Düsseldorf
Düsseldorf: Gedenkmarsch Hilarius Gilges
Erinnerung zum 80. Jahrestag
der Ermordung von Hilarius Gilges
Am 20. Juni jährt sich die Ermordung des Düsseldorfers Hilarius Gilges zum 80. Mal. Aus diesem Anlass lädt die Gruppe »Hilarius Gilges« zu einem Gedenken in Form eines Spaziergangs ein. Er beginnt in der Düsseldorfer Altstadt an der Ritterstraße 36. Hier wohnte Hilarius zuletzt, von hier wurde er in der Nacht des 20. Juni von Angehörigen der SA und SS verschleppt. Der Gedenkmarsch führt über den »Hilarius-Gilges-Platz« an der Kunstakademie zum »Joseph-Beuys-Ufer«, an dem seine bestialisch zugerichtete Leiche am Morgen des 21. Juni gefunden wurde.
Hilarius Gilges, geboren am 28. April 1909, war im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KVJD) und später in der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) organisiert. Er geriet durch sein aktives antifaschistisches Engagement in das Visier der Faschisten.
Die »Gruppe Hilarius« warnt vor Geschichtsrevisionismus und rassistischen Projektionen: »Zwar erinnert die Landeshauptstadt Düsseldorf mit einer Gedenktafel und einem Platz an Hilarius Gilges, aber sein Engagement als Kommunist und Antifaschist bleiben dabei unerwähnt. Schlimmer noch: Aus dem schwarzen kommunistischen Arbeiter wird auf der Gedenktafel ein ›farbiger Stepptänzer‹. Diese Zuschreibung ist schlichtweg falsch. Die Zeitzeugin Maria Wachter erklärte explizit, dass Hilarius Gilges nicht getanzt habe. Seit jeher wird schwarzen Menschen ›ein besonderes Taktgefühl‹ und eine ›besondere musikalische Begabung‹ nachgesagt. Diese Behauptung sind rassistische Projektionen, die entschieden abzulehnen sind. Weiter entspricht auch die Fremdbezeichnung ›farbig‹ keinen antirassistischen Standards.«
Die Gruppe möchte mit dieser Veranstaltung nicht nur Hilarius Gilges würdig gedenken, sondern auch den Anstoß zu einer Diskussion um Gedenkkultur im Allgemeinen geben. So wird Hilarius Gilges auf einem Erläuterungsschild am »Hilarius-Gilges-Platz« auch lediglich als »erstes Todesopfer der NS-Zeit in Düsseldorf« bezeichnet. Geehrt wird er also ausdrücklich nicht für sein antifaschistisches Engagement, er wird darauf reduziert, zum Opfer geworden zu sein.
Hilarius Gilges war aber ein politischer Aktivist, sein Wirken verpflichtet nicht nur zum Erinnern, sondern auch zum Handeln. So setzte auch die Widerstandskämpferin Maria Wachter, die zusammen mit Hilarius Gilges in der Agitprop-Gruppe Nordwest Ran aktiv war, in ihrem Vorwort zu einer 2006 erschienenen Hilarius-Gilges-Biographie ausdrücklich auf ein erstarkendes Engagement gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus.
Die »Gruppe Hilarius« stellt fest, dass diese Forderung aktueller denn je ist: »Die immer tiefer greifenden Erkenntnisse über den Terror des NSU, die massenhafte Deportation von Menschen über den Düsseldorfer Flughafen, unzählige Neonaziaufmärsche und die gerade in der Krise zunehmenden reaktionären Bestrebungen zeigen uns immer wieder aufs Neue, dass Antifaschismus auch heute eine tägliche Notwendigkeit ist. Deshalb kann ein würdiges Gedenken nur im täglichen Kampf um ein besseres Leben stattfinden und darf nicht ein bloßes Lippenbekenntnis bleiben. Erinnern heißt kämpfen! Für einen konsequenten Antifaschismus auf allen Ebenen!«
Die DKP Düsseldorf begrüßt das Engagement der »Gruppe Hilarius«. Kritisiert hatte sie schon vor zehn Jahren bei der Einweihung des Hilarius-Gilges-Platzes am 23. Dezember 2003, dass zwar ein Platz nach ihm benannt, aber gezielt »vergessen« wurde, dass Hilarius im kommunistischen Widerstand aktiv war und als Kommunist verfolgt wurde.
Gruppe Hilarius 2013/UK
Fotos: Uwe Koopmann