Betrieb & Gewerkschaft
»Nokia-Syndrom« bei Metso
Metso-Konzernleitung will Arbeiter mit dem »Nokia-Syndrom« infizieren
DKP-Solidarität für Betriebsrat und IG Metall
Düsseldorf, 13. Januar 2013 | Mit dem »Nokia-Syndrom« – Vernichtung und Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer – hat die Konzernleitung des finnischen Technologiekonzerns Metso Corporation ihren Angriff auf die Belegschaft des Düsseldorfer Tochterunternehmens Metso Lindemann GmbH gestartet. Lindemann wird in diesem Jahr 100 Jahre alt.
Der Düsseldorfer Betrieb wurde 2011 von Metso übernommen. Hier arbeiten im Stadtteil Lierenfeld 363 Beschäftigte. Sie stellen in erster Linie Recyclingmaschinen her. Die Beschäftigten in der Pförtnerloge am Gatherweg wurden bereits ausgelagert. 50 bis 60 weitere Arbeitsplätze sollen nun nach Rumänien verlagert werden. Dort sind die Löhne niedriger. Gemunkelt wird, dass es ein Einsparungseffekt von mehreren Millionen Euro geben soll. Diese Rechnung aber, so Betriebsratsvorsitzender Rainer Kolvenbach, sei beweisbar falsch.
Kolvenbach ging in die Offensive: Eine Unternehmensberatung sollte ein alternatives Konzept zur Kostensenkung erstellen. Einsparpotential auch hier in Millionenhöhe. Dieses Verfahren könnte im Endeffekt allerdings tödlich enden, denn sogar eine Offerte für die Selbstmedikation fruchtete nicht: Auf das Angebot, auf Lohn zu verzichten, wurde nicht einmal reagiert. Schon jetzt glaubt man daher nicht, dass es bei den 60 Arbeitsplätzen bleibt, die verschwinden sollen.
Besondere Kritik auch von Nihat Öztürk, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Düsseldorf: Das »Nokia-Syndrom« arbeitet nicht nur mit der Verlagerung der Arbeitsplätze. Es bedient sich dabei erneut der Subventionen der EU.
Die DKP Düsseldorf solidarisierte sich mit den engagierten Kolleginnen und Kollegen bei Metso Lindemann Düsseldorf, die sich gegen die vom Konzern geplante Vernichtung ihrer Arbeitsplätze zur Wehr setzen!
In dem Schreiben wird auf die Systematik der Arbeitsplatzvernichtung hingewiesen: » Die Vernichtung von Arbeitsplätzen in Düsseldorf und ihre Verlagerung in Billiglohnländer ist bekanntlich kein Einzelfall. Für Düsseldorf erinnern wir an die Zerschlagung der Gerresheimer Glashütte, einst die größte der Welt, für NRW an die Verlagerung von Nokia.
In diesen Unternehmen haben die Kolleginnen und Kollegen durch ihre Arbeit für schwarze Zahlen gesorgt. Die Profitrate war allerdings den Konzernspitzen, die letztlich immer den Aktionären verpflichtet sind, nicht hoch genug. Soziale und ethische Aspekte spielen am Ende keine Rolle mehr. Es ist fast ein alter Hut: Diese Systematik ist dem Kapitalismus eigen.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Zerschlagung von Arbeitsplätzen und ihre Verlagerung in Billiglohnländer auch noch von der EU subventioniert wird. Wir verurteilen das mit Nachdruck.
In der Vernichtung der Arbeitsplätze sehen wir zugleich einen unverantwortlichen Angriff auf die Sozialstruktur und Arbeitswelt im Stadtbezirk und darüber hinaus für Düsseldorf. Wir verurteilen das mit Nachdruck!
Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen, dass sie zusammen mit der IG Metall diese unverschämten Angriffe auf die Arbeitsplätze erfolgreich abwehren! Viel Erfolg dabei!«
»Metso« ist finnisch und bedeutet »Auerhahn«. Der Auerhahn ist der größte Hühnervogel in Europa und gehört in Deutschland zu den vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Er steht deshalb auf der »Roten Liste« und darf auch in der Schweiz und in Liechtenstein nicht gejagt werden. Die Profitsucht von Metso eifert dem Auerhahn nach: In der Balz erhöht sich sein Testosteronwert auf das Hundertfache.
Text und Foto: Uwe Koopmann