Politik

Der Sturm und die Bundeswehr…

Panzer statt Waldarbeiter

330 Soldaten, Fuchs und Dachs sollen den Baumbruch bekämpfen

 

Arbeiter mit dem Hubsteiger beseitigen Baumbruch.

Düs­sel­dorf feh­len die Fach­leu­te, um die Sturm­schä­den zu be­sei­ti­gen. 17.000 Bäu­me fäll­te »Ela« mit Spit­zen­ge­schwin­dig­kei­ten bis zu­144 hm/h. Ober­bür­ger­meis­ter Dirk El­bers (CDU) be­stell­te des­halb 300 Sol­da­ten des Pio­nier­re­gi­ments 100, sonst auch in Af­gha­nis­tan, im Ko­so­vo und in Ma­li ak­tiv, aus dem 200 Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Min­den, aus Holz­min­den und von der Pan­zer­pio­nier­kom­pa­nie aus Au­gust­dorf mit 50 Fahr­zeu­gen an den Rhein. Mit da­bei: neun Fuchs-Ber­ge­pan­zer, zwei Dachs-Pio­nier­pan­zer, 15 Schwer­trans­por­ter, vier Schwen­k­la­der und »mo­bi­le Ket­ten­sä­ge­trupps«. Der CDU-Po­li­ti­ker war bei sei­nem Hil­fe­ruf un­mit­tel­bar vor der Stich­wahl als »Ret­tungs­ko­or­di­na­tor« nicht al­lein.

 

Der »Ela« ließ kei­ne Zeit (Mi­li­tä­ri­scher Ka­ta­stro­phen­alarm Stu­fe 1), die Pan­zer auf Tief­la­dern zu trans­por­tie­ren. Sie fuh­ren mit ge­pols­ter­ten Ket­ten di­rekt über die Au­to­bahn A 2. Da­für ver­brauch­te der »Dachs« 540 Li­ter Die­sel. Um in der Be­völ­ke­rung kei­ne Ängs­te aus­zu­lö­sen, so der WDR, soll­te die Pan­zer nicht wie ur­sprüng­lich ge­plant durch die In­nen­stadt fah­ren. Als »Park­platz« bot sich die Ber­gi­sche Ka­ser­ne im Düs­sel­dor­fer Stadt­be­zirk Ger­res­heim an.

 

Zwin­gend, zu­mal flä­chen­de­ckend, scheint der Bun­des­wehr­ein­satz al­ler­dings nicht zu sein. Bar­ba­ra Gott­schlich, Stadt­spre­che­rin aus Bo­chum, be­ton­te ge­gen­über dem WDR, dass es re­gio­na­le Un­ter­stüt­zung vom Tech­ni­schen Hilfs­werk ge­ge­ben ha­be, die gro­ßen Ein­satz­fahr­zeu­ge sei­en in der Stadt un­ge­eig­net, und die Sol­da­ten sei­en im Ge­gen­satz zur Feu­er­wehr or­t­un­kun­dig. Dort­mund be­nö­tigt die Bun­des­wehr nicht. Auch die Deut­sche Bahn will die Sol­da­ten nicht auf der Schie­ne, zu­mal dort mehr noch als auf der Stra­ße auf die Si­cher­heit ge­ach­tet wer­den müs­se.

 

Der Ein­satz in Düs­sel­dorf ist nicht nur der schwe­ren Tech­nik ge­schul­det. Der »Dachs«, ba­sie­rend auf dem »Welt­er­folg« Leo­pard 1, wiegt leer 43 Ton­nen und wird den Bo­den vom Gra­fen­ber­ger Wald so stark ver­dich­ten, wie es der Wald noch nicht er­lebt hat. Der Fuchs ist mit sei­nen 19 Ton­nen Ei­gen­ge­wicht ein schwä­che­rer »Ver­dich­ter«. Da­für ist er aber mit ei­ner Höchst­ge­schwin­dig­keit von 96 km/h schnel­ler als der Dachs (62 km/h) – nur nicht im städ­ti­schen Forst.

 

Der Pio­nier­pan­zer Fuchs, eben­falls aus dem Düs­sel­dor­fer Rüs­tungs­kon­zern Rhein­me­tall, ist nicht nur im Stadt­wald ein­zu­set­zen. Er ver­fügt auch über töd­li­che Er­fah­run­gen zwi­schen Kun­dus und Ma­sar-e Scha­rif in Af­gha­nis­tan. Be­son­ders be­liebt ist der Fuchs in den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten (VAE).

 

Bundeswehrfahrzeug auf sonst gesperrter Straße.

Die Bou­le­vard-Pres­se ist be­geis­tert vom Bun­des­wehr­ein­satz. Auch an­de­re Bür­ger in »vor­neh­men Vil­len­ge­gen­den« ha­ben Hoff­nun­gen. Schlie­ß­lich steht noch die Fra­ge, wie bei den Stra­ßen­sper­ren der Golf­platz pünkt­lich zum Tur­nier­be­ginn er­reicht wer­den kann.

 

Die Op­ti­on für Fuchs und Dachs in Düs­sel­dorf hat auch ei­nen po­li­tisch-ju­ris­ti­schen Hin­ter­grund. Mit dem Grund­ge­setz un­term Arm konn­te El­bers nach Hil­fe ru­fen, denn in Ar­ti­kel 35 (2) hei­ßt es: »Zur Hil­fe bei ei­ner Na­tur­ka­ta­stro­phe oder bei ei­nem be­son­ders schwe­ren Un­glücks­fall kann ein Land Po­li­zei­kräf­te an­de­rer Län­der, Kräf­te und Ein­rich­tun­gen an­de­rer Ver­wal­tun­gen so­wie des Bun­des­grenz­schut­zes und der Streit­kräf­te an­for­dern.« El­bers war al­so auf die Für­spra­che der SPD/Grü­nen-Lan­des­re­gie­rung an­ge­wie­sen. Das In­nen­mi­nis­te­ri­um (In­nen­mi­nis­ter Ralf Jä­ger, SPD) stimm­te zu.

 

Ein wei­te­res Bin­de­glied, um die Bun­des­wehr in den zi­vi­len Be­reich ein­grei­fen zu las­sen, ist die ZMZ (Zi­vil-Mi­li­tä­ri­sche Zu­sam­men­ar­beit), die den Ein­satz der Streit­kräf­te auch bei Groß­scha­dens­er­eig­nis­sen re­gelt.

 

Text und Fotos: Uwe Koopmann


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