Frieden

Drohnen – der Name ist Programm

Kommentar

Hunderte Millionen Euro verprasst

 

CBP unmanned aerial vehicle control

Trotz oder ge­ra­de we­gen des ak­tu­el­len Droh­nen-Skan­dals mel­den sich Rüs­tungs­lob­by­is­ten zu Wort. Mi­cha­el Brand von der CDU ruft in den Blät­ter­wald: »Es wä­re un­ver­ant­wort­lich, sich aus dem Pro­jekt Droh­nen zu ver­ab­schie­den«, wer Sol­da­ten den Schutz mit­tels Droh­nen­auf­klä­rung ver­wei­ge­re, hand­le ver­ant­wor­tungs­los.

 

Der ver­tei­di­gungs­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Rai­ner Ar­nold, springt ihm bei: »Auf­klä­rungs­droh­nen sind sinn­voll. Der Be­darf ist wei­ter­hin da. Wir ha­ben hier ei­ne mi­li­tä­ri­sche Lü­cke«. Und auch Bern­hard Stiedl, der Be­auf­trag­te der IG Me­tall für die EADS-Rüs­tungs­toch­ter Cas­si­di­an, so sei es ge­klagt, macht sich zum Be­für­wor­ter der Kriegs-Droh­ne: »Für Deutsch­land wä­re es ei­ne Ka­ta­stro­phe, wenn nach dem Stopp des Eu­ro Hawk die Po­li­tik jetzt ei­nen Kom­plett­aus­stieg aus dem un­be­mann­ten Flie­gen be­schlie­ßen wür­de«. Deutsch­land dür­fe sich nicht aus ei­ner Schlüs­sel­tech­no­lo­gie auch für die zi­vi­le Luft­fahrt zu ver­ab­schie­den. »Das wä­re so, als wür­de die deut­sche Au­to­mo­bil­in­dus­trie auf die Ent­wick­lung des Elek­tro­mo­tors ver­zich­ten, mit al­len ne­ga­ti­ven Fol­gen für die Wirt­schaft und die Ar­beits­plät­ze.« Al­lein am Cas­si­dia-Stand­ort im baye­ri­schen Man­ching hin­gen bis zum Jahr 2020 bis zu 1 500 Ar­beits­plät­ze da­von ab, sagt der IG-Me­tal­ler. Und ir­gend­wie, ist noch zu er­gän­zen, muss ja auch Pro­fit ge­macht wer­den.

 

Brechts Mut­ter Cou­ra­ge wuss­te: »Wenn man die Gro­ß­kop­fe­ten re­den hört, füh­rens den Krieg nur aus Got­tes­furcht und für al­les, was gut und schön ist. Aber wenn man ge­nau­er hin­sieht, sinds nicht so blöd, son­dern führn die Krie­ge für Ge­winn.« Die be­trof­fe­ne Kon­zern­spar­te mit der höchs­ten Um­satz­ren­di­te bei EDAS (Air­bus, As­tri­um, Eu­ro­c­op­ter, Cas­si­di­an) bringt es auf 5,8 Mrd. Jah­res­um­satz. Die IG Me­tall tut sich und den in der Rüs­tung Be­schäf­tig­ten da­mit kei­nen Ge­fal­len wenn, sie aus Sor­ge um de­ren Ar­beits­plät­ze all die von der IG Me­tall selbst be­schlos­se­nen frie­dens­po­li­ti­schen Ge­werk­schafts­tags­be­schlüs­se und Re­so­lu­tio­nen igno­riert. Ge­werk­schaf­ter, nicht die Bun­des­wehr, sind Teil der Frie­dens­be­we­gung. Sie wis­sen: »Die Rüs­tung ist der Arzt des Ka­pi­tals. Der Krieg sitzt im War­te­zim­mer. Der Nächs­te bit­te, sagt der Arzt.« (P. Mai­wald).

 

Ge­werk­schaf­ter kämp­fen selbst­ver­ständ­lich um je­den Ar­beits­platz, das ist ei­ne ih­rer ur­ei­gens­ten Auf­ga­ben. Aber nicht um je­den Preis, denn es ist eben nicht egal, was und wie pro­du­ziert wird, wer den Nut­zen dar­aus zieht. Schon 1907 stell­te Karl Lieb­knecht rich­tig fest, dass der deut­sche Mi­li­ta­ris­mus wie »ein Blei­ge­wicht auf un­serm ge­sam­ten Le­ben« las­te. Die vom Staat für tod­brin­gen­de Rüs­tung aus­ge­ge­be­nen Gel­der feh­len für all das, was zum Le­ben in so­zia­ler und ge­sund­heit­li­cher Si­cher­heit für al­le Vor­aus­set­zung ist. Steu­ern, für den so­zia­len Be­reich auf­ge­wen­det, ver­wan­deln sich zu 90 Pro­zent in Löh­ne und Ge­häl­ter für die in die­sem Be­reich Ar­bei­ten­den, die da­von wie­der Steu­ern zah­len. Von den in die Rüs­tung ge­steck­ten Steu­er­gel­dern lan­den hin­ge­gen nicht ein­mal die Hälf­te in den »Lohn­tü­ten« der dort Be­schäf­tig­ten. Ein Ar­beits­platz in der Rüs­tungs­in­dus­trie kos­tet uns Steu­er­zah­ler ca. 130 000 Eu­ro im Jahr. Die 460 Mil­lio­nen Eu­ro, die ein U-Boot 212 A kos­tet, könn­ten aber die Le­bens­qua­li­tät von tau­sen­den Men­schen ver­bes­sern, weil da­mit für rund 10 000 Al­ten­pfle­ger die Jah­res­ge­häl­ter be­zahl­bar wä­ren. Al­lein mit dem Ver­zicht auf nur ei­ne Fre­gat­te 124 wür­den 762 Mil­lio­nen Eu­ro frei, um ca. 14 000 zu­sätz­li­che Leh­rer ein Jahr lang zu fi­nan­zie­ren.

 

Für das Droh­nen-Pro­jekt wur­den schon hun­der­te von Mil­lio­nen Eu­ro ver­prasst und da­mit tau­sen­de tol­le Mög­lich­kei­ten für ein gu­tes Le­ben ver­spielt. Statt sich wei­ter als Lob­by­is­ten der Händ­ler des To­des miss­brau­chen zu las­sen, müs­sen die Ge­werk­schaf­ten ge­mein­sam mit der Frie­dens­be­we­gung die Um­stel­lung der Rüs­tungs­in­dus­trie auf die Pro­duk­ti­on nütz­li­cher zi­vi­ler Gü­ter for­dern und durch­kämp­fen. Rüs­tung ge­fähr­det den Frie­den und das Ge­mein­wohl und ge­hört da­her ab­ge­schafft. Dann kann der not­wen­di­ge Kon­ver­si­ons­pro­zess bei Ar­beits­platz­ga­ran­tie und vol­lem Lohn- und Per­so­nal­aus­gleich be­werk­stel­ligt wer­den.

 

Kolumne von Manfred Dietenberger
31. Mai 2013
unsere zeit
– Zeitung der DKP
Foto:
Gerald Nino, CBP
U.S. Dept. of Homeland Security
[Public domain]

 

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