Jugend
Was lehrt uns die Novemberrevolution?
Zum Aufruf der KNE
Für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt
Die KNE, Jugendorganisation unserer griechischen Bruderpartei, lädt für das Wochenende vom 5. bis 7. Juli nach Krefeld ein mit einem Aufruf, der den Titel trägt »Vom Krieg der Ausbeuter zur Abschaffung der Ausbeutung«. Nachdem dieser Aufruf auf die Website der DKP Rheinland-Westfalen geraten ist, sehen wir uns veranlasst, dazu einige Bemerkungen zu machen.
Die KNE bezieht sich auf den Ersten Weltkrieg und die Novemberrevolution. Sie will von den Erfahrungen der revolutionären Bewegung dieser Zeit lernen. Da hat sie recht. Die Novemberrevolution ist eine wichtige Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung.
Was haben wir, die deutschen Kommunisten, daraus gelernt?
Nicht alle Hoffnungen erfüllten sich. Vergeblich rief Karl Liebknecht am 9. November 1918 die sozialistische Republik aus. Denn wichtige Teile der Arbeiterklasse, insbesondere der Arbeiter- und Soldatenräte, gaben sich angesichts des Terrors der herrschenden Klasse, dem ja nicht nur Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zum Opfer fielen, schließlich mit der Abschaffung der Monarchie und der Einrichtung der bürgerlichen Republik zufrieden. Insofern endete die Revolution mit einem Klassenkompromiss.
Der monarchistische Kapp-Putsch 1920 scheiterte am Widerstand der Arbeiterklasse. Aber der Machtantritt der Faschisten im Jahre 1933 konnte nicht verhindert werden. Warum? Nicht zuletzt erkannten die Kommunisten zu spät die Notwendigkeit der Verteidigung der Demokratie, der bürgerlichen Demokratie. Sie erkannten zu spät die Notwendigkeit der Einheit der Arbeiterklasse im Kampf gegen den Faschismus, die Notwendigkeit, auch bürgerliche Demokraten in diesen Kampf einzubeziehen.
Aber der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale zog 1935 die richtigen Lehren aus der Niederlage und postulierte die Politik der Einheitsfront und der Volksfront. Tatsächlich konnte die Allianz aller antifaschistischen Kräfte 1945 über den Faschismus siegen. Dieser Sieg war eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau des Sozialismus in vielen Ländern der Welt.
Angesichts dieser Erfahrungen halten wir es für die Wiederholung eines alten Fehlers, wenn die jungen griechischen Kommunisten linke Parteien in einem Atemzug mit Faschisten zu Verteidigern des Kapitalismus ernennen: »Diesen täglichen Krieg gegen die Arbeiterklasse führen alle Parteien des Kapitals in Griechenland (ND, PASOK, DIMAR) und in Deutschland (CDU. FDP, SPD), auch wenn sie eine ›linke‹ Maske der Freunde des Volkes tragen, wie SYRIZA und die Linke, oder ihr nationalistisches rassistisches Gift zu verbreiten versuchen, wie die faschistische ›Goldene Morgendämmerung‹ und entsprechende Kräfte in Deutschland. Es ist der Kapitalismus, der Krisen, Armut, Migration, Kriege hervorruft. Dieser Kapitalismus ist es deshalb, der in jedem Land gestürzt werden muss.« (Aufruf der KNE)
Die Zeit ist indes für den sofortigen Sturz des Kapitalismus offenkundig noch nicht reif. Deswegen kämpft die DKP zunächst für eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt.
»Heute geht es zunächst um die Verteidigung der im Grundgesetz verankerten Grundrechte, um die Verteidigung sozialer und demokratischer Errungenschaften gegen die neoliberale Kahlschlagpolitik von Kabinett und Kapital, um die Wiederherstellung und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen gegen ihre Bedrohung durch das ungezügelte Profitstreben, um die Verteidigung des Friedens gegen die Kriegspolitik des US-Imperialismus und gegen die Großmachtpolitik des deutschen und EU-Imperialismus.«
Wir ziehen Schlussfolgerungen aus der Novemberrevolution, wenn wir sagen:
»In der vor uns liegenden Etappe kommt es darauf an, gesellschaftliche Kräfte weit über die Linke hinaus im Widerstand gegen die neoliberale Politik zu bündeln. Allianzen verschiedener sozialer und gesellschaftlicher Kräfte, die sich an verschiedenen Fragen immer wieder neu bilden und in denen die Arbeiterklasse die entscheidende Kraft sein muss, sind die Voraussetzung, um die Rechtsentwicklung und den neoliberalen Umbau der Gesellschaft zu stoppen. Wenn aus diesen Allianzen stabile Bündnisbeziehungen und ein fester gesellschaftlicher und politischer Block gegen den Neoliberalismus entwickelt wird, dann können die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse so verändert werden, dass der Kampf um gesellschaftliche Alternativen eine reale Perspektive bekommt.«
(aus dem DKP-Programm)
Sekretariat des BV der DKP Rheinland-Westfalen
Leverkusen 27. Juni 2013
Foto: Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst
Zentralbild (Bild 183) | Bundesarchiv
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