Frauen

100 Jahre November-Revolution – 100 Jahre Frauenwahlrecht

 19.1.1919: Wahlpropaganda-Korso der Sozialdemokraten


Bestandteil der Novemberrevolution

Wie das «Fernziel»
Frauenwahlrecht
Realität wurde


Es war die No­vem­ber­re­vo­lu­ti­on, die den Frau­en das Wahl­recht ge­bracht hat. In vie­len Ver­öf­fent­li­chen und Stel­lung­nah­men zum 100. Ge­burts­tag des Frau­en­wahl­rechts wird die­ser Fakt nicht er­wähnt. Es heißt ent­we­der la­pi­dar, es «wurde durch­ge­setzt» oder es «wurde in der Wei­ma­rer Ver­fas­sung ver­an­kert». Er­staun­lich, wie gründ­lich die Re­vo­lu­ti­on und ihre Er­fol­ge aus der po­li­ti­schen Er­in­ne­rungs­kul­tur ver­drängt und ver­schwie­gen wer­den.

Es sind vor allem Per­so­nen aus der bür­ger­li­chen Frau­en­be­we­gung, die das ein­ge­schränk­te Wahl­recht für Rei­che und Ge­bil­de­te for­der­ten und nicht das all­ge­mei­ne Wahl­recht für alle Frau­en, die Er­wäh­nung fin­den. Die ei­gent­li­chen Kämp­fer und Kämp­fe­rin­nen für das Frau­en­wahl­recht, wie Clara Zet­kin oder Au­gust Bebel, wer­den in den Me­di­en nicht oder äu­ßerst sel­ten ge­nannt. So­zia­lis­ten und So­zia­lis­tin­nen sind nicht Teil der of­fi­zi­el­len Er­in­ne­rungs­kul­tur.

Zur Ge­schich­te des Wahl­rechts

Die Re­vo­lu­ti­on des Jah­res 1848 bil­de­te die Grund­la­ge für die Ent­wick­lung des Wahl­rechts in Deutsch­land. In den Dis­kus­sio­nen da­mals gab es erste Stim­men, die das Wahl­recht für Frau­en ein­for­der­ten und es ent­stand eine bür­ger­li­che Frau­en­be­we­gung, die sich dafür ein­setz­te. Der all­ge­mei­ne deut­sche Frau­en­ver­ein wurde 1865 auf dem ers­ten deut­schen Frau­en­kon­gress ge­grün­det. Er be­trach­te­te das Frau­en­wahl­recht zwar als wich­tig, sah es je­doch als Fern­ziel. Er fürch­te­te, dass die meis­ten Frau­en noch nicht in der Lage wären, das Recht selbst­stän­dig zu nut­zen und daher Ge­fahr lie­fen, durch In­ter­es­sen­ver­bän­de und Par­tei­en in­strumentalisiert zu wer­den. So die Ein­stel­lung selbst des Frau­en­ver­eins zum Frau­en­wahl­recht vor 150 Jah­ren.
Au­gust Bebel war es, der die Frau­en be­stärk­te und ihr An­lie­gen nicht nur durch seine 1879 er­schie­ne­ne Schrift «Die Frau und der So­zia­lis­mus» un­ter­stütz­te, son­dern auch durch Taten. Er be­an­trag­te 1875 auf dem Go­tha­er Par­tei­tag der So­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei, der For­de­rung nach dem all­ge­mei­nen, glei­chen, ge­hei­men Wahl­recht für alle Staats­bür­ger – Staats­bür­ger waren nur die Män­ner – die For­de­rung nach dem Wahl­recht für Frau­en hin­zu­zu­fü­gen. Durch­set­zen konn­te er sich damit da­mals nicht. Aus­drück­lich be­ton­ten die so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Män­ner, dass die Ab­leh­nung nicht aus prin­zi­pi­el­len Grün­den gegen das Frau­en­wahl­recht er­folg­te, son­dern aus «tak­ti­schen» Er­wä­gun­gen. Sie er­war­te­ten kei­nen Kräf­te­zu­wachs für ihren Kampf durch die Mo­bi­li­sie­rung von Frau­en. Im Go­tha­er Pro­gramm hieß es dann: «All­ge­mei­nes, glei­ches, di­rek­tes Wahl- und Stimm­recht mit ge­hei­mer und ob­li­ga­to­ri­scher Stimm­ab­ga­be aller Staats­an­ge­hö­ri­gen vom 20. Le­bens­jah­re an.» Aber wie ge­sagt, Staats­an­ge­hö­ri­ge waren nur die Män­ner. Au­gust Bebel schrieb da­mals: «Es gibt So­zia­lis­ten, die der Frau­en­eman­zi­pa­ti­on nicht we­ni­ger ab­ge­neigt ge­gen­über­ste­hen, wie der Ka­pi­ta­list dem So­zia­lis­mus». Diese Ein­stel­lung zum Frau­en­wahl­recht soll­te noch et­li­che Jahre die po­li­ti­sche Hal­tung der So­zia­lis­ten be­stim­men.

Er­fur­ter Pro­gramm der SPD for­dert Frau­en­wahl­recht

Erst auf dem Par­tei­tag 1891 in Er­furt konn­ten die meis­ten Ge­nos­sen davon über­zeugt wer­den, dass «all­ge­mein und gleich» auch die Frau­en ein­schlie­ßen muss. Es war Clara Zet­kin, die den De­le­gier­ten die Po­si­ti­on der pro­le­ta­ri­schen Frau­en­be­we­gung deut­lich mach­te, nach der sie es als die Sache der So­zi­al­de­mo­kra­tie ansah, für die po­li­ti­sche Gleich­be­rech­ti­gung der Frau­en ein­zu­tre­ten.

Das Wahl­recht be­trach­te­te Clara Zet­kin für Pro­le­ta­rie­rin­nen nicht als das höchs­te Ziel, schon gar nicht «zum Kampf gegen die Män­ner­welt ihrer Klas­se», son­dern als Mit­tel zum Kampf gegen den Ka­pi­ta­lis­mus.

Die For­mu­lie­rung im Par­tei­pro­gramm in Bezug auf das all­ge­mei­ne Wahl­recht hieß nun: «ohne Un­ter­schied des Ge­schlechts». 1895 brach­te die SPD dann im Deut­schen Reichs­tag einen Ge­setz­ent­wurf ein, der die Ein­füh­rung des Frau­en­stimm­rechts zum In­halt hatte. Au­gust Bebel muss­te es er­tra­gen, dass er bei den Män­nern aller üb­ri­gen Par­tei­en Hei­ter­keit und Spott für sein An­lie­gen ern­te­te. Alle Par­tei­en, außer der SPD, lehn­ten den An­trag ab.

Wich­ti­ge Mei­len­stei­ne zur Durch­set­zung des Frau­en­wahl­rechts

Auf der SPD-Frau­en­kon­fe­renz 1906 in Mann­heim wurde der Be­schluss ge­fasst, die For­de­rung nach Frau­en­stimm­recht in den Mit­tel­punkt der SPD-Po­li­tik zu stel­len, ohne Rück­sicht auf tak­ti­sche Über­le­gun­gen.

Am 17. Au­gust 1907 fand der 1. In­ter­na­tio­na­le So­zia­lis­ti­sche Frau­en­kon­gress in Stutt­gart in der Lie­der­hal­le statt. 58 De­le­gier­te aus 15 Län­dern be­schlos­sen, dass es Pflicht der so­zia­lis­ti­schen Frau­en­be­we­gung in allen Län­dern ist, sich an Kämp­fen für die De­mo­kra­ti­sie­rung des Wahl­rechts zu be­tei­li­gen und in die­sen Kämp­fen die For­de­rung des all­ge­mei­nen Frau­en­wahl­rechts ernst­lich zu ver­fech­ten.

Auf der Frau­en­kon­fe­renz gab es um die­sen Be­schluss hef­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Ei­ni­ge De­le­gier­te waren für ein be­schränk­tes Frau­en­wahl­recht für die Rei­chen und Ge­bil­de­ten, Ar­bei­te­rin­nen wären damit aus­ge­schlos­sen ge­we­sen. Mit 47 gegen 11 Stim­men konn­ten sich die De­le­gier­ten, die für ein all­ge­mei­nes Frau­en­wahl­recht vo­tier­ten, durch­set­zen.

Porträt Clara Zetkin

Auf die­ser Kon­fe­renz wur­den auch erste Grund­la­gen zum ge­mein­sa­men Kampf der Frau­en und Müt­ter aller Län­der ge­legt. Es wurde die So­zia­lis­ti­sche Frau­en­in­ter­na­tio­na­le ge­grün­det, ein in­ter­na­tio­na­les Frau­en­bü­ro ein­ge­rich­tet und die «Gleich­heit» zum in­ter­na­tio­na­len Pres­se­or­gan der Frau­en­be­we­gung ge­macht. Clara Zet­kin wurde zur Se­kre­tä­rin des In­ter­na­tio­na­len Frau­en­se­kre­ta­ri­ats ge­wählt. All dies waren wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen, um den Kampf für das Frau­en­wahl­recht wir­kungs­voll zu füh­ren.

Ein wei­te­rer Mei­len­stein war die 2. In­ter­na­tio­na­le So­zia­lis­ti­sche Frau­en­kon­fe­renz 1910 in Ko­pen­ha­gen. Clara Zet­kin brach­te ge­mein­sam mit der Ge­werk­schaf­te­rin und So­zi­al­de­mo­kra­tin Käte Duncker und an­de­ren am 26. Au­gust 1910 den An­trag zur Durch­füh­rung eines Frau­en­tags zur Ab­stim­mung. Darin hieß es:

«Im Ein­ver­neh­men mit den klas­sen­be­wuss­ten po­li­ti­schen und ge­werk­schaft­li­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen des Pro­le­ta­ri­ats in ihrem Lande ver­an­stal­ten die so­zia­lis­ti­schen Frau­en aller Län­der jedes Jahr einen Frau­en­tag, der in ers­ter Linie der Agi­ta­ti­on für das Frau­en­wahl­recht dient. Die For­de­rung muss in ihrem Zu­sam­men­hang mit der gan­zen Frau­en­fra­ge der so­zia­lis­ti­schen Auf­fas­sung gemäß be­leuch­tet wer­den. Der Frau­en­tag muss einen in­ter­na­tio­na­len Cha­rak­ter tra­gen und ist sorg­fäl­tig vor­zu­be­rei­ten.»

Ab 1911 wurde in vie­len Län­dern jedes Jahr der In­ter­na­tio­na­le Frau­en­tag durch­ge­führt. Die Frau­en­ta­ge waren viele Jahre lang macht­vol­le De­mons­tra­tio­nen für das Frau­en­wahl­recht. Wäh­rend des 1. Welt­kriegs ab 1914 stand die Frie­dens­fra­ge im Mit­tel­punkt der so­zia­lis­ti­schen Frau­en­be­we­gung.

Die No­vem­ber­re­vo­lu­ti­on bringt das Frau­en­wahl­recht

Die No­vem­ber­re­vo­lu­ti­on hat den Krieg be­en­det. Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rä­te for­mier­ten sich über­all. Sie bil­de­ten den Rat der Volks­be­auf­trag­ten, der ei­ni­ge Zeit Deutsch­land re­gier­te. Für den Rat war die For­de­rung nach dem Frau­en­stimm­recht ein wich­ti­ger Be­stand­teil der Re­vo­lu­ti­on.

In der Er­klä­rung des Rates der Volks­be­auf­trag­ten an das deut­sche Volk vom 12. No­vem­ber 1918 hieß es:

«Alle Wah­len zu öf­fent­li­chen Kör­per­schaf­ten sind fort­an nach dem glei­chen, ge­hei­men, di­rek­ten, all­ge­mei­nen Wahl­recht (…) für alle min­des­tens 20 Jahre alten männ­li­chen und weib­li­chen Per­so­nen zu voll­zie­hen.»

Am 30. No­vem­ber 1918 trat das Reichs­wahl­ge­setz in Kraft. Damit war eine For­de­rung der so­zia­lis­ti­schen Frau­en­be­we­gung er­füllt, für die sie jahr­zehn­te­lang ge­kämpft hatte.

Erste Wahl 1919

Im Ja­nu­ar 1919 fan­den dann die ers­ten Wah­len mit Be­tei­li­gung der Frau­en statt. In der Gleich­heit vom 3. Ja­nu­ar 1919 hieß es:

«Auf zur Wahl! Zum ers­ten Mal, ihr deut­schen Frau­en, gilt diese Auf­for­de­rung euch sel­ber! Wenn ihr bis­her bei Wah­len zur Mit­ar­beit auf­ge­for­dert wur­det, und wenn ihr be­reit­wil­ligst mit­ge­hol­fen habt, so galt eure Ar­beit le­dig­lich der Wahl von Män­nern, und zwar von so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Män­nern, weil ihr si­cher waret, dass nur von ihnen eure staats­bür­ger­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten und Wün­sche aus Über­zeu­gung und mit Kraft ver­tre­ten wur­den. Die große No­vem­ber-Re­vo­lu­ti­on in Deutsch­land hat euch frei ge­macht. Nir­gends in der Welt gibt es ein so frei­es und all­ge­mei­nes Wahl­recht wie in Deutsch­land, nir­gends in der Welt haben die Frau­en die völ­li­ge staats­bür­ger­li­che Gleich­be­rech­ti­gung wie in Deutsch­land.»

Bei der Wahl am 19. Ja­nu­ar 1919 konn­ten erst­mals mehr als 17 Mil­lio­nen Frau­en ihr neues Recht nut­zen: Über 82 Pro­zent der wahl­be­rech­tig­ten Frau­en gaben ihre Stim­me ab, 300 Frau­en kan­di­dier­ten und 37 weib­li­che Ab­ge­ord­ne­te zogen ins Par­la­ment ein.

Die ers­ten all­ge­mei­nen, frei­en, glei­chen und ge­hei­men Wah­len in Deutsch­land führ­ten zu einem Frau­en­an­teil von 9,6 Pro­zent im Par­la­ment. Die meis­ten weib­li­chen Ab­ge­ord­ne­ten kamen aus den Rei­hen der SPD. Die Wei­ma­rer Re­pu­blik hatte in ihren An­fän­gen damit eine enorm hohe Wahl­be­tei­li­gung und einen re­la­tiv hohen Frau­en­an­teil im Par­la­ment. Diese Marke soll­te erst 64 Jahre spä­ter wie­der er­reicht wer­den – 1983 waren es 9,8 Pro­zent.

Clara Zet­kin ge­hör­te zu den ers­ten Frau­en, die ab 1919 als Ab­ge­ord­ne­te in deut­sche Par­la­men­te ein­zie­hen konn­ten. 1919/20 war sie Mit­glied der Ver­fas­sungs­ge­ben­den Lan­des­ver­samm­lung Würt­tem­bergs und hielt dort am 28.1.1919 ihre erste Rede. Die be­deu­tends­te Kämp­fe­rin für das Frau­en­wahl­recht konn­te nun das Par­la­ment als Bühne für den Klas­sen­kampf nut­zen.

 
Von Christa Hourani
UZ vom 23. November 2018
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1972-033-15
Gebrüder Haeckel / Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)



Einen Tag vor der ers­ten Wahl nach Ein­füh­rung des Frau­en­wahl­rechts er­schien die­ser Auf­ruf

Hört es, ihr Frau­en!

Höre du, Mut­ter,
deren Sohn in frem­der Erde mit zer­schos­se­ner Brust liegt, der mor­gen nicht an die Wahl­ur­ne tre­ten kann, um seine Stim­me denen zu geben, die ver­hin­dern wer­den, dass je­mals wie­der ein so furcht­ba­res Mor­den die Völ­ker ver­nich­tet – höre, du Mut­ter, du hast am Tage der Wahl ein hei­li­ges Ver­mächt­nis zu er­fül­len, das Ver­mächt­nis dei­nes Kin­des, des liebs­ten, was man dir ent­ris­sen, das ster­ben muss­te in der Blüte sei­nes Le­bens, hin­ge­op­fert für den Macht­wahn er­obe­rungstol­ler Mi­li­ta­ris­ten und Ka­pi­ta­lis­ten, die­ser ge­schwo­re­nen Fein­de des Vol­kes.
Er­fül­le, du Mut­ter, deine Pflicht!

Und du, Weib,
dem die mör­de­ri­sche Kugel den Gat­ten, den Vater dei­ner Kin­der hin­weg­riss, und die du nun al­lein stehst, Vater und Mut­ter zu­gleich dei­nen Kin­dern, auch du hast eine hei­li­ge Pflicht. Nicht mehr kann dein Mann zur Wahl­ur­ne kom­men, doch du, die du wäh­rend lan­ger Kriegs­jah­re auch seine Pflich­ten trugst, du wirst sie an sei­ner Stel­le auch an der Wahl­ur­ne er­fül­len! Du wirst sie er­fül­len, indem du mit dei­nem Stimm­zet­tel flam­men­den Pro­test gegen die­je­ni­gen ein­legst, die mit schuld daran waren, dass dei­nen Kin­dern der Vater ge­nom­men wurde.

Sagt nicht, dass ihr keine Zeit habt,
zu wäh­len. Ihr Müt­ter, die ihr näch­te­lang für eure Kin­der ar­bei­tet oder sie, wenn sie krank sind, pflegt, die ihr stun­den­lang auf den Stra­ßen steht, um ihnen das not­dürf­ti­ge Essen zu schaf­fen, ihr soll­tet nicht Zeit haben, um mit­zu­bau­en an der Zu­kunft eurer Kin­der, einer freie­ren schö­ne­ren Zu­kunft? Geht und tut eure Pflicht! Und ihr an­de­ren alle, ihr Müt­ter und Frau­en, ihr Schwes­tern und Bräu­te, deren An­ge­hö­ri­ge noch in feind­li­cher Ge­fan­gen­schaft schmach­ten, ihr habt eine dop­pel­te Pflicht! Tre­tet ihr für sie an die Wahl­ur­ne und gebt eure Stim­me ab, damit wenn sie zu­rück­keh­ren, sie euch nicht an­kla­gen müs­sen, ob eurer Lau­heit. Darum er­füllt, was sie von euch er­war­ten.

Ihr aber, die ihr so glück­lich seid,
die Euren noch zu be­sit­zen, denen kein Krieg den Sohn, den Gat­ten, den Bru­der ge­nom­men, auch ihr habt eure Pflicht, die Pflicht mit dem Mann ge­mein­sam zu kämp­fen um eure, eurer Kin­der, eines Vol­kes Zu­kunft. Ihr alle, Frau­en in Stadt und Land, vom jun­gen Mäd­chen bis hin­auf zum grei­sen Müt­ter­lein, müsst hel­fen, dass in Er­fül­lung gehe, was wir so heiß er­seh­nen.
Mit allen Mit­teln ar­bei­ten die geg­ne­ri­schen Par­tei­en, um euch zu be­tö­ren, um euch zu ver­lei­ten, dass ihr am Tage der Wahl für sie eure Stim­men ab­gebt.

Seid auf der Hut!
Ver­gesst nicht, dass sie bei vol­len Ta­feln schwelg­ten, indes ihr und eure Kin­der hun­ger­ten, dass ihr euch um einen Hun­ger­lohn die Fin­ger blu­tig ar­bei­tet, um jenen ein ge­nuss­rei­ches Leben zu schaf­fen! Glaubt nicht den Lügen der Geg­ner, die sagen, dass man euch die Re­li­gi­on neh­men will! Jedes Men­schen Über­zeu­gung ist uns hei­lig: frei und ohne Zwang soll jeder sei­ner Über­zeu­gung leben. Und dass die So­zi­al­de­mo­kra­tie die­je­ni­ge Par­tei ist, die sich immer der Be­drück­ten an­nahm, die zu allen Zei­ten für des Vol­kes Recht ihr Bes­tes ein­setz­te, das haben euch nicht zu­letzt die Kriegs­jah­re be­wie­sen.
Darum noch­mals, ihr Frau­en und Mäd­chen, her­aus zur Wahl­ur­ne mit dem Stimm­zet­tel der So­zi­al­de­mo­kra­tie.

Aus einer Bei­la­ge zur «Schwä­bi­schen Tag­wacht» (18. Ja­nu­ar 1919)
Organ der So­zi­al­de­mo­kra­ten Würt­tem­bergs

 


Porträt Walborg Schröder.

Ist die
Gleichberechtigung
erreicht?

100 Jahre Frauenwahlrecht: Können sich Frauen heutzutage zurücklehnen, ist die Gleichberechtigung erreicht?

Nein, sagen vier Frauen aus Rheinberg, die seit jeher für mehr Gleichberechtigung kämpfen. Der  Kölner Stadt-Anzeiger (Rhein-Berg) hat sich mit ihnen unterhalten:

100 Jahre Frauenwahlrecht Diese Frauen haben für mehr Gleichberechtigung gekämpft

 


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