Antifaschismus

Morde in letzter Minute

Menschen im Halbkreis um Redner und Transparent: »Flüchtlinge willkommen. DKP«

Antifaschisten gedachten
der Opfer in Düsseldorf

Vor 70 Jahren – quasi in den letzten Minuten vor Kriegsende und der Zerschlagung des Faschismus in Düsseldorf – wurde Else Gores (26), Mutter des vier Jahre alten Sohnes Joseph, im Eller Forst zusammen mit zwei Deserteuren erschossen. Ihrer gedachten rund 30 antifaschistische Bürger und Bürgerinnen gemeinsam mit der DKP und Vertretern der VVN-BdA und der DFG-VK, der Linkspartei sowie Dieter Andresen, dem Sohn des exekutierten Theodor Andresen.

Rechtsanwalt Volker Götz las aus dem Buch »Der Junge mit den blutigen Schuhen« von Dieter Forte, in dem die letzten Minuten des Mordes ergreifend skizziert werden. Else Gores hatte im Gegensatz zu den beiden Soldaten die Kopfschüsse der »Heeresstreife Kaiser« überlebt. Sie wurde von Spaziergängern schwerverletzt gefunden und in die Gaststätte »Waldschänke« gebracht. Dort wurde Else Gores erneut gefasst und deportiert. Ihre Leiche wurde bis heute nicht gefunden.

Else Gores war kein Einzelfall in der Kriegsendphase: Ermordet wurden unter anderem auch der »Halbjude« Moritz Sommer, der ebenfalls Deserteure versteckt hatte, der »Fahnenflüchtige« Josef Funk, der 17 Jahre alte Alwin Briese aus Gerresheim, der an Ort und Stelle auf der Dreherstraße erschossen wurde.

Hauptmann a.D. August Kaiser wurde nach dem Krieg wegen Beihilfe zum Todschlag zu fünf Jahren und zwei Monaten Zuchthaus bestraft. Der Feldwebel Stender, ebenfalls eine treibende Kraft in der Heeresstreife Kaiser, wurde wegen Mordes an Moritz Sommer und wegen gemeinschaftlich versuchten Totschlags an Else Gores zum Tode verurteilt. Das Grundgesetz trat in Kraft. Die Todesstrafe wurde verboten. Stender blieb die lebenslange Zuchthausstrafe.

Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge