Betrieb & Gewerkschaft
Einzelhandel NRW: ver.di fordert 6,5 Prozent
Handelsriesen planen Angriff auf Schutzrechte und Gehaltstarif
- Für rund 450.000 Beschäftigte im nordrhein-westfälischen Einzelhandel fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Durch die Ausweitung der prekären Beschäftigung kommen noch einmal 250.000 »Minijober« hinzu.
- Für die unteren Gehaltsgruppen wird zudem ein Festbetrag in Höhe von 140 Euro gefordert.
- Auszubildenden sollen ebenfalls 140 Euro mehr bekommen. Die Laufzeit will die Gewerkschaft auf 12 Monate begrenzen.
Des Weiteren fordert die Tarifkommission die unveränderte Wiedereinsetzung des Manteltarifvertrages zum 1. Mai 2013. Das hat die große Tarifkommission am 7. März in Düsseldorf beschlossen. Gehalts- und Lohntarifverträge wurden von Seiten der Gewerkschaft zum 30. April gekündigt.
»Insgesamt ist die wirtschaftliche Entwicklung des Einzelhandels ausgesprochen gut«, erklärte ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. »Angesichts steigender Preise und zunehmendem Leistungsdruck im Handel ist es an der Zeit, die Beschäftigten an der positiven Entwicklung der Branche teilhaben zu lassen«, so die Gewerkschafterin.
Zimmer wies darauf hin, dass es »diesmal keine normale Tarifrunde« sei. Die Arbeitgeber hätten im Januar in einer koordinierten Aktion bundesweit außer in Hamburg die Manteltarifverträge gekündigt.
»Damit werden alle wichtigen Schutz- und Zuschlagsregelungen wie Spätöffnungszuschläge, Mehrarbeit, Überstunden, Freistellungen und Urlaub zur Disposition gestellt. Das ist ein klarer Angriff auf die tariflichen Errungenschaften der Beschäftigten, die ver.di nicht hinnehmen wird«, erklärte die Verhandlungsführerin der Gewerkschaft.
Den Einzelhandelsriesen Rewe, Kaufhof und Karstadt geht es um eine grundlegende Veränderung der Eingruppierungen. Mit der Kündigung der Manteltarife wollen die Unternehmer Druck auf eine Veränderung der Gehaltstarife ausüben. Damit die Löhne auf breiter Ebene im Einzelhandel billig bleiben, soll eine persönliche oder erlernte Qualifikation zukünftig keine Rolle mehr spielen. Durchsetzen wollen die Handelskonzerne dabei ein neues Entgeltsystem. Über sogenannte »anforderungsbezogene Eingruppierungen« soll Arbeit im Handel noch prekärer und das Personal mehr ausgebeutet werden.
Text und Foto: Herbert Schedlbauer