Antifaschismus
Köln 1933: Mülleimer und Blumentöpfe
Die Elsaßstraße mahnt
Der Terror der Nazis gegen ihre Gegner steigerte sich, sobald Hitler am 30. Januar 1933 als Reichskanzler installiert war. Schießereien waren an der Tagesordnung. Seit 1985 erinnert in der Elsaßstraße eine Gedenktafel an diesen Terror. Hier marschierte am Abend des 3. März 1933 die SA, die uniformierte Schlägertruppe der Nazis. Kurz vorher war sie von Göring zur Hilfspolizei ernannt worden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Bewohner der Elsaßstraße Nazi-Provokationen verhindern können. Es flogen Mülleimer und Blumentöpfe von Fenstern und Dächern. Arbeitersportler stellten sich der SA in den Weg.
Die musste sich zwar zunächst zurückziehen, kam aber bald mit Polizei und gepanzerten Fahrzeugen wieder. Der uniformierte Mob schoss mit Maschinengewehren, stürmte die Häuser, nahm über 70 Anwohner mit. Sie wurden in Haft gehalten, gefoltert. Nicht alle überlebten das NS-Regime.
Ein Wandbild von Klaus Paier am Bunker in der Elsaßstraße illustriert die Vorgänge. Es entstand 1990 im Rahmen eines Sommerfestes der SPD.
Am 3. März 2012 erinnerte die DKP Innenstadt mit einer kleinen Feier an den Widerstand, den hier in der Elsaßstraße und überhaupt die Kommunisten gegen den Faschismus geleistet haben.
Im vergangenen Jahr, am 2. März 2013, trafen sich anlässlich des achtzigsten Jahrestags am selben Ort einige hundert Menschen zum Gedenken. In diesem Jahr war die DKP Innenstadt wieder zur Stelle. Der Schriftsteller Erasmus Schöfer hielt eine Ansprache. Er erinnerte an die Gespräche in der Villa des Kölner Bankiers Baron von Schröder am 4. Januar 1933, deren Ziel eine neue Koalition unter Reichskanzler Hitler war. Die Machtübertragung erfolgte. Zwei Tage später wurde der Reichstag aufgelöst und für den 5. März Neuwahlen angesetzt. Ein Angebot von Wilhelm Pieck (KPD) für eine Einheitsfront lehnte die SPD-Führung ab. Am 27. Februar inszenierten die Nazis den Reichstagsbrand. An Hand von vorbereiteten Listen kamen noch in derselben Nacht im ganzen Reich Kommunisten und andere Linke in Haft. Am Folgetag hob Hindenburg die verfassungsmäßigen Bürgerrechte auf.
Zwei Tage vor der Reichstagswahl, drang die SA in die Elsaßstraße und provozierte. Ähnliche Aktionen fanden in diesem Zeitraum überall im Reich statt. Trotz des Terrors verfehlte die NSDAP bei den Reichstagswahlen die Mehrheit. Aber infolge der Abwesenheit der verhafteten KPD-Abgeordneten während der konstituierenden Sitzung ließ sich mit den Ermächtigungsgesetzen auch gegen die Stimmen der SPD die Entmachtung des Parlaments am 23. März durchsetzen. Ein Putsch.
Das jährliche Gedenken in der Elsaßstraße sollte Tradition werden. Denn angesichts der Krise gedeihen rassistische und fremdenfeindliche Deutungen gesellschaftlicher Zustände. Justiz, Polizei und Geheimdienste verharmlosen Verbrechen von Neonazis, gleichzeitig wird die staatliche Unterstützung von Naziterroristen immer offenkundiger. Die Bundesregierung zeigt keinerlei Skrupel, wenn mit ihrer Hilfe mittels Putsch Faschisten in die ukrainische Regierung kommen. Juden und Kommunisten sind dort gegenwärtig ihres Lebens nicht mehr sicher. Um die Ukraine droht ein Krieg.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!
Text und Fotos: Klaus Stein