Betrieb & Gewerkschaft

Protest in Bonn

1.500 Postbeschäftigte demonstrierten

 

Postler mit Transparenten: »Wir« »wollen« »MEHR« »Azubis«.06.12.2013 | 1.500 Post­be­schäf­tig­te de­mons­trier­ten am Frei­tag vor dem Bon­ner Post­to­wer ge­gen den ge­gen­wär­ti­gen Kurs des Vor­stan­des der DP AG. Be­schäf­tig­te aus fast al­len Tei­len Deutsch­lands, vor al­lem vie­le jun­ge Post­be­schäf­tig­te, wa­ren nach Bonn ge­kom­men, um die Kampf­an­sa­ge des Post­vor­stan­des zu be­ant­wor­ten. Hun­der­te Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen vor al­lem aus Nord­deutsch­land wur­den durch die Aus­wir­kun­gen des Stur­mes Xa­ver dar­an ge­hin­dert, nach Bonn zu kom­men und ih­re Kol­le­gIn­nen zu un­ter­stüt­zen.

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Die stell­ver­tre­ten­de ver.di Vor­sit­zen­de An­drea Ko­scic be­grü­ß­te die pro­tes­tie­ren­den Post­le­rIn­nen: »Will­kom­men in der Sack­gas­se vor dem Post­to­wer in Bonn. Ihr seid zu teu­er«, rief sie ih­nen zu und ein gel­len­des Pfeif­kon­zert er­tön­te vor dem Post­to­wer. Ur­sa­che da­für ist die An­kün­di­gung des Vor­stands­vor­sit­zen­den Ap­pel, die so­wie­so ge­rin­ge Aus­bil­dungs­quo­te bei der Post wei­ter zu ver­rin­gern, weil ei­ne Über­nah­me der jun­gen Men­schen zu den ge­gen­wär­ti­gen Ta­rif­be­din­gun­gen nicht mehr mög­lich sei. »Ist es denn tat­säch­lich mög­lich, dass ein Mil­lio­nen schwe­rer Post­vor­stand 11,48 € für zu viel hält als Ein­stiegs­lohn für die Zu­stel­ler« und »Wol­len Sie, Herr Ap­pel, ei­ne Bil­lig­lohn­bu­de aus der Post ma­chen?« frag­te sie in Rich­tung Post­to­wer.

 

 

­Kaum hat der Post­vor­stand den In­no­va­ti­ons­preis für den ›Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag‹, der die Al­ters­teil­zeit für tau­sen­de Be­schäf­tig­te mög­lich macht, er­hal­ten, kürz­te er die Aus­bil­dungs­quo­te, was über­haupt nicht nach­voll­zieh­bar ist. Ge­gen­wär­tig zah­len 17.000 Be­schäf­tig­te in Zeit­wert­kon­ten ein und 6.000 Be­schäf­tig­te ge­hen jähr­lich in den Ru­he­stand, da sei es doch ein Hohn, wenn im ge­sam­ten Kon­zern nur 2.000 Aus­bil­dungs­plät­ze zur Ver­fü­gung ste­hen. Dies kri­ti­sier­te der Vor­sit­zen­de der Ju­gend aus dem Fach­be­reich Post­diens­te, Tho­mas Ham­pel, und griff auch gleich­zei­tig die ka­ta­stro­pha­len Ar­beits­be­din­gun­gen in den Be­trie­ben an. Rie­si­ge Über­stun­den­ber­ge, stei­gen­de Kran­ken­stän­de und gleich­zei­tig sin­ken­de Qua­li­tät er­for­dern mehr und gut aus­ge­bil­de­ten Nach­wuchs. »Ei­ne Aus­bil­dungs­quo­te von 2% ist ein Skan­dal«, so Ham­pel.

 

Postlerinnen auf dem Kopf Weihnachtsmamm-Mützen, in den Händen Plakat mit gemaltem Postauto: »Appel am Steuer - Ungeheuer!«. Zum Schluss der Kund­ge­bung traf der Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de Tho­mas Ko­zel­nik noch ganz be­son­ders die Stim­mung der Kund­ge­bungs­teil­neh­mer, als er den ge­gen­wär­ti­gen Kurs des Kon­zern­vor­stan­des scharf an­ge­griff. Ins­be­son­de­re die ge­gen­wär­ti­ge Be­fris­tungs­po­li­tik, die da­zu führ­te, dass über 13.000 Be­schäf­tig­te der­zeit be­fris­tet sind und die Be­fris­tungs­quo­te da­durch auf über 10% an­stieg, ist ein Skan­dal.

 

Hat die Po­li­tik des Vor­stan­des, die Men­schen mit be­fris­te­ten Ver­trä­gen in Angst um den Ar­beits­platz und un­ter Druck zu set­zen, et­was mit dem viel­be­sag­ten Re­spekt zu tun, frag­te der Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de und ein gel­len­des Pfeif­kon­zert folg­te. Das war si­cher bis in den 39. Stock des Post­to­wers, in dem der Vor­stand sitzt, zu hö­ren. »Die Ju­gend ver­hei­zen geht nicht, das ma­chen wir nicht mit! Die­se Ak­ti­on ist erst der An­fang, wir wer­den die­se Dis­kus­si­on in die Be­trie­be tra­gen.« Dar­auf­hin stie­gen hun­der­te ro­te Luft­bal­lo­ne in die Hö­he, die vom Vor­stand ge­se­hen wer­den sol­len und die­se Luft­bal­lons sind durch­aus ein Sym­bol für stei­gen­den Wi­der­stand.

 

Text und Fotos: Werner Siebler