver­wert­bar­keit geht, leh­nen wir ab.

Ei­ne po­li­ti­sche Of­fen­si­ve zur För­de­rung der be­ruf­li­chen Wei­ter­bil­dung ist drin­gend ge­bo­ten.

­BIL­DUNG MUSS AL­LEN ZU­GÄNG­LICH SEIN!

­Wir müs­sen ge­rech­te Bil­dungs­chan­cen schaf­fen.

Je­des Kind hat ein Recht auf früh­kind­li­che Bil­dung und För­de­rung!

Un­ser Bil­dungs­sys­tem muss viel durch­läs­si­ger wer­den. Der Wech­sel zwi­schen den Schul­ar­ten muss er­leich­tert wer­den. Ei­ne län­ge­re ge­mein­sa­me Schul­zeit muss zu ei­nem Leit­bild der Bil­dungs­po­li­tik wer­den!

­Wir brau­chen mehr Zu­gangs­we­ge zum Stu­di­um. Ei­ne ab­ge­schlos­se­ne Be­rufs­aus­bil­dung muss zur Auf­nah­me ei­nes Stu­di­ums be­rech­ti­gen! Und wir brau­chen mehr be­rufs­be­glei­ten­de Stu­di­en­gän­ge.«

Das wa­ren nur Aus­zü­ge, die deut­lich ma­chen sol­len, dass wir uns ein­brin­gen und be­tei­li­gen soll­ten an der Re­vo­lu­ti­on Bil­dung. Das geht vom Un­ter­zeich­nen des Ma­ni­fes­tes bis hin zu An­ge­bo­ten, die wir der Ge­werk­schafts­ju­gend vor Ort ma­chen könn­ten, z. B. Ma­te­ria­li­en zu ver­tei­len oder uns auch zur Dis­kus­si­on zur Ver­fü­gung zu stel­len. Da soll­ten wir nicht bis zum Sep­tem­ber war­ten, schon in Vor­be­rei­tung des 1. Mai gibt es mit Si­cher­heit Mög­lich­kei­ten, ent­we­der Ak­tio­nen der Ge­werk­schafts­ju­gend zu un­ter­stüt­zen oder ent­spre­chen­de Ma­te­ria­li­en z. B. an Be­rufs­schu­len zu ver­tei­len. Ei­ne Viel­zahl sol­cher Ma­te­ria­li­en wird im In­ter­net an­ge­bo­ten.

Dar­über hin­aus müs­sen wir uns na­tür­lich auch über­le­gen, wie wir un­se­ren Auf­tritt an dem zen­tra­len Ak­ti­ons­tag sel­ber or­ga­ni­sie­ren. Es be­darf et­was Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, un­se­ren Bei­trag so zu ge­stal­ten, dass er als hilf­reich an­ge­se­hen wird und nicht als par­tei­e­go­is­tisch.

Or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung der SDAJ

In dem Ge­spräch zwi­schen den Ver­tre­tern des LAA der SDAJ und dem Se­kre­ta­ri­at des Be­zirks­vor­stan­des hat die SDAJ ih­re or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung dar­ge­stellt. Sie ver­fügt zur Zeit über Grup­pen in Köln, Aa­chen, Düs­sel­dorf und jetzt auch in Sie­gen. Hier konn­te die SDAJ mit Hil­fe der DKP acht Mit­glie­der ge­win­nen und ei­ne Grup­pe grün­den.

­Schwer­punkt des Ge­sprä­ches war die auf dem letz­ten Kon­gress der SDAJ be­schlos­se­ne Kam­pa­gne zu Ar­bei­ter­ju­gend­po­li­tik. Ihr Mot­to: Un­se­re Zu­kunft statt Eu­re Pro­fi­te! Hier­zu gibt es ein Ma­te­ri­al mit Ar­gu­men­ten und For­de­run­gen bzw. An­for­de­run­gen an ein Aus­bil­dungs­ge­setz. Ziel die­ser Kam­pa­gne ist es, mit Ou­ting-Ak­tio­nen be­son­ders kras­se Fäl­le von Aus­beu­tung, mie­sen Ar­beits- und Aus­bil­dungs­be­din­gun­gen ans Licht der Öf­fent­lich­keit zu brin­gen. Gleich­zei­tig sol­len Kon­tak­te zu den Ge­werk­schaf­ten ge­knüpftt wer­den. Wir als DKP wol­len die­se Zie­le un­ter­stüt­zen, der SDAJ be­hilf­lich sein und uns als Dis­kus­si­ons­part­ner an­bie­ten. Da­bei soll­ten wir nicht all zu ho­he An­for­de­run­gen stel­len, was die Schrit­te der SDAJ an­geht, hin zu ei­nem Ar­bei­ter­ju­gend­ver­band. Hier wird auch von un­se­rer Sei­te ein län­ge­rer Atem not­wen­dig sein. Wir wer­den nicht um­hin­kom­men uns mit Fra­gen der Qua­li­tät be­ruf­li­cher Bil­dung aus­ein­an­der zu set­zen. Die ers­ten Ak­tio­nen der Kam­pa­gne sol­len üb­ri­gens auf dem Pres­se­fest dar­ge­stellt wer­den. Die SDAJ Rhein­land hat uns vor­ge­schla­gen, im Rah­men des Be­zirks­bei­tra­ges auf dem Pres­se­fest eben­falls ei­nen Bei­trag zu leis­ten, dar­über freu­en wir uns, auch wenn im Mo­ment noch nicht klar ist, wie die­ser aus­se­hen soll. Die SDAJ teil­te uns mit, dass sie zu den EU-Wah­len ein ei­ge­nes Ma­te­ri­al er­ar­bei­tet hat, das dem­nächst zur Ver­fü­gung steht. Dar­über hin­naus gibt es ei­ne Zu­sa­ge der SDAJ, im Ar­beits­kreis Bay­er kon­ti­nu­ier­lich mit­zu­ar­bei­ten. Und sie wer­den prü­fen, ob und mit wel­chen jun­gen Ge­nos­sIn­nen ei­ne po­li­ti­sche Be­rufs­be­ra­tung sinn­voll wä­re. Auch über das LLL- Wo­chen­en­de und ei­ne ge­mein­sa­me Vor­be­rei­tung der An­rei­se ha­ben wir uns ver­stän­digt.

Am Schluss die­ses Ge­sprä­ches wa­ren wohl al­le der Auf­fa­sung, dass wir ei­ne gu­te Grund­la­ge für die ge­mein­sa­me Ar­beit ge­schaf­fen ha­ben.

D­a­bei wis­sen wir wie be­schränkt oder auch klein un­se­re Kräf­te sind, aber ge­ra­de des­halb soll­ten wir das tun was wir leis­ten kön­nen.

Jetzt wird an den Pro­gram­men zur Kom­mu­nal­wahl ge­ar­bei­tet, da soll­ten wir die For­de­run­gen nach einer 10 %i­gen Aus­bil­dungs­quo­te für al­le kom­mu­na­len Be­trie­be auf­neh­men, eben­so wie die For­de­rung nach Über­nah­me nach der Leh­re. Gleich­zei­tig könn­te die­ser For­de­run­gen ein wes­entli­ches Kri­te­ri­um sein, bei der Ver­ga­be öf­fent­li­cher Auf­trä­ge.

In ei­ni­gen Stät­ten in un­se­rem Be­zirk, wie in So­lin­gen, gibt es Ju­gend­par­la­men­te, die­se kön­nen hilf­reich sein Ju­gend­in­ter­es­sen zu for­mu­lie­ren und für Be­we­gung zu sor­gen auch das könn­te ei­ne For­de­rung für die Kom­mu­nal­wahl dar­stel­len.

In Vor­be­rei­tung des 1. Mai kön­nen wir der Ge­werk­schafts­ju­gend an­bie­ten, uns an Ak­tio­nen und Ver­tei­lun­gen zu be­tei­li­gen.

­Lie­be Ge­nos­sIn­nen

lasst mich zum Schluss noch auf die Ju­gend­po­li­ti­sche Be­ra­tung des Par­tei­vor­stan­des hin­wei­sen, die ge­mein­sam mit der SDAJ durch­ge­führt wird. Sie fin­det statt am 5. April 2014 in Köln in der Alten Feu­er­wa­che. Wir soll­ten uns aus un­se­rem Be­zirk nach Kräf­ten dar­an be­tei­li­gen und un­se­re Er­fah­run­gen ein­brin­gen.

Klaus Weißmann
Foto: Uwe Koopmann