Antifaschismus

Kein Vergeben, kein Vergessen

20 Jah­re nach dem Brand­an­schlag in So­lin­gen – Ge­den­ken an die Opfer

Demonstration 20 Jahre nach dem Mordanschlag

Unüberhörbar, mit einer breiten Bünd­­nis­­de­­mons­­tra­­tion, erin­­ner­­ten Solin­­ger Bürger am 25. Mai an den mör­­de­­ri­­schen Brand­­an­­schlag im Jahre 1993. Vor zwan­­zig Jah­­ren leg­­ten vier Nazis einen Brand­­satz im Haus der Fami­­lie Genç an der Unte­­ren Wer­­ner­­straße. Die Todes­­opfer des Mord­­an­­schlags: Zwei Frauen und drei Kinder. Vier weitere Fami­­lien­­mit­­glie­­der wurden zum Teil schwer verletzt.

Aufgerufen zum Geden­­ken und zu einer De­­mons­­tra­­tion durch die Solin­­ger Innen­­stadt hatte das Bünd­­nis »Solin­­ger Appell«, die Ver­­ei­­ni­­gung der Ver­­folg­­ten des Nazi­­re­­gi­­mes-Bund der Anti­­fa­­schis­­ten (VVN-BdA), zahl­­rei­­che Anti­­fa­­grup­­pen sowie Die LINKE, SDAJ und DKP. Rund 2000 Anti­­fa­­schis­­ten nah­­men an der De­­mons­­tra­­tion unter der Lo­­sung »Das Pro­­blem heißt Ras­­sis­­mus« teil. Bei der Auf­­takt­­ver­­an­­stal­­tung am Süd­­park machte der Rechts­­an­­walt und Bürger­­rechts­­akti­­vist Rolf Göss­­ner darauf auf­­merk­­sam, dass in der Bundes­­repu­­blik noch heute die Auf­­klä­­rung von ras­­sis­­ti­­schen Gewalt­­taten auf der Strecke bleibe. Dies liege daran, dass der Ver­­fas­­sungs­­schutz seit seiner Grün­­dung mit Alt­­nazis und nun­­mehr mit Neo­­nazis durch­­setzt sei. Des­­halb »fehle es an einer ernst­­haf­­ten Kon­­trol­­le von rech­­ter Gewalt«, so Göss­­ner. »Der Ver­­fas­­sungs­­schutz wird selbst zum Pro­­blem.« Dies zeige sich auch bei den zehn Morden des NSU. Conelia Kerth, Bun­­des­­vor­­sit­­zen­­de der VVN-BdA, wies in ihrer Rede darauf hin, dass noch »drei Tage vor dem Brand­­anschlag 1993 der Deut­­sche Bun­­des­­tag mit der Ein­­füh­­rung der so­­ge­­nann­­ten Dritt­­staa­­ten­­re­­ge­­lung, das Grund­­recht auf Asyl in Deutsch­­land fak­­tisch ab­­ge­­schafft habe.« Gerade die Bun­­des­­re­­gie­­rung unter dem da­­ma­­li­­gen Bun­­des­­kanz­­ler Helmut Kohl (CDU) wäre mit ras­­sis­­ti­­schen Hetze von Beginn der 1990er Jahre und der Poli­­tik »Das Boot ist voll« mit­­schul­­dig. Laut Diet­­mar Gaida vom Solin­­ger Appell, müsse endlich ein kon­­se­­quen­­tes Vor­­ge­­hen gegen Rechts erfol­­gen. So wäre immer noch nicht von offi­­ziel­­ler Seite der Stadt auf­­ge­­ar­­bei­­tet, warum da­­mals wie heute Angst geschürt werde, gegen aus­­län­­di­­sche Mit­­bür­­ger. Wieso junge Men­­schen mit Unter­­stüt­­zung des Ver­­fas­­sungs­­schut­­zes mit bekann­­ten Nazis in Kon­­takt ge­­bracht wurden.

Entgegen den offiziellen Aussagen der Stadt exis­­tier­­te schon da­­mals eine ex­­trem rechte Szene in Solin­­gen, zu denen die Täter Kon­­takt hatten. Drei von ihnen nahmen an Kampf­­sport­­trai­­nings des »Deut­­schen Hoch­­leis­­tungs­­kampf­­kunst­­ver­­ban­­des« (DHKKV) teil. Dieser bildete Kämpfer für den Aufbau eines »Natio­­na­­len Ein­­greif­­kom­­man­­dos« aus. Mit Hilfe und unter Beo­­bach­­tung des Verfas­­sungs­­schut­­zes (VS). So konnte sich unter den Augen des VS und tat­­kräf­­tiger Unter­­stüt­­zung eines V-Man­­nes die Neo­­nazi-Szene in Solin­­gen vernetzen.

Text und Foto: Herbert Schedlbauer