Betrieb & Gewerkschaft

Profit – Triebkraft des Kapitalismus

Dass wir im Kapitalismus leben, und dass da der Profit eine Rolle spielt, weiß schon jedes Schulkind. Aber wie hängt das zusammen? Was ist der Profit und wo kommt er her? Wir versuchen, ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen.

Dass die Unternehmer nach größtmöglichem, nach »Maximalprofit« streben, das lernt jeder Student bereits im ersten Semester an der Wirtschaftsuni. Es ist das Grundgesetz des Kapitalismus.


Wobei das Wort »Profit« meist schamhaft durch »Gewinn«, »Ertrag«, »Rendite« und so weiter ersetzt wurde. Im Rahmen des entfesselten Kapitalismus seit 1990 bekennen sich die Unternehmer aber wieder vermehrt zur Profitmacherei. »Profit ist unser Job«, sagte z.B. neulich der Vorstandsvorsitzende des Bayer-Konzerns.

Karikatur. Dicker Kapitalist mit Profitsack zu kleinem Mann: Gesundschrumofen! Ich gesunde, du schrumpfst.

Profit, auch darüber besteht Einigkeit, ist der Überschuss, den ein Geldgeber mit seinen in einem kapitalistischen Unternehmen eingesetzten Finanzmitteln erzielt. Der Geldgeber ist der Kapitalist, weil er die Finanzmittel, das »Kapital« besitzt und einsetzt, das System heißt Kapitalismus, weil es auf diesem Kapital-System beruht.

Wodurch entsteht Profit?

Aber wodurch entsteht der Profit? Oberflächlich betrachtet dadurch, dass der Kapitalist mit seinem Kapital einerseits Gebäude, Maschinen und Rohmaterial (Marx nennt dies das »konstante Kapital«) kauft und einsetzt sowie andererseits Arbeitslöhne für die Arbeiter und Angestellten (das »variable Kapital«) bezahlt. Dann zieht er diese Kosten vom Erlös ab, und übrig bleibt der Profit.

Profit und Mehrwert

Doch der Schein trügt. Wenn konstantes Kapital im Wert von 100 Euro vernutzt wird, ein Arbeiter für 20 Euro damit arbeitet und die hergestellten Waren für 140 Euro verkauft werden können – wo kommt der Profit von 20 Euro tatsächlich her? Wieso kann es sein, dass die Waren beim Verkauf mehr »Wert« realisieren, als scheinbar hineingesteckt wurde? Die Antwort von Marx lautet: Der Profit ist eine verwandelte Form des Mehrwerts. Und der Mehrwert entspringt wiederum einzig und allein der Nutzung von Arbeitskraft.

Die Ware Arbeitskraft

Wie das? Auf jedem Markt treten sich Verkäufer und Käufer einer Ware gegenüber. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Die Ware allerdings, die auf dem Arbeitsmarkt gehandelt wird, ist die Arbeitskraft.

Der Lohnarbeiter verkauft seine Arbeitskraft dem Kapitalisten. Er gibt dem Kapitalisten das Recht, sie für einen vereinbarten Zeitraum – einen Tag, eine Woche – zu nutzen. Dafür erhält er einen Lohn. Dieser entspricht dem Wert der Arbeitskraft, der, wie der Preis anderer Waren auch, letztlich abhängt von dem zu ihrer Erzeugung und Erhaltung notwendigen Arbeitsaufwand, in diesem Falle: dem Wert der Lebensmittel im weitesten Sinne, die der »Lohnarbeiter« braucht, um ein durchschnittliches Leben mit seiner Familie zu sichern.

Arbeitsprozess

Würden nun beispielsweise 4 Stunden täglich ausreichen, um die Kosten für den Lebensunterhalt zu decken, und dauert der Arbeitstag 8 Stunden, dann wird sichtbar, dass der Arbeiter 4 Stunden quasi unbezahlt arbeitet. Das ist »Mehrarbeit«, die einen »Mehrwert« produziert und sich in einem »Mehrprodukt« vergegenständlicht. Und wenn der Kapitalist dieses Mehrprodukt verkauft, das die von ihm bezahlten Arbeiter und Angestellten geschaffen haben, dann ergibt das seinen Profit. Aus den 120 Euro, die er eingesetzt hat, erzielt er durch diese unbezahlte Mehrarbeit 20 Euro Profit. Den er konsumieren – oder wieder investieren kann: in neue Gebäude, neue Maschinen, neues Rohmaterial. Auch das »konstante Kapital« ist Ergebnis der Nutzung von Arbeitskraft, vergangener Arbeit.

Ausbeutung

Damit wird wiederum klar: Der Kapitalist erzielt seinen Profit durch Ausbeutung. Ausbeutung findet also nicht nur dort statt, wo Hungerlöhne bezahlt werden, wo der Lohn nicht oder kaum ausreicht, um das Lebensminimum zu garantieren. Ausbeutung findet überall statt, wo die Arbeiter und Angestellten Profite schaffen. Die ganze kapitalistische Produktionsweise beruht auf dieser Art von nicht-äquivalentem Austausch zwischen Kapital und Arbeit.

Um die Ausbeutung beziehungsweise die Profite zu erhöhen, hat der Kapitalist mehrere Möglichkeiten: Entweder verlängert er die Arbeitszeit oder er erhöht die Arbeitsproduktivität. Erstere Methode steigert den Mehrwert direkt (»absoluter Mehrwert«), letztere indirekt, weil so die Sicherung des durchschnittlichen Lebens in weniger Zeit zu schaffen ist (»relativer Mehrwert«).

Klassenkampf

Der »absolute Mehrwert« wird auch erhöht, wenn die Arbeitskraft unter ihrem Wert bezahlt wird. Und sie unter ihrem Wert zu bezahlen, versucht der Kapitalist stets, weil er damit seinen Profit erhöht. Damit wird deutlich: Schon alleine um zu sichern, dass die Arbeitskraft zu ihrem Wert bezahlt wird, ist ständiger Kampf der Arbeiter und Angestellten nötig. Das ist der berühmte »Klassenkampf«, der Kampf der »Klasse« der Lohnarbeiter, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen, gegen die Klasse der Kapitalisten, die für ihre Profite kämpfen.

Profit & Verbrechen
»Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.«

Diese Erkenntnis hatte bereits um 1840 der englische Gewerkschafter Thomas Dunning, den Karl Marx in seinem berühmten Werk »Das Kapital« zitiert.

Quelle: tatsachen
Zeitung der DKP Düsseldorf-Mitte
September 2010
Kontakt: tatsachen@gmx.net
Karikatur: Zingerl



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